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Basalzellkarzinom

Dr. rer. nat. Marion Adam

Basalzellkarzinom
© David A Litman - stock.adobe.com
Das Basalzellkarzinom ist der häufigste maligne Tumor in Mitteleuropa (1). Die Inzidenz steigt seit Jahren kontinuierlich an und beträgt in Deutschland laut Statistik derzeit etwa 200 pro 100.000 Einwohner und Jahr.
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Was ist ein Basalzellkarzinom?

Das Basalzellkarzinom ist ein Hautkrebs. Basalzellkarzinome gehören wie die Plattenepithelkarzinome der Haut zum nicht-melanotischen, hellen Hautkrebs. Die Bezeichnung Basaliom ist veraltet (1-3).
Die Tumoren erscheinen oft als leicht transparente Beule auf der Haut, können aber auch andere Formen annehmen. Sie treten am häufigsten an Hautstellen auf, die hoher UV-Belastung ausgesetzt sind, beispielsweise im Kopf-Hals-Bereich. Das Vermeiden der Sonne und die Verwendung von Sonnenschutzmitteln können zum Schutz vor Basalzellkarzinomen beitragen.
Basalzellkarzinome beginnen in den Basalzellen – einem Zelltyp in der Haut, der neue Hautzellen produziert, während alte absterben.
Das Basalzellkarzinom ist weltweit die häufigste bösartige Erkrankung der Haut. Die Inzidenz steigt nach dem 40. Lebensjahr deutlich an, aber in jüngster Zeit wurde auch eine erhöhte Inzidenz in der jüngeren Bevölkerung, insbesondere bei Frauen, beobachtet, was auf eine erhöhte UV-Exposition durch die Sonne oder künstliche UV-Strahlen zurückzuführen ist (1).

Was ist die Ursache von einem Basalzellkarzinom?

Die Ursache fast aller Basalzellkarzinome ist eine langjährige intensive UV-Belastung. Neben der chronischen UV-Exposition, insbesondere intermittierende hohe Expositionsspitzen (Sonnenbrand, insbesondere in der Kindheit). Besonders häufig erkranken daher Menschen, die sich in ihrer Freizeit intensiv der UV-Strahlung aussetzen und/oder im Freien arbeiten. Es gibt aber auch eine erbliche Veranlagung: Auch Menschen mit hellem Hauttyp haben ein erhöhtes Risiko (3). Etwa 80% der Basaliome treten im Kopf-Hals-Bereich auf.

Weitere Risikofaktoren sind:
 
  • männliches Geschlecht
  • heller Hauttyp
  • bereits bestehende Basalzellkarzinome
  • Einwirkung ionisierender Strahlung
  • langjährige medikamentöse Unterdrückung des Immunsystems (z.B. nach Transplantation)

Wie erfolgt die Diagnose von einem Basalzellkarzinom?

Um etwaige Wucherungen oder Veränderungen der Haut zu beurteilen, führt ein Dermatologe eine Anamnese und Untersuchung durch (1, 2), die folgendes umfassen kann:
 
  • körperliche Untersuchung: Hautuntersuchung
  • Fragen nach Veränderungen der Haut oder zu anderen Anzeichen oder Symptomen:
    • Wann haben Sie dieses Hautwachstum oder diese Hautläsion zum ersten Mal bemerkt?
    • Hat es sich verändert, seit Sie es zum ersten Mal bemerkt haben?
    • Ist die Wucherung oder Läsion schmerzhaft?
    • Hatten Sie bereits Hautkrebs?
    • Hatte jemand in Ihrer Familie Hautkrebs? Welche Art?
    • Treffen Sie Vorsichtsmaßnahmen, um sich vor der Sonne zu schützen, z. B. die Vermeidung der Mittagssonne und die Verwendung von Sonnenschutzmitteln?
  • Hautbiopsie

Wie erfolgt die Therapie bei einem Basalzellkarzinom?

Die chirurgische Entfernung ist der Goldstandard in der Behandlung dieses Hautkrebses. Bei nicht-operativen Tumoren, z. B. bei sehr großen oder ungünstig gelegenen Tumoren oder wenn der allgemeine Gesundheitszustand der/des Patientin/en eine Operation nicht zulässt, können alternative Therapien eingesetzt werden. Die Einteilung in Tumoren mit hohem oder niedrigem Rezidivrisiko beeinflusst die Wahl der Behandlung.

Folgende Methoden zur Behandlung stehen zur Verfügung:

Operative Entfernung:
Die operative Entfernung mit histologischer Kontrolle der vollständigen Resektion des Tumors ist die effektivste Therapie. Der Eingriff wird in meist unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Mehr als 95% aller Basalzellkarzinome lassen sich durch eine Exzision sicher und vollständig behandeln.

Strahlentherapie
Bei nicht-operativen oder lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinom kann nach interdisziplinärer Abstimmung eine Strahlentherapie durchgeführt werden.
Patient:innen mit einem hohen Risiko für eine Zweittumorinduktion (Alter < 40 Jahre, Basalzellkarzinomsyndrom oder anderen genetischen Syndromen) sowie Patient:innen mit Kollagenosen, die ein erhöhtes Risiko für überdurchschnittliche akute Toxizität zeigen (Lupus erythematodes, Sklerodermie), können keine Strahlentherapie erhalten.

Lokale Therapie
Zur Behandlung von Tumoren mit niedrigem Risiko (z.B. oberflächlichen Basalzellkarzinomen) sowie in besonderen Lebenssituationen insbesondere bei älteren multimorbiden Patient:innen kommen verschiedene topische Therapien zum Einsatz:
 
  • Imiquimod: Bei nicht-operativen, großen, oberflächlichen Basalzellkarzinomen kann eine Imiquimod-Salbe angewendet werden Imiquimod ist ein Toll-like-Rezeptor-Agonist (TLR7 und 8), der durch die Induktion proinflammatorischer Zytokine und weiterer Mediatoren sowohl die angeborene als auch die zelluläre Immunantwort aktivieren und hierdurch eine zielgerichtete Abtötung von Tumorzellen induzieren kann.
  • 5-Fluorouracil: Bei superfiziellen Basalzellkarzinomen ist 5-Fluorouracial zur Therapie zugelassen, wenn die chirurgische Entfernung erfolglos war oder nicht durchgeführt werden kann.
Photodynamische Therapie
Die photodynamische Therapie kann zur Behandlung von dünnen Tumoren genutzt werden, vorzugsweise wenn Kontraindikationen gegen eine Operation bestehen. Bei der photodynamischen Therapie wird die Haut durch einen Photosensibilisator (5-Aminolävulinsäure oder deren Methylester) lichtempfindlich gemacht und anschließend mit energiereichem Rotlicht bestrahlt, wodurch die Zellen des Tumors zerstört werden.

Kryochirurgie
Zur Therapie von kleinen superfiziellen Basalzellkarzinomen an Rumpf oder Extremitäten, wenn Kontraindikationen gegen eine Exzision oder topische Verfahren bestehen. Bei der Kryochirurgie wird flüssiger Stickstoff verwendet, um Zellen unselektiv absterben zu lassen.

Lasertherapie
Ablative und nicht-ablative Laserverfahren können zur Behandlung von Niedrigrisiko-BZK eingesetzt werden, wenn Kontraindikationen gegen eine Operation oder topische Verfahren bestehen.

Systemtherapie
Therapie mit einem Hedgehog-Inhibitor bei:
  • lokal-fortgeschrittenen oder metastasierten Basalzellkarzinomen
  • multiplen Tumoren im Rahmen eines Basalzellkarzinomsyndrom
  • lokal-fortgeschrittenen Tumoren als neoadjuvante Therapie
Auch Immuncheckpoint-Inhibitoren zur Therapie werden derzeit untersucht.

Follow-up
Nach der Operation wird eine regelmäßige Nachsorge (alle 6 Monate für 2 Jahre) empfohlen.

Was ist das Basalzellkarzinomsyndrom?

Das Basalzellkarzinomsyndrom (Gorlin-Goltz-Syndrom oder BCC) ist eine autosomal-dominant vererbte
Erkrankung, die mit multiplen und bereits in jüngeren Jahren auftretenden Basalzellkarzinomen sowie weiteren Fehlbildungen im Skelettsystem, zentralen Nervensystem, Urogenitalsystem und Herzen einher geht.

Weitere Informationen zu weiteren dermatologischen Tumoren, z.B. dem Plattenepithelkarzinom oder dem malignem Melanom, finden Sie auf unseren Übersichtseiten!

Redaktion journalonko.de

Literatur:

(1) Lomas A, Leonardi-Bee J, Bath-Hextall F. A systematic review of worldwide
incidence of nonmelanoma skin cancer. Br J Dermatol 2012; 166: 1069-80.
(2) S2k-Leitlinie Basalzellkarzinom der Haut. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-021l_S2k_Basalzellkarzinom-der-Haut_2018-09_01.pdf
(3) Dika E, Scarfì F, Ferracin M et al. Basal Cell Carcinoma: A Comprehensive Review.  Int J Mol Sci. 2020; 21(15): 5572. doi: 10.3390/ijms21155572.

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