Journal Onkologie
Endometriumkarzinom
Inhaltsverzeichnis

Was ist das Endometriumkarzinom und wie unterscheidet es sich von anderen Tumorentitäten?

Das Endometriumkarzinom ist ein epithelialer maligner Tumor, der aus der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) hervorgeht und im Bereich des Gebärmutterkörpers (Corpus uteri) lokalisiert ist. In der Fachliteratur wird er auch als Korpuskarzinom oder Uteruskarzinom bezeichnet. Die Begriffe „Gebärmutterkrebs“ oder „Unterleibskrebs“ sind hingegen unspezifisch und umfasse neben dem Endometriumkarzinom auch andere Neoplasien des Uterus, insbesondere das Zervixkarzinom sowie andere Tumoren des kleinen Beckens [1].

Wie häufig sind Endometriumkarzinome und wer ist betroffen?

Häufigkeit des Endometriumkarzinoms in Deutschland

Das Endometriumkarzinom (EC) zählt in Deutschland mit einem Anteil von 4,8% zu den fünf häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und stellt zugleich das häufigste Malignom im Bereich des Beckens dar. Die Erkrankung tritt bevorzugt im höheren Lebensalter auf: Die Inzidenz steigt bis zum 70. Lebensjahr kontinuierlich an, der Häufigkeitsgipfel liegt im Altersbereich zwischen 70 und 84 Jahren, gefolgt von einem rückläufigen Trend [2].

Globales Vorkommen und regionale Unterschiede

Weltweit zählt das Endometriumkarzinom zu den häufigeren malignen Erkrankungen bei Frauen. Ältere Schätzungen gingen von etwa 142.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus, was das EC zu einer der sieben häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen machte [2]. Neuere epidemiologische Analysen gehen inzwischen jedoch von über 400.000 Neuerkrankungen jährlich aus. Die höchsten Inzidenzraten werden in Ländern mit hohem Einkommen, insbesondere Nordamerika, Europa, Australien/Neuseeland sowie in Mikronesien und Polynesien, beobachtet. Auch Länder mit starkem sozioökonomischem Wandel, wie Japan, Costa Rica, Singapur oder Belarus, verzeichnen teils deutliche Zuwächse bei der Zahl der Erkrankungen [4].

Weltweit versterben jährlich etwa 42.000 Frauen an einem Endometriumkarzinom, was rund 1,9% aller krebsbedingten Todesfälle bei Frauen entspricht [2]. In Ländern mit hoher Inzidenz liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 72% in Europa und 84 % in den USA [2].

Welche Ursachen und Risikofaktoren für das Endometriumkarzinom gibt es?

Das Endometriumkarzinom (EC) ist eng mit einer Vielzahl von hormonellen, metabolischen, reproduktiven und genetischen Risikofaktoren verknüpft.

Hormonelle Dysbalance: Östrogenüberschuss als zentrale Ursache

Ein persistierender Östrogeneinfluss gilt als Hauptursache für die Entstehung des Endometriumkarzinoms. Besonders in der Postmenopause, wenn die körpereigene Gestagenproduktion versiegt, aber weiterhin Östrogene – vor allem im Fettgewebe – gebildet werden, kann eine dauerhafte Stimulation der Gebärmutterschleimhaut erfolgen. Das Risiko steigt besonders, wenn zusätzlich eine Hormonersatztherapie mit reinen Östrogenpräparaten ohne Gestagenkomponente erfolgt [2, 4, 5].

Metabolische Risikofaktoren: Adipositas, Diabetes und Hypertonie

Adipositas ist ein wesentlicher Risikofaktor, da im Fettgewebe Östrogene durch Aromatisierung aus Androgenen gebildet werden. Mit zunehmendem Body-Mass-Index (BMI) steigt das Erkrankungsrisiko deutlich. Hinzu kommen begleitende metabolische Störungen wie Insulinresistenz, metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck, die das Risiko für ein EC zusätzlich erhöhen [2, 4]. Auch das PCOS ist mit einem erhöhten Risiko assoziiert.

Reproduktive Faktoren: Kinderlosigkeit, späte Menopause, frühe Menarche

Frauen mit wenigen oder keinen Schwangerschaften (Nulliparität) haben ein erhöhtes Risiko. Auch ein später Eintritt in die Menopause oder eine frühe Menarche verlängern die Dauer der Östrogenexposition ohne Gestagen und erhöhen somit das Risiko [2, 4, 5].

Genetische Prädisposition: Lynch-Syndrom und familiäre Vorbelastung

Das Lynch-Syndrom (hereditäres non-polypöses kolorektales Karzinomsyndrom, HNPCC) ist mit einem signifikant erhöhten Risiko für Endometriumkarzinome assoziiert. Auch familiäre Häufungen von Dickdarmkrebs oder Gebärmutterkörperkrebs können das Risiko erhöhen. Diese genetische Komponente sollte insbesondere bei jungen Patientinnen oder positiver Familienanamnese berücksichtigt werden [2, 5].

Wie wird das Endometriumkarzinom klassifiziert?

Histologische Klassifikation

Histologisch handelt es sich beim Endometriumkarzinom nahezu immer um ein Adenokarzinom, das vom Drüsenepithel der Gebärmutterschleimhaut ausgeht. Die häufigste Form ist das endometrioide Adenokarzinom, das etwa 80 % der Fälle ausmacht [2]. Seltener treten seröse (3–10 %), klarzellige (2–3 %), Karzinosarkome (~2 %) sowie muzinöse, mesonephric-like oder undifferenzierte Karzinome auf [2].

Ein früher weit verbreitetes Modell unterschied das Endometriumkarzinom in Typ 1 (östrogenabhängige, meist gut differenzierte, endometrioide Karzinome) und Typ 2 (östrogenunabhängige, meist seröse oder klarzellige, schlecht differenzierte Karzinome). Dieses dualistische Pathogenese-Modell hat zwar weiterhin edukative Bedeutung, wird aber zunehmend verlassen, da es molekularbiologisch nicht zuverlässig trennscharf ist [2].

Molekulare Klassifikation (TCGA)

Basierend auf den Ergebnissen des The Cancer Genome Atlas (TCGA) hat sich eine molekular fundierte Klassifikation etabliert, die in Leitlinien empfohlen und klinisch zunehmend relevant wird [2]. Sie unterteilt das Endometriumkarzinom in vier molekulare Gruppen:

  • POLE-ultramutiert: Sehr gute Prognose

  • MMRd (Mismatch-Repair-defizient): Mittlere Prognose, häufig mit Lynch-Syndrom assoziiert

  • p53-aberrant (Copy-Number-High): Schlechte Prognose, entspricht oft serösen Karzinomen

  • No Specific Molecular Profile (NSMP): Heterogene Gruppe, meist endometrioid G1/G2 mit intermediärer Prognose

Diese molekulare Klassifikation ist prognostisch relevant und beeinflusst zunehmend therapeutische Entscheidungen, insbesondere in frühen Stadien. Ihre Anwendung wird u. a. von WHO, ISGyP, ESGO und anderen Fachgesellschaften empfohlen [2].

Welche Symptome hat das Endometriumkarzinom?

Typisches Frühzeichen

Ein Endometriumkarzinom verursacht insbesondere im Frühstadium häufig unspezifische oder sehr milde Beschwerden. Das wichtigste und häufigste Symptom ist jedoch eine vaginale Blutung außerhalb der normalen Regelblutung. Insbesondere bei postmenopausalen Frauen gilt dies als Alarmsignal und sollte immer ärztlich abgeklärt werden, da eine frühzeitige Diagnose die Prognose deutlich verbessert.

Krankheitszeichen im fortgeschrittenen Stadium

Im weiteren Verlauf – insbesondere bei fortgeschrittenem Tumorstadium – können zusätzlich folgende Symptome auftreten [5]:

  • Blutig-eitriger Ausfluss

  • Blut im Urin oder Stuhl

  • Unregelmäßiger Harndrang und/oder Stuhlgang

  • Chronische Unterbauchschmerzen

  • Unbeabsichtiger Gewichtsverlust

Wie wird das Endometriumkarzinom diagnostiziert?

Erster Verdacht und klinische Basisuntersuchungen

Bei Symptomen wie ungewöhnlichen Blutungen nach der Menopause oder außerhalb des normalen Zyklus sollte rasch eine ärztliche Abklärung erfolgen [6]. Die erste Diagnostik beginnt mit der Anamnese und klinischen Untersuchung, einschließlich einer gynäkologischen Tastuntersuchung (Uterus, Vagina, Ovarien, Rektum).

Bildgebung in der Erstdiagnostik

Die transvaginale Sonographie (TVS) gilt als wichtigste bildgebende Erstuntersuchung. Sie dient der Beurteilung der Endometriumdicke, der Myometriuminfiltration und möglicher Zervixbeteiligung. Insbesondere bei postmenopausalen Frauen liefert eine verdickte Endometriumlinie (>4–5 mm) einen ersten Hinweis auf eine mögliche Malignität [2].

Ein Röntgen-Thorax kann bei High-risk-Subtypen sinnvoll sein, um seltene Lungenmetastasen zu erkennen, wird aber bei Low-risk-Patientinnen nicht routinemäßig empfohlen [2].

Entnahme und Untersuchung von Endometriumgewebe

Zur Sicherung der Diagnose ist die Entnahme von endometrialem Gewebe von zentraler Bedeutung. Dabei stellt die Endometriumbiopsie – in der Regel ambulant mit einer dünnen Absaugkanüle und ohne Narkose durchgeführt – das bevorzugte und besonders zuverlässige Verfahren dar, vor allem bei postmenopausalen Patientinnen [6]. Reicht die Biopsie jedoch nicht aus oder liefert sie unklare Befunde, erfolgt im nächsten Schritt eine Abrasio (Dilatation und Kürettage, D&C), gegebenenfalls in Kombination mit einer Hysteroskopie, bei der die Gebärmutterhöhle direkt inspiziert werden kann [2, 6].

Bildgebung zur Ausbreitungsdiagnostik (Staging)

Für die präoperative Beurteilung der lokalen Tumorausdehnung (z. B. Infiltrationstiefe des Myometriums, Zervixstromabeteiligung) wird bei unklarer TVS oder fortgeschrittener Erkrankung eine MRT empfohlen [2].

  • MRT ist die Methode der Wahl bei der Beurteilung der lokalen Ausbreitung.

  • CT oder PET-CT werden eingesetzt zur Abklärung von Fernmetastasen (z. B. Lunge, Leber, Knochen, nicht-regionäre Lymphknoten) oder wenn MRT nicht möglich ist [2,6].

  • CA-125-Blutwerte können als Verlaufsparameter verwendet werden, haben aber keinen Stellenwert für die Primärdiagnose [2,6].

Wie wird das Endometriumkarzinom therapiert?

Die Therapie des Endometriumkarzinoms richtet sich in erster Linie nach dem klinischen Stadium, dem histologischen Subtyp, der Molekularbiologie (v.a. MMR-Status, p53, POLE), sowie individuellen Patientenfaktoren wie Alter, Komorbiditäten und Therapiezielen. Die Leitlinie betont, dass alle Patientinnen im interdisziplinären Tumorboard vorgestellt werden sollten, um eine optimale Therapieentscheidung zu treffen. Zunehmend Einfluss auf die Therapieentscheidung nimmt die neue molekulare Klassifikation (TCGA). Dabei spielt insbesondere der Mismatch-Reparatur-Status (MMR) eine zentrale Rolle bei der Auswahl systemischer Therapien in fortgeschrittenen Stadien.

Lokalisierte Erkrankung

Stadium I–II (ohne Fernmetastasierung) Standard ist die primäre Operation mit totaler Hysterektomie und bilateraler Salpingo-Oophorektomie. Bei hohem Risikoprofil ist eine Lymphadenektomie oder alternativ ein Sentinel-Lymphknotenverfahren empfohlen [2].

Je nach Risikogruppe (niedrig, intermediär, hoch) wird anschließend über eine adjuvante Radiatio, ggf. kombiniert mit einer Chemotherapie, entschieden. Die adjuvante Chemotherapie (Carboplatin + Paclitaxel) ist bei high-risk-Patientinnen indiziert. Die neue ESGO-Leitlinie (2025) erlaubt zusätzlich eine Kombination mit Immuntherapie bei dMMR-Tumoren im adjuvanten Setting [3].

Fortgeschrittenes oder rezidiviertes Endometriumkarzinom

Traditionell bestand die Therapie aus einer Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel. Inzwischen haben jedoch neue Studien zu einem Paradigmenwechsel geführt. Für die molekulare Subgruppe der dMMR/MSI-H-Tumoren konnten die Phase-III-Studien RUBY, NRG-GY018 und DUO-E zeigen, dass die Kombination einer Chemotherapie mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor – wie beispielsweise Dostarlimab, Pembrolizumab oder Durvalumab – das progressionsfreie sowie das Gesamtüberleben signifikant verbessert.

Wie erfolgt für Nachsorge für das Endometriumkarzinom?

Nach Abschluss der Primärtherapie dient die Nachsorge mehreren wesentlichen Zielen: Sie ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Rezidiven, adressiert langfristige therapiebedingte Nebenwirkungen und bietet einen Rahmen für individuelle Beratung und psychosoziale Unterstützung. Auch Fragen zur Lebensstilmodifikation, Familienplanung, Sexualität oder genetischen Prädispositionen können im Rahmen der Nachsorge sinnvoll thematisiert werden. Die Frequenz der Nachsorgetermine richtet sich nach dem individuellen Rückfallrisiko [2]:

  • Bei niedrigem Risiko (z. B. FIGO-Stadium I, G1–2) werden zunächst halbjährliche Termine in den ersten drei Jahren empfohlen, anschließend reicht eine jährliche Kontrolle.

  • Für Patientinnen mit höherem Rückfallrisiko (z. B. seröse oder klarzellige Histologie, fortgeschrittenes Stadium) sollten in den ersten drei Jahren Kontrollen alle drei bis sechs Monate stattfinden. Ab dem vierten Jahr kann das Intervall auf sechs bis zwölf Monate verlängert werden.

  • Patientinnen mit genetisch bedingtem erhöhtem Risiko (z. B. Lynch-Syndrom) benötigen eine erweiterte interdisziplinäre Nachsorge, die auch andere Tumorentitäten (z. B. Kolon- oder Ovarialkarzinom) umfasst. Eine humangenetische Beratung sollte bereits im Verlauf der Primärtherapie angeboten und in der Nachsorge weitergeführt werden.

Wie ist die Prognose beim Endometriumkarzinom?

Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Endometriumkarzinom hängt maßgeblich von Tumorstadium, Histologie, Grading, Lymphknotenstatus und zunehmend auch von molekularen Profilen ab [2]. Früh diagnostizierte Tumoren, insbesondere vom endometrioiden Typ und niedrigem Grading (G1–G2), haben in der Regel eine sehr gute Prognose mit hohen Fünf-Jahres-Überlebensraten. Dagegen sind nicht-endometrioide Subtypen (z. B. seröse oder klarzellige Karzinome) sowie fortgeschrittene Stadien mit einem deutlich erhöhten Risiko für Rezidive und eine schlechtere Gesamtprognose verbunden. Die molekulare Typisierung gemäß TCGA hat sich als zusätzlicher, prognostisch relevanter Faktor etabliert. Sie erlaubt eine präzisere Einschätzung des individuellen Risikoprofils [2].

Wie kann man dem Endometriumkarzinom vorbeugen?

Die Entstehung des Endometriumkarzinoms wird stark durch veränderbare Risikofaktoren beeinflusst. Zentrales Ziel der Primärprävention ist daher die Reduktion von Faktoren, die mit einem chronischen Östrogenüberschuss oder einer metabolischen Dysregulation einhergehen. Adipositas zählt zu den bedeutendsten Risikofaktoren, da Fettgewebe – insbesondere postmenopausal – vermehrt Östrogene produziert, die das Endometriumwachstum fördern. Ein erhöhter Body-Mass-Index, ein ungünstiges Taille-Hüft-Verhältnis sowie Diabetes mellitus, gestörte Glukosetoleranz und das metabolische Syndrom steigern das Erkrankungsrisiko deutlich. Vorbeugend wirken vor allem regelmäßige körperliche Aktivität und nachhaltige Gewichtsreduktion, idealerweise bereits vor der Menopause. Auch eine bariatrische Operation kann bei adipösen Patientinnen das Risiko senken. Weitere mögliche Schutzfaktoren wie Endometriumablation, Statine oder Bisphosphonate werden diskutiert, sind jedoch bislang nicht Teil der Standardprävention [2].

Patient:innen-FAQ

Häufig gestellte Fragen zum Endometriumkarzinom

Rund um das Thema Endometriumkarzinom stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patient:innen-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Literatur:

(1)

Krebsinformationsdienst: Gebärmutterkörperkrebs, abrufbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/gebaermutterkoerperkrebs

(2)

S3-Leitlinie Endometriumkarzinom, abrufbar unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/endometriumkarzinom

(3)

Scott B et al. (2025) Advancements in Endometrial Cancer Research in 2024, European Medical Journal, DOI: 10.33590/emjoncol/NINN2044.

(4)

Corr BR et al. (2025) Advances in the management of endometrial cancer, BMJ, DOI: 10.1136/bmj‑2024‑080978

(5)

Deutsche Krebshilfe: Gebärmutterschleimhautkrebs, abrufbar unter: https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebsarten/gebaermutterschleimhautkrebs

(6)

American Cancer Society: Tests for Endometrial Cancer, abrufbar unter: https://www.cancer.org/cancer/types/endometrial-cancer/detection-diagnosis-staging/how-diagnosed.html