Journal Onkologie
Medizin

Erste in Europa zugelassene Therapie

„Desmoidtumoren können das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und sind aufgrund ihres invasiven Wachstums und der hohen Rezidivraten schwierig zu behandeln. Bis jetzt gab es in Europa keine zugelassenen Therapien“, erklärte Professor Dr. Bernd Kasper vom Mannheim Cancer Center. Er betonte, dass die Daten von Nirogacestat (Ogsiveo®) sowohl eine relevante Antitumoraktivität als auch eine signifikante Symptomverbesserung zeigen. Besonders die Schmerzbelastung der Patient:innen habe sich deutlich verringert.

Seltene Tumorerkrankung in der EU

Desmoidtumoren sind seltene, lokal aggressiv wachsende gutartige Tumoren, die im Bindegewebe entstehen [1,2]. In der EU werden jährlich rund 1.300 bis 2.300 neue Fälle diagnostiziert [3,4,5]. Sie können zu Schmerzen, Mobilitätseinschränkungen, Entstellung und chronischer Erschöpfung führen [1,2,6,7]. Aufgrund ihrer unberechenbaren Natur und der hohen Rezidivrate, die sich erheblich auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken kann, gestaltet sich ihre Behandlung schwierig [2,6-9]. Fachgesellschaften empfehlen inzwischen meist eine medikamentöse Therapie anstelle chirurgischer Eingriffe als bevorzugte Erstbehandlung [4,10]. In den USA ist Nirogacestat bereits Standardtherapie. Nach einer weiteren EU-Zulassung für NF1-PN hat Merck nun zwei Arzneimittel im Bereich seltener Tumoren auf dem Markt.

Überzeugende Ergebnisse in DeFi-Studie

Die Zulassung stützt sich auf Ergebnisse der Phase-III-Studie DeFi, in die 142 erwachsene Patient:innen mit fortschreitenden Desmoidtumoren eingeschlossen waren. Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt einer Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und erzielte eine statistisch signifikante Verbesserung gegenüber Placebo: das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung sank um 71% (Hazard Ratio [HR] = 0,29 [95%-KI: 0,15, 0,55]; p < 0,001). Außerdem führte die Behandlung mit Nirogacestat zu einer signifikanten Verbesserung der objektiven Ansprechrate (ORR). Die bestätigte ORR gemäß RECIST v1.1 betrug 41% unter Nirogacestat gegenüber 8% unter Placebo (p < 0,001); die Rate vollständiger Remissionen betrug 7% im Nirogacestat- und 0% im Placebo-Studienarm. Die mediane Dauer bis zum ersten Ansprechen belief sich auf 5,6 Monate unter Nirogacestat und 11,1 Monate unter Placebo. Des Weiteren erzielte Nirogacestat eine frühzeitige und anhaltende Verbesserung bei den Endpunkten, über die die Patient:innen selbst Auskunft gaben (PROs), einschließlich Schmerzen (p < 0,001), Desmoidtumor-spezifische Symptome (p < 0,001), körperliche Funktionsfähigkeit/Rollenfunktion (p < 0,001) und allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität (p ≤ 0,01) [10].

Überschaubares Sicherheitsprofil

Das Sicherheitsprofil war beherrschbar. Häufige Nebenwirkungen unter Nirogacestat waren Durchfall (85%), Hautausschlag (65%), ovarielle Toxizität bei Frauen im gebärfähigen Alter (60%), Übelkeit (59%), Fatigue (50%), Hypophosphatämie (50%), Kopfschmerzen (40%) und Stomatitis (40%) [10].

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Quelle:

Merck

Literatur:

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Sbaraglia M et al. (2021) The 2020 WHO Classification of Soft Tissue Tumours: News and Perspectives. Pathologica, DOI: 10.32074/1591-951X-213

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Bektas M et al. (2023) Desmoid tumors: a comprehensive review. Advances in Therapy, DOI: 10.1007/s12325-023-02592-0

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OGSIVEO. Prescribing Information. SpringWorks Therapeutics, Inc.

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