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Medizin

Engpässe bei Radionukliden: Längere Wartezeiten in der Nuklearmedizin

Engpässe bei Radionukliden: Längere Wartezeiten in der Nuklearmedizin
© Parilov - stock.adobe.com
Weltweit 6 Forschungsreaktoren produzieren Radionuklide, die für die nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie notwendig sind. Durch einen technischen Ausfall des belgischen Forschungsreaktors, der mit Wartungsarbeiten in den anderen Kernreaktoren zusammenfällt, droht jetzt ein kurzfristiger Engpass bei den Radionukliden. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) weist darauf hin, dass sich Patient:innen in Deutschland vorübergehend auf Terminverschiebungen und längere Wartezeiten in der Nuklearmedizin einstellen müssen.
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Reaktoren einzige Quelle für bestimmte Radionuklide 

Die 6 Forschungsreaktoren stehen in Tschechien, Polen, Australien, Südafrika, in den Niederlanden und Belgien. Für die Energieversorgung spielen sie keine Rolle. „Aber ihre Bedeutung für die Nuklearmedizin und damit für die Patient:innenversorgung ist groß“, erklärt der BDN-Vorsitzende Prof.Dr. med. Detlef Moka. „Denn die Reaktoren sind die einzige Quelle für bestimmte Radionuklide – radioaktiv strahlende Elemente also –, die für die nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie dringend benötigt werden.“ Nuklearmediziner:innen nutzen bei bis zu 80% ihrer Untersuchungen das Radionuklid Technetium-99 (Tc-99m), das als Zerfallsprodukt aus dem Radionuklid Molybdän-99 (Mo-99) gewonnen wird.

Belgischer Forschungsreaktors in Mol ausgefallen

Aufgrund technischer Probleme kam es jetzt zu einem Ausfall des belgischen Forschungsreaktors in Mol. „Ungünstiger Weise befinden sich alle weiteren europäischen Kernreaktoren wegen Wartungsarbeiten ebenfalls außer Betrieb“, so Moka. Zwar liefen weltweite Anstrengungen, Engpässe bei den Radionukliden zu vermeiden. „Beispielsweise sollen der australische und der südafrikanische Reaktor nun verstärkt arbeiten“, berichtet der Nuklearmediziner. „Dennoch werden wir im November vermutlich für mindestens eine Woche ohne Radionuklide dastehen“, prognostiziert Moka und fügt hinzu: „Das bedeutet, dass sich Patient:innen in der Nuklearmedizin vorübergehend auf Terminverschiebungen und längere Wartezeiten einstellen müssen.“
 
 

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©Peter Gottschalk / Fotolia.de

Nuklearmedizinische Diagnostik wichtig für Nachweis von Metastasen

Allein in Deutschland finden wöchentlich etwa 60.000 Untersuchungen mit Tc-99m statt, weltweit sind es über 30 Millionen Untersuchungen jährlich. „Bei einer Vielzahl von Krebsarten gilt eine detaillierte nuklearmedizinische Diagnostik heute als wichtige Voraussetzung für die Therapieplanung, etwa durch Ausschluss oder Nachweis von Metastasen“, sagt Moka. So werde etwa bei Brustkrebs-Patientinnen der so genannte Wächter-Lymphknoten per Tc-99m-Szintigraphie dargestellt. Mithilfe des kurzlebigen Radionuklids könne auch die Funktion von Organen wie Schilddrüse, Lunge, Niere, Galle oder Leber untersucht werden. Besondere Bedeutung hat Tc-99m darüber hinaus in der Diagnostik der Alzheimer-Krankheit, bei Herzerkrankungen, sowie in der Schlaganfall- oder Thrombose-Diagnostik.

Neue Forschungsreaktoren für medizinische Versorgung notwendig

Wegen ihrer Bedeutung für die Nuklearmedizin stimmen die Mo-99-produzierenden Anlagen ihre Aktivitäten eng aufeinander ab. Die regelmäßig notwendigen Wartungsarbeiten und selbst ungeplante Ausfälle sollten eigentlich keine Versorgungslücken reißen. „Doch die beiden wichtigsten Anlagen in Belgien und den Niederlanden sind bereits 60 Jahre alt, und die technischen Probleme häufen sich“, sagt Moka. Bereits Anfang des Jahres sei der niederländische Reaktor für mehrere Wochen ausgefallen, nun gebe es in Belgien ein technisches Problem. „Es wäre im Sinne der medizinischen Versorgung dringend notwendig, eine weitere Anlage in Betrieb zu nehmen“, betont Moka.

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V.


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