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Speiseröhrenkrebs (Ösphaguskarzinom)

Palma Pelaj

Speiseröhrenkrebs (Ösphaguskarzinom)
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Das Ösophaguskarzinom ist eine vergleichsweise seltene Krebserkrankung und macht nur 1% aller bösartigen Neubildungen (malignen Neoplasien) aus. Die Inzidenzraten variieren je nach geografischer Lage. In einigen Regionen können höhere Raten von Speiseröhrenkrebs auf Tabak- und Alkoholkonsum oder bestimmte Ernährungsgewohnheiten und Fettleibigkeit zurückgeführt werden. Die wichtigsten Informationen zur Ursache und Entstehung der Erkrankung, den ersten Symptomen, der Diagnose und Therapie erhalten Sie in diesem Überblicksartikel.
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Was ist Speiseröhrenkrebs?

Speiseröhrenkrebs (auch Ösophaguskarzinom genannt) entsteht, wenn Zellen in der Auskleidung der Speiseröhre unkontrolliert zu wachsen beginnen. In diesem Fall bildet sich Krebs. Zellen in fast jedem Teil des Körpers können zu Krebs werden und sich auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten (metastasieren). Das Ösophaguskarzinom entsteht in der Regel in den Zellen, die das Innere der Speiseröhre auskleiden. Ein Ösophaguskarzinom kann jedoch prinzipiell überall in der Speiseröhre auftreten. Mehr Männer als Frauen sind von der Erkrankung betroffen. Da die Erkrankung erst im späteren Verlauf Beschwerden verursacht, wird sie häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Die 2 häufigsten Arten des Ösophaguskarzinoms sind das Adeno- und das Plattenepithelkarzinom.

Was ist die Speiseröhre?

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist der hohle Schlauch, der vom Rachen (Pharynx) zum Magen führt. Die Nahrung fällt nicht einfach durch die Speiseröhre in den Magen, sondern wird durch eine rhythmische Bewegung von Muskelkontraktionen der Wände der Speiseröhre, der sogenannten Peristaltik, in den Magen befördert.

Welche Arten von Speiseröhrenkrebs gibt es?

Plattenepithelkarzinom des Ösophagus

Die innere Schicht der Speiseröhre (die Schleimhaut) ist normalerweise mit Plattenepithelzellen ausgekleidet. Krebs, der in diesen Zellen entsteht, wird als Plattenepithelkarzinom bezeichnet. Diese Art von Krebs kann überall in der Speiseröhre auftreten, am häufigsten tritt er jedoch im mittleren Ösophagusabschnitt auf. Die überwiegende Mehrheit der Plattenepithelkarzinome der Speiseröhre ist auf den Konsum von Alkohol und Nikotin zurückzuführen.

Adenokarzinom des Ösophagus

Krebsarten, die in Drüsenzellen (Zellen, die Schleim produzieren) entstehen, werden als Adenokarzinome bezeichnet. Adenokarzinome entstehen meist im distalen Ösophagus (untere Speiseröhre). Die meisten Erkrankungen treten in Folge eines Barrett-Ösophagus (Barrett-Syndrom) auf. Beim Barrett-Ösophagus handelt es sich um eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs (Barrett-Karzinom), der durch das chronische Zurückfließen von Speißebrei aus dem Magen in die Speiseröhre (Refluxkrankheit) entsteht.

Auch andere Krebsarten können in der Speiseröhre entstehen, darunter Lymphome, Melanome und Sarkome. Diese Krebsarten sind jedoch sehr selten und werden hier nicht weiter behandelt.
 
 

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Erschienen am 07.12.2021Welche Optionen gibt es beim Ösophaguskarzinom in der adjuvanten Behandlung? Die Antwort haben wir für Sie!

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Was sind Risikofaktoren für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs?

Die Risikofaktoren für die Entstehung eines bösartigen Tumors im Ösophagus hängen von der Art des Tumors ab. Die Risikofaktoren für die Entstehung eines Adenokarzinoms unterscheiden sich dementsprechend zum Teil von denen für die Entstehung eines Plattenpithelkarzinoms der Speiseröhre.

Risikofaktoren für die Entstehung eines Adenokarzinoms des Ösophagus
 
  • GERD (Gastroösophageale Refluxkrankheit)
  • Barrett-Ösophagus
  • Barrett-Metaplasie
  • Tabakkonsum
  • starker Alkoholkonsum
  • Adipositas
  • Achalasie (seltene chronische Erkrankung der Speiseröhre)
  • Stenose (Verengung der Blutgefäße) nach Verätzung mit Säuren oder Laugen
  • hohes Alter
Risikofaktoren für die Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms des Ösophagus
 
  • Tabakkonsum
  • starker Alkoholkonsum
  • Tylosis (Howl-Evans-Syndrom)
  • Achalasie (seltene chronische Erkrankung der Speiseröhre)
  • Stenose (Verengung der Blutgefäße) nach Verätzung mit Säuren oder Laugen
  • Bestrahlung im Hals-/Brustbereich mit hoher Dosis
  • hohes Alter

Welche Symptome treten bei Speiseröhrenkrebs auf?

Zu den ersten Anzeichen und typischen Symptomen von Speiseröhrenkrebs gehören folgende:
 
  • Fieber
  • Müdigkeit
  • Leistungseinbruch
  • Schluckstörung (Dysphagie)
  • Gewichtsverlust aufgrund von Dysphagie und tumorbedingtem Erbrechen
  • Blutungen
  • Knochenschmerzen bei metastasierter Erkrankung
  • Heiserkeit (aufgrund der Beteiligung des Nervus laryngeus recurrentis)
  • anhaltender Husten
  • Schmerzen in der Brust und im Bauch
  • häufige Lungenentzündung
     
     

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Wie wird Speiseröhrenkrebs diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf ein Ösophaguskarzinom, wird der Patient oder die Patientin zunächst einer allgemeinen körperlichen Untersuchung unterzogen. Des Weiteren führt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin eine Familienanamnese durch, um festzustellen, ob das Risiko für diese Krebserkrankung durch genetische Faktoren erhöht ist. Im Rahmen dieser ersten Untersuchung wird außerdem eine Blutprobe entnommen und ein großes Blutbild (Differenzialblutbild) erstellt. Mithilfe der Blutanalyse können weitere Anzeichen für eine Krebserkrankung erkannt werden. Für die Lokalisation und Stadieneinteilung des Karzinoms sind weitere Untersuchungen nötig.

Früherkennung bei Speiseröhrenkrebs

Für Menschen mit durchschnittlichem Risiko gibt es keine Voruntersuchungen für Speiseröhrenkrebs. Menschen, die ein hohes Risiko für Speiseröhrenkrebs haben, wie z. B. Menschen mit Barrett-Ösophagus, werden jedoch häufig engmaschig überwacht, um Früh- und Präkarzinome zu erkennen.

Welche Verfahren werden für die Diagnose eingesetzt?

Um die Diagnose Speiseröhrenkrebs zu stellen, zu sichern oder das Stadium der Krebserkrankung zu bestimmen, werden bildgebende Verfahren eingesetzt.

Zu den gängigsten Verfahren gehören folgende
 
  • Magenspiegelung (Gastroskopie): Mithilfe dieser Untersuchung kann der Tumor lokalisiert und eine Gewebeprobe entnommen und im Labor analysiert werden.
  • Endosonographie: Hierbei handelt es sich um einen hochauflösenden Ultraschall, der von innen durchgeführt wird. Mithilfe dieser endoskopischen Untersuchung ist eine sehr genaue Lokalisation und Untersuchung der Ausbreitung des Tumors möglich. Außerdem werden befallene Lymphknoten erkannt.
  • Röntgen-Breischluck: Ist der Tumor zu groß, um die Speiseröhre mit dem Endoskop untersuchen zu können, wird ein Röntgen-Breischluck zur Bestimmung der Ausdehnung des Tumors eingesetzt. Hierbei wird der Patient oder die Patientin dazu aufgefordert, schluckweise ein Kontrastmittel zu trinken. Gleichzeitig werden Röntgenaufnahmen von der Speiseröhre und des Übergang zum Magen (ösophago-gastralen Übergangs) angefertigt. Diese Bilder liefern Aufschluss über mögliche Schluckbeschwerden und die Lokalisation des Tumors.
  • Computertomographie (MRT): Das MRT zeigt Metastasen des fortgeschrittenen Tumors an.
  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET-CT): Mittels PET-CT können Fernmetastasen nachgewiesen werden.

Wie wird Speiseröhrenkrebs behandelt?

Zu den möglichen Optionen für die Behandlung gehören:
  Die Art der Therapie von Speiseröhrenkrebs richtet sich nach dem Krankheitsstadium und der Art des Karzinoms, und zwar wie folgt:
 
 

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Therapie eine Adenokarzinoms des Ösophagus

  • Stadium I: Im frühen Stadium wird entweder eine endoskopische Resektion oder eine chirurgische Resektion durchgeführt.
  • Stadium II: Es wird eine chirurgische Resektion, die außerdem von einer präoperativen Radiochemotherapie oder eine prä- und postoperativen Chemotherapie begleitet werden kann.
  • Stadium III und IV: Es wird eine Kombination aus präoperativer Radiochemotherapie und operativem Eingriff durchgeführt. Oder der chirurgische Eingriff wird mit einer prä- und postoperativen Chemotherapie begleitet.
  • Stadium V: Da es in diesem Stadium keine Heilungschance mehr für den weit fortgeschrittenen Speiseröhrenkrebs besteht, wird eine palliative Therapie eingeleitet, um Beschwerden und Symptome des Patienten oder der Patientin zu lindern.

Therapie eine Plattenepithelkarzinoms des Ösophagus

  • Stadium I: Es wird entweder eine endoskopische Resektion oder eine chirurgische Resektion durchgeführt.
  • Stadium II: Es wird eine definitive Radiochemotherapie in Kombination mit einer chirurgische Resektion durchgeführt. Es kann auch zunächst eine chirurgische Resektion, gefolgt von einer definitiven Radiochemotherapie und anschließender endoskopischer Resektion durchgeführt werden.
  • Stadium III und IV: Hier gibt es auch 2 Therapiemöglichkeiten. Entweder eine definitive Radiochemotherapie oder eine Radiochemotherapie gefolgt von einer chirurgischen Resektion.
  • Stadium V: Da in diesem Stadium keine Heilungschance mehr besteht, wird eine palliative Therapie eingeleitet und Beschwerden und Symptome des Patienten oder der Patientin zu lindern.
Für Betroffene, die nicht für einen chirurgischen Eingriff in Frage kommen, gibt es folgende Möglichkeiten der Palliativmedizin:
  Weitere Informationen zur Behandlung des Ösophaguskarzinoms entnehmen Sie der S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus“.
 
 

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Wie kann Speiseröhrenkrebs vorgebeugt werden?

Um das Risiko für eine Erkrankung an Speiseröhrenkrebs zu senken, sollten die wichtigsten Risikofaktoren vermieden werden.

Das umfasst:
 
  • Tabakkonsum einstellen
  • nur geringer Alkoholkonsum
  • gesunder Ernährungsplan (viel Obst und Gemüse)
  • gesundes Gewicht halten oder erreichen

Red. Journal Onkologie

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