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Medizin

Darmkrebs-Vorsorge bei familiärer Vorbelastung muss früher ansetzen

Darmkrebs-Vorsorge bei familiärer Vorbelastung muss früher ansetzen
© 9dreamstudio - stock.adobe.com
In der Normalbevölkerung steigt das Darmkrebsrisiko ab dem 50. Lebensjahr. Daher erhalten gesetzlich Versicherte in diesem Alter regelmäßig Einladungen zur Darmkrebsvorsorge. Für Menschen, bei denen bereits Darmkrebsfälle in der Familie bekannt sind, wären regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bereits ab dem 30. Lebensjahr sinnvoll und kosteneffektiv. Das zeigen die Ergebnisse der im vergangenen Jahr veröffentlichten FARKOR-Studie (1). Im Rahmen der Studie wurden Menschen mit familiärer Darmkrebs-Vorbelastung zu einem Darmkrebs-Screening eingeladen. Das Ergebnis: Jede 8. Untersuchung brachte Darmkrebs-Vorstufen zutage. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) begrüßt daher die Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das familiäre Darmkrebsscreening in die Krebsfrüherkennungsrichtlinie aufzunehmen und fordert eine Umsetzung noch in diesem Jahr.
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FARKOR-Studie belegt den Nutzen von Darmkrebsvorsorge bei familiärer Vorbelastung

Das Kürzel FARKOR steht für das Projekt „Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom“ – eine Studie, die auf Initiative der Felix Burda Stiftung als bayrisches Modellprojekt durch den Innovationsausschuss des G-BA seit 2017 gefördert wurde und deren Auswertung nun vorliegt. „Die Studie belegt klar den Nutzen einer früheren Darmkrebsvorsorge bei Menschen mit familiärer Vorbelastung“, sagt Prof. Dr. Frank Kolligs, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Helios Klinikum Berlin-Buch, der die Task Force Darmkrebs der DGVS leitet. Als familiär vorbelastet gelten Personen, bei denen mindestens ein Familienmitglied 1. Grades – also Eltern, Geschwister oder Kinder – bereits vor dem 60. Lebensjahr an Darmkrebs erkrankt ist oder es unabhängig vom Erkrankungsalter bereits 2 betroffene Verwandte 1. Grades gibt.

Krebsvorstufen bei jedem 8. Untersuchten zwischen 25 und 49 Jahren

Im Rahmen der FARKOR-Studie wurden Patient:innen zwischen 25 und 49 Jahren, die aus anderen Gründen einen Ärzt:innenkontakt hatten, gezielt auf mögliche Darmkrebsfälle in ihrer Verwandtschaft angesprochen. Bejahten sie diese Frage, wurde ihnen eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung angeboten. Das war bei etwas mehr als 22% der Angesprochenen der Fall, von denen wiederum knapp die Hälfte das Vorsorgeangebot, bestehend aus einem immunologischen Test auf verstecktes Blut im Stuhl (iFOBT) oder einer Darmspiegelung (Koloskopie), annahm. „Bei 363 Personen – rund jedem 8. Untersuchten – wurden dabei Krebsvorstufen gefunden, in 4 Fällen sogar manifeste Karzinome“, fasst Kolligs die Ergebnisse der Studie zusammen. Damit seien die Veränderungen der Darmschleimhaut bei den Probanden, die durchschnittlich 41,2 Jahre alt waren, ähnlich häufig gewesen wie in der Normalbevölkerung ab 50 Jahren.
 
 

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Zahl der Darmkrebs-Neuerkrankungen steigt bei den unter-50-Jährigen

Während die Zahl der Darmkrebs-Neuerkrankungen bei über-50-Jährigen seit Einführung der gesetzlichen Vorsorgekoloskopie deutlich zurückgegangen ist, sind Darmkrebsfälle bei unter-50-Jährigen in den letzten Jahren sogar häufiger geworden. „Mit dem Vorgehen, das in der FARKOR-Studie erprobt wurde, ließe sich die Erfolgsgeschichte der Darmkrebsvorsorge auch auf die jüngeren Altersgruppen übertragen“, sagt Prof. Dr. Matthias Ebert, Vorstandsmitglied der DGVS und Direktor der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Mitentscheidend für den Erfolg der Studie sei sicherlich die gezielte Ansprache durch Primärärzt:innen wie beispielsweise Hausärzt:innen und Gynäkolog:innen gewesen, die bereits in regelmäßigem Kontakt zu den Patient:innen stehen. Diese müssten allerdings auch umfassend informiert sein, wie Risikopatient:innen zu identifizieren sind.

Darmkrebs-Screening ab 30 kann hohe Folgekosten für eine Krebstherapie vermeiden

Der Innovationsfondausschuss hat nun eine Transferempfehlung ausgesprochen. Das FARKOR-Projekt liegt derzeit dem G-BA zur Begutachtung vor. „Die DGVS spricht sich eindeutig für ein früheres Ansetzen der Darmkrebsfrüherkennung bei familiärer Vorbelastung aus “, betont PD Dr. Birgit Terjung, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin/Gastroenterologie, GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS. Ein Vorziehen des Screenings sei nicht nur aus medizinischer Sicht, sondern auch aus Perspektive der Gesundheitsökonomie dringend geboten. „Das Darmkrebs-Screening ab 30 kann dazu beitragen, hohe Folgekosten für eine Krebstherapie zu vermeiden und ließe sich leicht in die Vorsorgeroutine einbinden. Wir plädieren angesichts der eindeutigen Studienlage dafür, das Programm noch in diesem Jahr umzusetzen“, so Terjung.

Quelle: DGVS

Literatur:

(1) FARKOR Projektseite.


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