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Medizin

Neuroblastom: Präzise Entfernung von Tumoren durch molekulare Bildgebung

Neuroblastom: Präzise Entfernung von Tumoren durch molekulare Bildgebung
© romaset - stock.adobe.com
Ein neues Verfahren kombiniert detaillierte Echtzeitbilder vom Inneren des Körpers mit Infrarotlicht und wurde erstmals während einer OP zur Unterscheidung von Krebstumoren und gesundem Gewebe eingesetzt. Den Forschenden zufolge könnte die Entwicklung Auswirkungen auf die Behandlung des Neuroblastoms haben, das neben Hirntumoren die häufigste Form eines soliden Krebstumors bei Kindern ist. Das jetzt an Mäusen getestete Verfahren haben die Forscher:innen des Wellcome/EPSRC Centre for Interventional and Surgical Sciences des University College London (UCL) und des Great Ormond Street Hospital (GOSH) entwickelt (1).
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Operation beim Neuroblastom: Krebszellen sind schwer von gesundem Gewebe zu unterscheiden

Das Neuroblastom ist eine verheerende Krebserkrankung im Kindesalter und macht 8-10% aller Krebserkrankungen im Kindesalter und etwa 15% der Krebstodesfälle im Kindesalter aus. Bei etwa 1/3 der Patient:innen hat sich der Krebs zum Zeitpunkt der Diagnose bereits auf andere Teile des Körpers ausgebreitet, was die Behandlung erschwert. Die Standardbehandlung umfasst in der Regel eine Operation zur vollständigen Entfernung der Krebszellen, die nur schwer zu erkennen sind, da sie dem umgebenden gesunden Gewebe ähnlich sehen.

Molekulare Bildgebung macht Tumorgewebe sichtbar

Für die Studie (1) setzten die Forschenden während der Operation die molekulare Bildgebung ein, bei der Chemikalien in den Blutkreislauf injiziert werden, die als Bildgebungssonden dienen. Durch Bindung an Krebszellen emitieren die Sonden ein Fluoreszenz-Signal, was den Tumor zum Leuchten bringt. Mit dieser Technik, die bei präklinischen Tests an Mäusen angewandt wurde, konnte ein Teil des Tumors, der bei der Operation nicht entfernt worden war, sichtbar gemacht werden.

Kurzwellige Infrarotstrahlen sollen die molekulare Bildgebung verbessern

Im nächsten Schritt wollten die Fachleute testen, ob sich die visuelle Qualität der Bilder mittels kurzwelligen Infrarotstrahlen (SWIR) verbessern lässt. Zu diesem Zweck verwendeten sie eine spezielle hochauflösende Kamera, um die SWIR-Fluoreszenz zu erfassen. SWIR ist für das bloße Auge nicht sichtbar und verfügt über eine größere Wellenlänge als sichtbares Licht. Damit kann es tiefer in das Gewebe eindringen und schärfere, detailliertere Bilder liefern. Mittels dieses Verfahrens konnten Chirurg:innen bei präklinischen Tests eine Unterscheidung zwischen kanzerösen Tumoren und gesundem Gewebe treffen.
 
 

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Molekulare Bildgebung ermöglicht eine präzise Entfernung von Tumoren

Der Leiter des Teams, Dr. Stefano Giuliani, Kinderchirurg am Great Ormond Street Hospital und außerordentlicher Professor am UCL Great Ormond Street Institute of Child Health (GOSH), sagte: „Die chirurgische Entfernung eines Neuroblastoms erfordert ein empfindliches Gleichgewicht. Entfernt man zu wenig, kann der Tumor wieder wachsen, entfernt man jedoch zu viel, riskieren Chirurg:innen, die umliegenden Blutgefäße, Nerven und andere gesunde Organe zu beschädigen. Mit dieser Technik wird der Tumor effektiv beleuchtet, so dass die Chirurg:innen ihn mit noch nie dagewesener Präzision entfernen können. Wir hoffen, dass wir diese innovative Technologie am GOSH so bald wie möglich in die klinische Praxis umsetzen können, damit möglichst viele Kinder mit Krebstumoren davon profitieren können".

Molekulare Bildgebung kann live während der OP durchgeführt werden

Im Gegensatz zur Röntgen- oder Magnetresonanztomographie (MRT), die sich auf Organe und Knochen konzentriert, liefert die molekulare Bildgebung detaillierte Bilder von biologischen Prozessen und kann live während einer Operation durchgeführt werden, so dass die klinischen Teams bei der Untersuchung auf Krankheiten nicht auf die Ergebnisse einer Biopsie warten müssen. Das SWIR verbessert die Bilder in Echtzeit.

Fluoreszenzgestützte Chirurgie macht eine vollständige Resektion von Neuroblastomen möglich

Dr. Laura Privitera, UCL Great Ormond Street Institute of Child Health, sagte: „In der pädiatrischen chirurgischen Onkologie besteht ein ständig wachsender Bedarf an neuen Technologien und Geräten, die bei der intraoperativen Visualisierung von Tumoren helfen können. Mit der gezielten fluoreszenzgesteuerten Chirurgie zeigen wir, dass es möglich ist, Tumorränder sicher und spezifisch abzugrenzen, so dass sie sich vom umgebenden gesunden Gewebe unterscheiden lassen. Die fluoreszenzgestützte Chirurgie ist eine bahnbrechende Innovation, die Chirurg:innen zu einer sichereren und vollständigeren Resektion verhelfen wird. Es ist aufregend, an diesem Projekt mitzuwirken, und ich freue mich auf die Umsetzung dieser Technologie in die klinische Praxis."

Quelle: University College London

Literatur:

(1) Privitera L. et al. Short-wave infrared imaging enables high-contrast fluorescence-guided surgery in neuroblastoma. Cancer Res 2023.


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