Immuntherapie bei Leukämien der Chemotherapie überlegen
Neben einer
Chemotherapie setzen Mediziner:innen heute auf die
Immuntherapie. Den Ansatz, mit Blutzellen Krebs zu heilen, hatte Prof. Dr. Hans-Jochem Kolb aus München begründet, der seit vielen Jahren dem Wissenschaftlichen Beirat der José Carreras Leukämie-Stiftung angehört. „Kolb hätte dafür den Medizin-Nobelpreis bekommen müssen“, findet Prof. Neubauer und erklärt: „Im Vergleich zu einer Chemotherapie ist eine Immuntherapie hochwirksam und verursacht in der Regel weniger Nebenwirkungen. In Einzelfällen treten aber auch bei einer
Immuntherapie Nebenwirkungen auf, die dann leider auch verheerend sein können.“
Orale zielgerichtete Therapie bei Leukämien
Eine weitere Therapierichtung, die gerade bei einigen Leukämien sehr gute Ergebnisse erzielt, ist die
Orale zielgerichtete Therapie, also die Einnahme von Tabletten. Prof. Neubauer: „Dabei greifen zielgerichtete Wirkstoffe das Wachstum oder den Stoffwechsel der Krebszellen an und stoppen so die Ausbreitung des Tumors. Wie die Immuntherapie ermöglicht uns auch die Oral zielgerichtete Therapie neue Wege zu gehen und mehr Patient:innen zu helfen.“
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Medizinische Forschung rettet Leben
Solche Erfolge, die Leben retten und Leid lindern, seien nur über medizinische Forschung möglich, sagt Prof. Neubauer: „Am Anfang eines Forschungsprojektes weiß man in der Regel nicht, wer alles am Ende davon profitiert. So konnte das BionTech-Ehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin die Corona-Impfung nur deshalb in, wie sie selbst sagen, ,Lichtgeschwindigkeit‘ entwickeln, weil sie seit Jahrzehnten an der Entwicklung von Krebsmedikamenten geforscht hatten.“
Gesunder Lebensstil schützt vor Krebs
Neben der Medizin spiele aber auch eine gesunde Lebensweise eine entscheidende Rolle, um den Krebs zu bekämpfen oder erst gar nicht entstehen zu lassen, erklärt Prof. Neubauer: „Durch den
Verzicht auf Gifte wie Nikotin und Alkohol, regelmäßige Bewegung, ein vernünftiges Gewicht und eine ausgeglichene Work-Life-Balance ohne zu viel negativen Stress können wir unser Immunsystem unfassbar stärken und das Risiko, an Krebs zu erkranken, um mehr als 40% senken. Bei ehemaligen Krebspatient:innen ist so eine gesunde Lebensweise oft wirkungsvoller als eine adjuvante Chemotherapie, bei der nach der eigentlichen Krebstherapie die letzten noch im Körper verbliebenen Krebszellen vernichtet werden sollen, um einen Rückfall zu verhindern.“
Corona-Pandemie für Krebspatient:innen besonders belastend
Die Corona-Pandemie sei, so der Chefarzt, für seine Patient:innen eine besondere Belastung gewesen. „Wir haben bereits die ersten Berichte aus China sehr ernst genommen und die Sicherheitsmaßnahmen umgehend hochgefahren. So ist es uns gelungen, dass wir bislang keinen Coronaausbruch auf unserer Station hatten. Mit der Corona-Impfung ist dann ein echter Durchbruch erzielt worden. Auch wenn Krebspatient:innen aufgrund ihres geschwächten Immunsystems weniger gut auf eine Impfung reagieren, rate ich geraden diesen Menschen dringend, sich zu schützen. Einer meiner Patienten, der selbst Mediziner ist, hat sich mittlerweile 8 Mal impfen lassen und ist bislang ohne eine Erkrankung durch die Pandemie gekommen.“
Zum Interview mit Prof. Dr. Andreas Neubauer zum Weltblutkrebstag 2022