Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)
Palma Pelaj B.A.Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) macht drei Viertel aller Bronchialkarzinome aus und stellt eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen dar (häufigste Krebstodesursache bei Männern, dritthäufigste bei Frauen) [1]. Daher werden optimale Therapiestrategien bei Lungenkrebs umso wichtiger. Im Folgenden werden die relevantesten Fragen zur Entstehung, möglichen Risikofaktoren, der Diagnose und Therapie des NSCLC beantwortet.
Was ist das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC)?
Ein NSCLC ist jede Art von epithelialem Lungenkrebs mit Ausnahme des kleinzelligen Lungenkarzinoms (SCLC). Diese Tumoren gehen von Epithelzellen aus [1]. Die häufigsten histologischen Subtypen des NSCLC sind Plattenepithelkarzinome, Adenokarzinome und großzellige Karzinome. Es gibt außerdem Subtypen wie den Pancoast-Tumor oder neuroendokrine Tumoren der Lunge, die weitaus seltener auftreten und in den meisten Fällen einem NSCLC zugerechnet werden können [2]. Bedeutsam ist bei NSCLC die zugrundeliegende Molekularbiologie des Tumors, weil genetische Veränderungen für die Diagnostik und Therapie eine große Rolle spielen. Obwohl die Entstehung des NSCLC in den meisten Fällen mit Zigarettenrauch assoziiert ist, können NSCLC auch bei Menschen auftreten, die nie geraucht haben [3]. NSCLC machen drei Viertel aller Bronchialkarzinome aus [1].
Die aktuelle WHO-Klassifikation von Lungenkarzinomen betont die Rolle molekularer Subtypen und deren therapeutische Relevanz, insbesondere für zielgerichtete Therapien und Immuntherapien [4].
Welche Subtypen von NSCLC gibt es?
Die Einteilung folgt den aktuellen WHO- und IASLC-Empfehlungen [4]:
Adenokarzinom
Adenokarzinome entstehen in Zellen, die Schleim produzieren. Diese Art tritt häufig bei Rauchern auf, ist aber auch der häufigste Subtyp bei Nie-Rauchern. Sie tritt häufiger bei Frauen und oft bei jüngeren Patienten auf. Adenokarzinome liegen meist peripher und werden oft vor einer Metastasierung entdeckt. Menschen mit Adenokarzinom in situ (früher bronchioloalveolärer Tumor) haben eine bessere Prognose [1, 2].
Plattenepithelkarzinom
Plattenepithelkarzinome entstehen in flachen Zellen, die die Atemwege auskleiden. Sie sind stark mit Rauchen assoziiert und finden sich meist zentral in der Nähe eines Hauptbronchus [1, 2].
Großzelliges (undifferenziertes) Karzinom
Großzellige Karzinome können in jedem Teil der Lunge auftreten. Sie neigen zu schnellem Wachstum, Ausbreitung und Metastasierung. Ein Subtyp, das großzellige neuroendokrine Karzinom, ähnelt dem SCLC [1, 2].
Andere Subtypen des NSCLC
Andere Subtypen wie adenosquamöse oder sarkomatoide Karzinome sind seltener [2].
Der Pancoast-Tumor wird in 90 % der Fälle dem NSCLC zugeordnet, weist aber abweichende Symptomatik (z. B. Horner-Syndrom) auf und erfordert spezielle Behandlungsansätze [5].
Wie entsteht das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom?
Das NSCLC entwickelt sich aus Epithelzellen vom Bronchialbaum bis zu den Alveolen. Plattenepithelkarzinome entstehen oft nahe eines zentralen Bronchus. Adenokarzinome meist peripher. Die rauchbedingte Karzinogenese ist ein mehrstufiger Prozess mit Vorläuferläsionen [1, 2]:
Hyperplasie
Metaplasie
Dysplasie
Carcinoma in situ
Genetische Treibermutationen (z. B. EGFR, ALK, KRAS) sind zudem fester Bestandteil der Pathogenese.
Was sind Risikofaktoren für die Entstehung eines NSCLC?
Alter
Aktueller oder früherer Tabakkonsum
Passivrauch-Exposition
Familienanamnese
Frühere Thorax-Bestrahlung
Hohe CT-Dosisbelastung
Exposition gegenüber Asbest, Arsen, Nickel etc.
Umweltbelastungen wie Feinstaub und Radon
HIV-Infektion [1-4]
Was sind die Symptome eines NSCLC?
Die Erkrankung verläuft oft lange symptomlos. Früh erkannt, verbessert sich die Prognose. Zu den Leitsymptomen gehören [1, 2]:
Husten, Bluthusten
Brustschmerzen
Dyspnoe
Heiserkeit, Keuchen
Rezidivierende Pneumonien
Gewichtsverlust, Fatigue
Bei Metastasen können auftreten [2]:
Knochen- oder Rückenschmerzen
Neurologische Ausfälle
Wie wird ein NSCLC diagnostiziert?
Ziel ist Diagnose + Staging. Elemente sind [1-3]:
Anamnese, körperlicher Status
Blutbild, Routinelabors
Thorax-Röntgen, CT mit Kontrast
Biopsie
Wichtig ist zudem die molekulargenetische Testung auf Treibermutationen und PD-L1-Expression
Wie wird ein NSCLC behandelt?
Die Therapie erfolgt nach Stadium, Histologie, Mutationen, Allgemeinzustand [1].
Stadium I/II: Lobektomie + Lymphknotendissektion [1]. SRT bei Inoperabilität [3].
Stadium III: Kombination aus OP, Chemotherapie, Bestrahlung, evtl. Immun- oder zielgerichteter Therapie [3].
Stadium IV: Systemtherapie je nach Mutationen (EGFR, ALK, ROS1, BRAF, MET, RET, NTRK) [3][4].
Checkpoint-Inhibitoren verbessern das Überleben bei PD-L1-Expression ≥50 % [3]. Auch bei niedriger Expression kann ein Nutzen bestehen [3].
Prognose mit NSCLC
Die Prognose hängt stark vom Stadium, der Histologie und molekularen Subtypen ab [1]. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Stadium IA bei ca. 68 %, bei Stadium IV unter 10 % [3].
Literatur:
- (1)
Onkopedia Leitlinie NSCLC, Stand 2024. Abrufbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc/@@guideline/html/index.html (letzter Aufruf: 30.06.25)
- (2)
S3-Leitlinie Lungenkarzinom, AWMF-Register-Nr. 020-007. Abrufbar unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/lungenkarzinom/ (letzter Aufruf: 30.06.25)
- (3)
NCCN Guidelines NSCLC Version 1.2024. Abrufbar unter: https://www.nccn.org/guidelines/guidelines-detail?category=1&id=1450 (letzter Aufruf: 30.06.25)
- (4)
Loibl S et al. Ann Oncol. 2024;35(2):159-182. DOI: 10.1016/j.annonc.2023.11.016