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Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs geht weiter

HPV-Impfung und Krebsfrüherkennung — ein unschlagbares Doppel
Obwohl die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) seit dem Jahr 2007 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird, sind in Deutschland weniger als die Hälfte der Mädchen gegen HPV geimpft: Bei den 17-Jährigen hatten laut Robert Koch-Institut lediglich 40 Prozent die komplette Impfung erhalten.
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Im Jahr 1983 gelang dem deutschen Forscher Harald zur Hausen eine bahnbrechende Entdeckung: In Tumorzellen von Frauen mit Gebärmutterhalskrebs konnten humane Papillomviren (HPV) nachgewiesen und damit der Zusammenhang zwischen Viren und Gebärmutterhalskrebs belegt werden. Auf Basis dieses Wissens wurden Impfstoffe entwickelt, die einer Infektion und damit dem Gebärmutterhalskrebs vorbeugen sollen. Die ersten HPV-Impfstoffe sind seit dem Jahr 2006 auf dem Markt verfügbar. Die zweite Säule im Kampf gegen das Zervixkarzinom ist die Abstrich-Untersuchung zur frühen Erkennung von Zellveränderungen. Eine Institution, die sich für beides einsetzt, ist die Projektgruppe Zervita. Die Gruppe feiert nun ihr 10-jähriges Bestehen. Zeit, um Bilanz zu ziehen, was sich in Deutschland getan hat und welche Probleme es gibt.

Dass die Impfraten nach wie vor so niedrig sind, überrascht Prof. Dr. Thomas Iftner, Sektionsleiter der medizinischen Virologie am Universitätsklinikum Tübingen und Vorsitzender des Vereins ZERVITA e.V. nicht:
„Bei der allgemeinen Impfmüdigkeit, wie sie beispielsweise bei den Masern sichtbar wurde, habe ich befürchtet, dass diese Entwicklung anhält. Leider unternehmen auch die deutschen Bundesbehörden keinen Anlauf, um ein Impfprogramm aufzusetzen, wie es in Österreich oder der Schweiz existiert, obwohl es entsprechende Initiativen in Deutschland gibt.“
Auch in Großbritannien oder Australien gibt es Schulprogramme, in deren Rahmen fast 90 Prozent aller 12- beziehungsweise 13-jährigen Mädchen geimpft werden. In Dänemark existieren zwar keine Schulimpfungen, aber dennoch werden Impfquoten von fast 80 Prozent bei 12-jährigen Mädchen erreicht.
Ängste wegen möglicher Impfnebenwirkungen sind sicherlich ein Grund für die niedrigen Durchimpfungsraten hierzulande. Schon bald, nachdem im Jahr 2006 der erste Impfstoff gegen HPV zugelassen worden war, gab es mehrere Fallberichte über MS-Erkrankungen in kurzem zeitlichem Abstand zur Impfung. Ob es sich dabei schlicht um Zufälle handelte, war damals unklar. Zahlreiche Medienberichte führten aber zur Verunsicherung. Nach jahrelangen Bedenken gaben gleich zwei große Studien Grund zur Entwarnung. Impfungen zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs erhöhen nicht das Risiko für Multiple Sklerose (MS) oder ähnliche Nervenkrankheiten.

Iftner: „Es gibt klare Aussagen der deutschen neurologischen Fachgesellschaft, dass es keinerlei Hinweise auf neurologische Erkrankungen im Zusammenhang mit der Impfung gibt. Weltweit sind hunderte Millionen Dosen verabreicht worden, ohne einen Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang mit einer schwerwiegenden Erkrankung.“
Kritiker der HPV-Impfung bemängeln, dass die Wirkung der Impfung nicht genug erforscht sei, es sei noch gar nicht geklärt, ob die HPV-Impfung tatsächlich Gebärmutterhalskrebs vorbeugen könne. Doch solche Aussagen lässt Iftner, der sich seit über 30 Jahren wissenschaftlich mit humanen Papillomviren beschäftigt, nicht gelten:
„Wenn die Impfung mit dem neuen 9-fach-Impfstoff laut STIKO etwa 90 Prozent der Vorstufen verhindert, aus denen sich der Krebs entwickeln kann, dann lässt sich damit auch der Krebs verhindern. Ein Zervixkarzinom entsteht nicht ohne Vorstufen.“

Vorsorgeuntersuchung: Erfolg und Herausforderung
Ob mit oder ohne HPV-Impfung: Alle Frauen sollten regelmäßig an der jährlichen Abstrich-Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs teilnehmen. Die Vorsorgeuntersuchung ist eine deutsche Erfolgsgeschichte, die jährlich durch die Zahlen des Robert Koch-Institutes (RKI) belegt wird. Der Gebärmutterhalskrebs tritt heute bei den Frauen, die jährlich an der Krebsfrüherkennung teilnehmen, um 90 Prozent seltener auf als vor 40 Jahren. Und die Erkrankungsrate sinkt weiter: Das RKI erwartet im Jahr 2016 etwa 4.300 Neuerkrankungen. Im vergangenen Jahr waren es noch 4.640.
Zurücklehnen können wir uns in Anbetracht dieser Zahlen nicht, denn immer noch sterben etwa 1.600 Frauen jährlich an Gebärmutterhalskrebs.
Das ist auch eine Folge versäumter Vorsorgeuntersuchungen: In mehreren internationalen Studien konnte gezeigt werden, dass über 60 Prozent der vom Zervixkarzinom betroffenen Frauen in den letzten fünf Jahren vor ihrer Erkrankung nicht oder nur sporadisch an der zytologischen Untersuchung teilgenommen hatten.
In Deutschland geht nur etwa jede zweite Frau jährlich zur Krebsfrüherkennung. Dabei nehmen insbesondere jüngere Frauen die jährliche Untersuchung in Anspruch.
„Frauen, die älter als 50 Jahre sind, machen von dem Angebot kaum mehr regelmäßig Gebrauch“, erklärt Iftner. „Bei einem mittleren Altersgipfel des Zervixkarzinoms von 52-54 Jahren sind diese Zahlen eine Katastrophe.“
Gebärmutterhalskrebs ist durch Prävention weitgehend vermeidbar. Doch jede Vorsorge kann nur so gut sein, in dem Maß, wie sie auch genutzt wird.

Zervita: 10 Jahre Kampf gegen den Gebärmutterhalskrebs
Die Projektgruppe ZERVITA wird dieses Jahr im September 10 Jahre alt! Ein ganzes Jahrzehnt setzt sich die Organisation nun schon für die Aufklärung über Gebärmutterhalskrebs und Humane Papillomviren ein. Gebärmutterhalskrebs ist weiterhin ein brisantes Thema, und die Impfung löst noch immer Debatten aus. Auch wenn in den vergangenen 10 Jahren viel erreicht wurde, gibt es weitere Hürden zu überwinden: Die niedrige Durchimpfungsrate bei Mädchen oder auch die geringe Teilnahme an der gynäkologischen Krebsfrüherkennungsuntersuchung.
ZERVITA wurde im September 2006 durch das Institut für Frauengesundheit Baden-Württemberg, das Deutsche Grüne Kreuz e.V. und den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums gegründet. Die Aufklärungsstelle mit Sitz am Tübinger Universitätsklinikum bietet Informationen über die Möglichkeiten der vorbeugenden Impfung und Maßnahmen der Früherkennung an. Das Informationsangebot richtet sich an Mädchen und Frauen, aber auch an Ärzte und die Presse. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.zervita.de

Das empfiehlt die STIKO
Seit dem Jahr 2007 wird die Impfung gegen HPV von der STIKO empfohlen. Bis 2014 waren für die Immunisierung von Mädchen im Alter von 12 – 17 Jahren grundsätzlich drei Impfstoffdosen vorgesehen. Im August 2014 senkte die STIKO das empfohlene Impfalter auf 9 – 14 Jahre. Nachholimpfungen sind bis 17 Jahre Kassenleistung. Mit der Herabsetzung des Impfalters soll zum einen erreicht werden, dass mehr Mädchen als geschützt werden, bevor sie sexuell aktiv werden. Zum anderen müssen in dieser neuen Zielgruppe gegen HPV nur zwei anstatt drei Impfstoffdosen für eine vollständige Immunisierung verabreicht werden.

Deutsches Grünes Kreuz e.V.


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