Journal Onkologie
Gynäkologische Tumoren
Inhaltsverzeichnis

Welche Tumormarker gibt es bei Brustkrebs?

Zelluläre Brustkrebsmarker werden direkt am Gewebe von Biopsie oder Operation bestimmt [1-3].

Hierzu zählen insbesondere [1-3]:

  • HER2-Rezeptor

  • Hormonrezeptoren: Östrogen- und Progesteronrezeptor (ER, PR)

  • Proliferationsmarker Ki-67

  • uPA/PAI-1-Status

Humorale Tumormarker werden im Blut bestimmt und dienen der Verlaufskontrolle bei nachgewiesenem Tumor [1-3].

Zu ihnen zählen bei Brustkrebs [1-3]:

  • CA15-3

  • CEA

Was bedeutet HER2-Status bei einer Brustkrebserkrankung?

Etwa 15–20% der Mammakarzinome sind HER2-positiv (HER2+), das heißt, sie tragen vermehrt den Human Epidermal Growth Factor Receptor 2 (HER2/c-erbB2) auf der Zelloberfläche. Der HER2-Status beschreibt, wie stark dieser Rezeptor im Tumorgewebe ausgeprägt ist; gemessen wird er über einen Score von 0 bis 3+, wobei ein Wert von 3+ als sicher positiv gilt. Ein positiver HER2-Status steht mit verstärktem Tumorwachstum und einem aggressiveren Verlauf in Zusammenhang [1-3].

Was ist eine Anti-HER2-Therapie?

HER2 dient der Diagnose, Klassifikation und vor allem der Therapieentscheidung. Mit einer Anti-HER2-Therapie werden die HER2-Rezeptoren blockiert, um das Tumorwachstum zu hemmen, Rückfälle zu verhindern und die Überlebenszeit zu verlängern [1-3].

Zur zielgerichteten Behandlung stehen je nach Situation verschiedene Substanzen zur Verfügung, z. B. [1-3]:

  • monoklonale Antikörper wie Trastuzumab und Pertuzumab

  • Tyrosinkinase-Hemmer wie Lapatinib oder Tucatinib

  • Antikörper-Wirkstoff-Konjugate wie T-DM1 (Trastuzumab-Emtansin) für bestimmte Therapielinien

Diese Medikamente können einzeln oder in Kombination mit Chemotherapie eingesetzt werden, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen [1-3].

Was bedeutet Hormonrezeptor-positives Mammakarzinom?

Auch die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron können das Wachstum von Brustkrebszellen beeinflussen, sofern diese Bindungsstellen wie Östrogenrezeptoren (ER) oder Progesteronrezeptoren (PR, PgR) zum Andocken der Hormone aufweisen. Diese Hormonrezeptoren (HR) leiten Wachstumssignale ins Innere der Tumorzelle und fördern so das Tumorwachstum [1-3].

Der Tumor wird dann bezeichnet als:

  • ER+ (ER-positiv, Östrogen-Rezeptor-positiv)

  • PR+ (PR-positiv, Progesteron-Rezeptor-positiv, manchmal auch als PgR+)

Ein Brustkrebs mit mehr als 1% positiven Tumorzellen gilt als hormonempfindlich, d. h. er wird durch Östrogen oder Progesteron zum Wachstum angeregt. Dies ist bei etwa 70–80% aller Betroffenen der Fall, zeigt sich aber bei jeder Patientin in unterschiedlich starker Ausprägung. Der Hormonrezeptor-Status wird mittels Immunhistochemie bestimmt und kann auch durch den sogenannten Immune Reactive Score (IRS) dargestellt werden [1].

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Welche Rolle spielt der Marker Ki-67 bei Brustkrebs?

Ki-67 ist ein Proliferationsmarker zum Nachweis teilungsaktiver Zellen in einem Gewebe. Das Testergebnis kann als Ki-67-Labeling-Index dargestellt werden. Der Marker dient zur Klassifizierung des Tumors und zur Risikobestimmung. So verbessert die Bestimmung von Ki-67 laut aktueller S3-Leitlinie Mammakarzinom die Prognoseabschätzung bei ER-/PR-positivem und HER2-negativem invasivem Mammakarzinom und unterstützt die Entscheidung über eine mögliche adjuvante Chemotherapie [1].

Wichtig: Die Leitlinie weist darauf hin, dass es bei der Bestimmung von Ki-67 Unterschiede zwischen Laboren geben kann. Deshalb sollte der Marker nur genutzt werden, wenn die Bestimmung lokal standardisiert und validiert ist. Ein international einheitlicher Schwellenwert existiert nicht; häufig gilt ein Wert um 20 % als grober Anhaltspunkt für eine hohe Proliferationsrate — dieser muss jedoch immer im Zusammenspiel mit anderen Tumorparametern interpretiert werden [1].

Welchen Nutzen hat der Nachweis von uPa/PAI-1 bei Brustkrebs?

Das Protein Urokinase-Typ Plasminogen-Aktivator (uPA) und sein Inhibitor Plasminogen-Aktivator-Inhibitor 1 (PAI-1) sind zwei an Stoffwechselprozessen beteiligte Enzyme, die immer wieder zum Abschätzen des Metastasierungsrisikos eingesetzt werden. Der prognostische Wert für Patient:innen und der Einsatz in der Therapieentscheidung ist allerdings umstritten, weshalb ihre Analyse laut S3-Leitlinie nicht routinemäßig empfohlen wird. Hinzu kommt, dass für eine aussagekräftige Bestimmung frisches Tumorgewebe benötigt wird, was die Routineanwendung weiter einschränkt [1].

Was bedeutet der Tumormarker CA 15-3 bei Brustkrebs?

Der Tumormarker CA 15-3 (Cancer Antigen 15-3) weist die lösliche Form des Glykoproteins Mucin 1 (MUC1) nach. Das Protein ist an der Aktivierung krebsfördernder Signalwege beteiligt, kommt aber auch in geringen Mengen auf gesunden Zellen vor. Erhöhte Werte im Blut (angegeben in U/l) können bei verschiedenen bösartigen Erkrankungen, z. B. beim Mammakarzinom, Ovarial- oder Nierenzellkarzinom, vorkommen. CA 15-3 ist besonders gut nachweisbar bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom und wird vor allem zur Verlaufskontrolle genutzt. Für die Primärdiagnose oder das Screening wird CA 15-3 nicht empfohlen. Häufig wird der Marker mit CEA kombiniert, um die Beurteilung der Krankheitsaktivität zu unterstützen. Entscheidungen über Therapien sollten aber niemals ausschließlich auf CA 15-3-Werten basieren [1].

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Wozu dient der Tumormarker CEA?

Auch der Tumormarker CEA (carcinoembryonic antigen) kann bei Brustkrebs zur Verlaufskontrolle genutzt werden, besonders bei fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung. In gesundem Gewebe ist das Molekül an der Differenzierung und Wachstumskontrolle beteiligt, beim Tumor kann es das Wachstum fördern. Der CEA-Wert (in ng/ml) steigt mit dem Ausmaß der Tumorerkrankung an, ist jedoch nicht spezifisch für Brustkrebs, sondern auch bei anderen Tumoren (z. B. Darmkrebs) und gutartigen Erkrankungen sowie bei Raucher:innen erhöht. Aufgrund seiner geringen Spezifität wird CEA daher nur gemeinsam mit anderen Markern wie CA 15-3 und immer in Verbindung mit klinischen Befunden bestimmt [1].

Tumormarker zur molekularen Subtypisierung des Mammakarzinoms

Mithilfe der Tumormarker unterscheidet man vier molekulare Subtypen beim Mammakarzinom [1]:

  • Luminal A: HR-positiv, HER2-negativ, Ki-67 niedrig

  • Luminal B: HR-positiv, HER2-negativ oder -positiv, Ki-67 hoch

  • HER2-Typ: HR-negativ, HER2-positiv

  • Triple-negativ: HR-negativ, HER2-negativ

Die Klassifizierung gibt Hinweise darauf, ob eine medikamentöse Therapie adjuvant oder palliativ erfolgversprechend ist. So kann bei einem HR-positiven Mammakarzinom eine endokrine Therapie in Betracht gezogen werden, bei einem HER2-positiven Tumor eine Anti-HER2-Therapie. Als triple-negativ gelten Tumoren ohne Expression von HER2, ER und PR (<1% positive Zellen). Diese sind häufig prognostisch ungünstig und bedürfen einer Chemotherapie [1].

Welche generelle Rolle spielen Tumormarker beim Mammakarzinom?

Bei Patient:innen mit bereits diagnostiziertem Brustkrebs wird regelmäßig das Blut untersucht. Neben den klassischen Laborwerten können auch lösliche Tumormarker wie CA 15-3 und CEA gemessen werden. Diese Marker dienen in erster Linie der Kontrolle, wie sich ein Tumor unter einer Therapie entwickelt, und unterstützen die Früherkennung von Rezidiven oder Metastasen. Sie sind jedoch kein Ersatz für bildgebende Verfahren oder klinische Untersuchungen und sollten nie alleinige Grundlage für Therapieentscheidungen sein.

Genauere Informationen zur Bedeutung von Tumormarkern bei Brustkrebs finden Sie in der S3-Leitlinie Mammakarzinom.

Patienten-FAQ

Häufig gestellte Fragen zum Thema Marker bei Brustkrebs

Rund um das Thema Marker bei Brustkrebs stellen sich für Patient:innen oft viele Fragen: etwa zur Bedeutung, Aussagekraft oder zum Nutzen dieser Werte. In dieser  Patienten-FAQ finden Sie die häufigsten Fragen – und aktuelle, medizinisch fundierte Antworten, verständlich und klar erklärt.

Literatur:

(1)

Onkopedia Leitlinie zum Mammakarzinom der Frau. Stand Januar 2018. Abrufbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/mammakarzinom-der-frau/@@guideline/html/index.html (zuletzt aufgerufen: 14.07.25)

(2)

S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Stand Mai 2025. Abrufbar unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom (zuletzt aufgerufen am: 14.07.25).

(3)

Varzaru et al. Life 2024;14(4):458. DOI: 10.3390/life14040458