Journal Onkologie
Entitätsübergreifend

Die supportive Therapie beschäftigt sich sowohl mit tumorassoziierten Symp­tomen als auch mit therapiebedingten Nebenwirkungen. Das Spektrum reicht von Ernährungsberatung und Sporttherapie über Psychoonkologie bis zum gezielten medikamentösen Nebenwirkungsmanagement. Die supportive Therapie ist das Herzstück jeder erfolgreichen Krebsbehandlung, denn nur wenn Patient:innen die Therapie vertragen und nicht wegen Infektionen oder Übelkeit abbrechen müssen, kann die onkologische Behandlung wirken, betonte Jahn. Die Situation hat sich hier in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. So stehen heute mehr Medikamente zur Verfügung, die allerdings ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Zudem leben wesentlich mehr Patient:innen lange mit ihrer Krebs­erkrankung – Krebs ist für viele zu einer chronischen Erkrankung geworden. Diese Patient:innen benötigen über Jahre hinweg Medikamente, was nur funktionieren kann, wenn die Behandlung gut verträglich und eine gute Lebensqualität möglich ist.

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Inhalte der aktuellen S3-Leitlinie

Alle bestehenden Kapitel wurden überarbeitet und an aktuelle nationale und internationale Standards angepasst, wobei es bei manchen Themen erfreuliche Fortschritte gab, bei anderen dagegen leider keine neuen Erkenntnisse, erläuterte Jahn. Außerdem wurde die aktuelle Leitlinie um neue Kapitel erweitert. Während die erste Version 10 Themen umfasste, kamen nun 4 weitere wichtige Bereiche hinzu: Kardiotoxizität, zentrale Neurotoxizität, radiogene Nebenwirkungen im Urogenitalbereich und die immunvermittelten Nebenwirkungen von Immuncheckpoint-Inhibitoren. Letztere sind großartige, hochwirksame Medikamente, bringen aber ein breites Spektrum an Nebenwirkungen mit sich. Die meisten Nebenwirkungen sind leicht und gut behandelbar, aber in seltenen Fällen können auch schwere Grad-3- oder Grad-4-Toxizitäten auftreten. Die Leitlinie empfiehlt daher ein umfassendes Monitoring mit EKG, Laborkontrollen und engmaschiger Schilddrüsenüberwachung sowie die frühzeitige Identifikation von Risikopatient:innen. Generell sei die individuelle Risikobewertung die Kernarbeit der behandelnden Ärzt:innen, so Jahn. Diese erfordere Zeit und Sorgfalt, sei aber unerlässlich für eine sichere Therapie.

Welche Nebenwirkungen sind relevant?

Die Nebenwirkungen, die Patient:innen am meisten beschäftigen, unterscheiden sich je nach Therapiephase und weichen oft von ärztlichen Bedenken ab. Zu Beginn dominieren allgemeine Ängste: Wie geht es beruflich und familiär weiter? Die Angst vor Leiden und Schmerzen steht im Vordergrund, während konkrete Nebenwirkungen noch abstrakt erscheinen. Dank verbesserter Prophylaxe ist die Angst vor Übelkeit und Erbrechen zurückgegangen. Im Therapieverlauf verschieben sich die Prioritäten – Mukositis oder Fatigue werden dann als belastend erlebt. Weniger bekannte Nebenwirkungen wie Ototoxizität müssen je nach Therapie besprochen werden.

Ein kleines Kind mit braunen Haaren trägt auf dem rechten Ohr ein Hörgerät.

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Bessere Lebensqualität durch verbessertes Nebenwirkungsmanagement

Während in manchen Bereichen wie der Antiemese durch Prophylaxe gute Erfolge erzielt wurden, gibt es Felder ohne Fortschritte. Bei Mukositis und Diarrhoe fehlen immer noch wirksame Therapien. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass Krebspatient:innen durch moderne Leitlinien und ein verbessertes Nebenwirkungsmanagement eine bessere Lebensqualität erreichen als früher, da in den vergangenen 10 Jahren das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Behandlung von Nebenwirkungen deutlich stärker in den Fokus gerückt sei, resümierte Jahn. Die S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/supportive-therapie

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