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Medizin

Aktuelle Daten zur Darmkrebs-Vorsorge in Deutschland

Aktuelle Daten zur Darmkrebs-Vorsorge in Deutschland
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Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung. Ab 50 Jahren besteht Anspruch auf einen immunologischen Stuhltest und eine Vorsorge-Koloskopie. Diese Angebote werden jährlich von rund 10-20% bzw. 2-2,5% der anspruchsberechtigten Versicherten genutzt. Seit Einführung der Vorsorgekoloskopie im Jahr 2002 ist die Zahl der Neuerkrankungen in der Altersgruppe der 50- bis 74-jährigen um 17% zurückgegangen, wogegen die Anzahl der Neuerkrankungen bei den 25- bis 49-jährigen im selben Zeitraum um 11% anstieg.
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Darmkrebs: Inzidenz und Mortalität rückläufig

Mit 61.339 Neuerkrankungen pro Jahr und 23.548 Todesfällen pro Jahr ist Darmkrebs in Deutschland bei beiden Geschlechtern die zweithäufigste Krebserkrankung, bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung (1-3). Von 2000 bis 2016 ging die Inzidenz bei Männern um 22,4% zurück und bei Frauen um 25,5%. Die Mortalität sank von 2000 bis 2018 bei Männern um 35,8% und bei Frauen um 40,5%. Dabei ist immer zu berücksichtigen, dass bei einer älter werdenden Bevölkerung die Inzidenz des KRK ohne Vorsorge ständig ansteigen würde (4).

Darmkrebsvorsorge und -früherkennung: Kostenfreie Leistungen für Menschen ab 50 Jahren

Im Alter von 50 bis 54 Jahren können Frauen und Männer jährlich einen iFOBT (immunologischen Stuhltest) durchführen lassen. Bei Männer besteht ab 50 Jahren alternativ zum Stuhltest auch ein Anspruch auf 2 Vorsorge-Koloskopien im Mindestabstand von 10 Jahren. Frauen haben erst ab einem Alter von 55 Jahren Anspruch auf 2 Vorsorge-Koloskopien im Mindestabstand von 10 Jahren. Der Grund: Männer erkranken früher als Frauen an Darmkrebs. Wird das Angebot erst ab dem 65. Lebensjahr genutzt, besteht nur Anspruch auf eine Vorsorgekoloskopie. Ab 55 Jahren haben Frauen und Männer alle 2 Jahre Anspruch auf einen iFOBT, solange noch keine Vorsorgedarmspiegelung in Anspruch genommen wurde. Bei einem auffälligen Stuhltest besteht immer Anspruch auf eine Abklärungskoloskopie.

Vorsorge-Koloskopie bestätigt in den meisten Fällen die Gesundheit

Entgegen der Annahme, dass bei der Darmkrebsvorsorge Darmkrebs entdeckt wird, werden nur bei rund 1% der Untersuchten tatsächlich Darmkrebs festgestellt. Und selbst diese Karzinompatient:innen befinden sich überwiegend – zu bald 70% - in einem frühen Erkrankungsstadium, so dass hier eine Heilung sehr erfolgsversprechend ist. Den größten Nutzen der Vorsorgedarmspiegelung dürften dagegen rund 7% der Teilnehmenden haben: Bei ihnen werden fortgeschrittene Adenome festgestellt und entfernt, noch bevor sie zu Krebs entarten können. Neben weiteren Funden von noch nicht fortgeschrittenen Adenomen und harmlosen Polypen, bleibt somit für die Mehrheit der Teilnehmenden an der Vorsorge-Koloskopie die Untersuchung ohne jeglichen Befund. Ihnen wird vielmehr ihre Gesundheit bestätigt.
 
 

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Darmkrebs unter 50 Jahren – Anzahl der Neuerkrankungen gestiegen

Die Zahl der Neuerkrankungen in der Altersgruppe der 50- bis 74-jährigen ist seit Einführung der Vorsorgekoloskopie im Jahr 2002 um 17% zurückgegangen. Dagegen stieg die Anzahl der Neuerkrankungen bei den 25- bis 49-jährigen im selben Zeitraum um 11% an. Diese Altersgruppe hat aktuell aber noch keinen gesetzlichen Anspruch auf eine  Darmkrebsvorsorge. Und dies, obwohl in Deutschland inzwischen jede 10. Darmkrebs-Neuerkrankung bei Menschen unter 50 Jahren diagnostiziert wird. Warum Menschen unter 50 erkranken? Neben Lebensstilfaktoren spielt das familiäre und erbliche Risiko eine wichtige Rolle. Dieses Risiko kann zudem durch den Schnellcheck-Darmkrebs bzw. eine Familienanamnese identifiziert werden.

30% der Darmkrebs-Neuerkrankungen durch familiäre Vorbelastung mit bedingt

Rund jeder 3. Darmkrebs ist durch eine familiäre Vorbelastung mit bedingt. Ein familiäres Risiko liegt immer dann vor, wenn direkte Verwandte (Großeltern, Eltern oder Geschwister) an Darmkrebs, Darmpolypen oder auch an einem bösartigen Tumor des Magens sowie der Gebärmutter erkrankt sind. Auch wenn Geschwister der Eltern oder Großeltern erkrankt sind, kann sich das persönliche Risiko erhöhen. 5-10% der erwachsenen Deutschen sind von einem familiären Risiko für Darmkrebs betroffen. Rund 30% der Neuerkrankungen liegt ein familiäres Risiko zugrunde.

Erblicher Darmkrebs: HNPCC kann durch genetische Tests nachgewiesen werden

Die häufigste Form des erblichen Darmkrebs ist der Erbliche Nicht- polypöse Darmkrebs (HNPCC auch Lynch-Syndrom). Etwa 3% aller Darmkrebsfälle sind auf HNPCC zurückzuführen. Die dafür verantwortlichen Defekte in den Erbanlagen können mit Hilfe von genetischen Tests nachgewiesen werden. Sind 3 oder mehr Familienmitglieder an Darmkrebs, Gebärmutter- oder Magenkrebs erkrankt, kann eine besondere erbliche Form von Darmkrebs vorliegen. In diesem Fall sind für die direkten Verwandten bereits Vorsorgemaßnahmen ab einem Alter von 25 Jahren zu empfehlen.
 
 

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Mehr Frauen als Männer nehmen den immunologischen Stultest in Anspruch

Seit Einführung der Untersuchung als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2002 haben rund 9 Millionen Versicherte an dieser Präventionsmassnahme teilgenommen. Rund 330.000 Neuerkrankungen und 160.000 Todesfälle an Darmkrebs konnten hierdurch verhindert werden. Jährlich nehmen rund 2-2,5% der anspruchsberechtigten Versicherten die Vorsorge-Koloskopie in Anspruch. Den immunologischen Stuhltest nehmen rund 10% der anspruchsberechtigten Männer und 20% der Frauen ab 50 Jahren in Anspruch. Anders sieht es bei der Rücklaufquote aus, die zeigt, wie viele der ausgegebenen Tests auch tatsächlich durchgeführt und ins Labor geschickt wurden. Die Rücklaufquote für den iFOBT (immunologischer Stuhltest zur Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs) lag bei den Männern im 1. Halbjahr 2022 bei 78%, wohingegen nur 76,6% der Frauen die ausgegebenen Stuhltests auch tatsächlich durchführten. Vor der Pandemie war der Vorsprung der Männer sogar noch signifikanter: Im 1. Halbjahr 2019 wurden von den Männern 81,5% der Tests durchgeführt und im Labor ausgewertet, von den Frauen nur 77,7% (5, 6).

Vorsorge-Koloskopie während der Corona-Pandemie stärker genutzt

Während der Corona-Pandemie wurde die Vorsorge-Koloskopie von den Versicherten stärker in Anspruch genommen als noch 2019. „Sichtbar wird der Einsatz der niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen auch bei den für die Gesundheitsprävention so wichtigen Früherkennungsuntersuchungen“, schreibt das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) in einer Pressemeldung. „Über das 1. Halbjahr 2022 hinweg betrachtet, zeigen die Daten für die Früherkennungskoloskopie (16,5% für Q1 2022 und 8,8% für Q2 2022) deutliche Fallzuwächse gegenüber 2019.“ Ein Plus von 29.745 Vorsorge-Darmspiegelungen (7).

Nutzung der Darmkrebs-Früherkennung vom soziökonomischen Status abhängig

Ein niedriger sozioökonomischer Status gehe oft einher mit höheren Gesundheitsbelastungen und schlechteren Gesundheitschancen, beispielsweise einer niedrigeren Gesundheitskompetenz. Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg ging der Frage nach, inwiefern sich die Überlebenschancen im Falle einer Krebserkrankung bei Bewohner:innen in soziökonomisch besser gestellten Wohnvierteln von denen in schwächer gestellten Wohnvierteln unterscheiden. Durch die Auswertung von Daten des Hamburgischen Krebsregisters kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Heilungschancen bis zu 15% voneinander variierten. Eine mögliche Erklärung für die Differenzen sei, dass Vorsorgeuntersuchungen von Menschen in schwächeren Wohnlagen seltener wahrgenommen würden. Sozial und finanziell gut gestellte Bürger:innen erkranken seltener, werden im Fall einer Darmkrebserkrankung früher diagnostiziert und leben länger (8-9).

Quelle: Felix Burda Stiftung

Literatur:

(1) Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Statistisches Bundesamt.
(2) Krebs in Deutschland, RKI.
(3) Krebsinformationsdienst des DKFZ: Darmkrebs.
(4) Cardoso R et al. Inzidenz und Mortalität proximaler und distaler kolorektaler Karzinome in Deutschland. Dtsch Ärztebl (2021);118 (16): 281 – 287.
(5) Hochrechnung der Felix Burda Stiftung auf Basis der Daten des Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) von 2003 bis 2012 und Berücksichtigung der Daten aus dem Trendreport 2022.
(6) Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). bundesweite vertragsärztliche Abrechnungsdaten.
(7) Zi-Trendreport Corona Pandemie.
(8) Magen-Darm-Ärzte: Pressemeldung.
(9) Onkologie Report AOK Rheinland/Hamburg, abrufbar unter: www.healthcaremarketing.eu/unternehmen/detail.php?rubric=M%E4rkte&nr=81349#81349 (zuletzt abgerufen am: 13.03.2023).


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