Dienstag, 19. März 2024
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Analkrebs (Analkarzinom)

Palma Pelaj

Analkrebs (Analkarzinom)
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Analkrebs ist eine seltene Krebsart, die im Bereich des Anus, primär im Analkanal, auftritt. Der Analkanal ist eine kurze Röhre am Ende des Rektums, durch die der Stuhlgang den Körper verlässt.
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Was ist Analkrebs?

Analkrebs ist die Bezeichnung für abnormales Zellwachstum im Analbereich oder im Analkanal. Der Analkanal verbindet den Anus mit dem Enddarm und ist etwa 2 bis 3 cm lang. Die Haut um die Außenseite des Anus wird als Perianalbereich bezeichnet. Karzinome der perianalen Haut (früher: Analrandkarzinome), die den Schließmuskel nicht betreffen, werden in der Regel genauso behandelt wie Analkarzinome, obwohl bei einigen eine lokale Therapie (Behandlung eines begrenzten Hautbereichs) angewandt werden kann.
 
 

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Welche Arten von Analkrebs gibt es?

Analkarzinome werden nach ihrem Ursprung häufig in 2 Gruppen eingeteilt:
 
  • Krebserkrankungen des Analkanals (Analkanalkarzinome)
  • Krebserkrankungen der perianalen Region (früher: Analrandkarzinome)
Manchmal können sich Analkarzinome von einem Bereich in den anderen ausbreiten, sodass es schwierig ist, genau zu bestimmen, wo sie ihren Ursprung haben.

Analkrebs: Plattenepithelkarzinom

Bei den meisten Analkrebsfällen handelt es sich um Plattenepithelkarzinome. Diese Tumoren entstehen in den Plattenepithelzellen, die den größten Teil des Analkanals und den Analrand auskleiden. Plattenepithelkarzinome im Analkanal sind über die Oberfläche hinaus in die tieferen Schichten der Auskleidung gewachsen.

Die Informationen über das Analkarzinom konzentrieren sich hier hauptsächlich auf das Plattenepithelkarzinom, da es die häufigste Form von Analkrebs ist.

Seltene Arten von Analkarzinomen

Was sind Risikofaktoren für die Entstehung eines Analkarzinoms?

Als Hauptrisikofaktor gilt eine Infektion mit dem Humanen Papillomavirus (HPV). Es gibt viele Arten von HPV, die neben bösartigen Neubildungen (bösartige Tumoren) auch gutartige Wucherungen verursachen können. Einige Virustypen werden eher mit Krebs am Anus, an den Genitalien und bestimmten Krebsarten im Kopf- und Halsbereich in Verbindung gebracht. Frauen, die an Krebs der Vulva, der Vagina oder des Gebärmutterhalses erkrankt sind, haben ein höheres Risiko für Analkrebs.

Folgende weitere Risikofaktoren können die Entstehung eines Analkarzinoms begünstigen:
 
  • Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV)
  • Immunsuppression
  • Urogynäkologische HPV-Erkrankung
  • orale HPV-Erkrankung
  • erhöhtes Alter (Die meisten Analkrebsdiagnosen werden bei Menschen gestellt, die 55 Jahre oder älter sind.)
  • Tabakkonsum
  • geschwächtes Immunsystem aufgrund einer Erkrankung oder der Einnahme von Medikamenten
  • abnormale Öffnung, eine sog. Fistel, die vom Anus zur Haut um den Anus oder gelegentlich zu einer anderen Stelle im Körper führt
     
     

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Welche Symptome treten bei Analkrebs auf?

In der Regel verursacht ein Analkarzinom zu Beginn der Erkrankung keine typischen Symptome. Selbst bei fortgeschritten Erkrankungen kann es sein, dass keine Beschwerden ausgelöst werden. Folgende Symptome können bei Analkarzinomen auftreten:
 
  • Blutungen aus dem Anus oder Rektum
  • Schmerzen im Analbereich
  • Masse oder Wucherung in der Analöffnung
  • anhaltender analer Juckreiz
  • Veränderung der Stuhlgewohnheiten
  • Verengung des Stuhls
  • Ausfluss, Schleim oder Eiter aus dem Anus
  • geschwollene Lymphdrüsen in der Anal- oder Leistengegend
Diese Symptome sind aber unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen wie beispielsweise Hämorrhoiden verursacht werden.

Wie wird Analkrebs diagnostiziert?

Im ersten Schritt wird eine Familienanamnese und eine allgemeine körperliche Untersuchung durchgeführt. Bei einem bestehenden Verdacht auf eine Analkrebserkrankung werden weitere Verfahren zur Diagnosestellung eingesetzt.

Zur Diagnose von Analkrebs werden folgende Tests und Verfahren eingesetzt:
  Weitere bildgebende Verfahren, die die Diagnose sichern können, sind:
 
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
     
     

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In welche Stadien kann ein Analkarzinom eingeteilt werden?

  • Stadium 0: Im Stadium 0 befinden sich abnorme Zellen in der Schleimhaut (innerste Schicht) des Anus. In diesem Stadium handelt es sich um eine Vorkrebsstufe, das heißt, dass sich diese abnormen Zellen sich zu Krebs entwickeln können und in das nahe gelegene normale Gewebe eindringen. Stadium 0 wird auch als hochgradige squamöse intraepitheliale Läsion (HSIL) bezeichnet.
  • Stadium I: Im Stadium I hat sich Krebs gebildet und der Tumor ist maximal 2 cm groß.
  • Stadium II: Analkrebs im Stadium II wird in die Stadien IIA und IIB unterteilt. Im Stadium IIA ist der Tumor größer als 2 cm, aber nicht größer als 5 cm. Im Stadium IIB ist der Tumor bereits größer als 5 cm.
  • Stadium III: Analkrebs im Stadium III wird in die Stadien IIIA, IIIB und IIIC unterteilt.
Im Stadium IIIA ist der Tumor maximal 5 cm groß und hat sich auf Lymphknoten in der Nähe des Anus oder der Leiste ausgebreitet.

Im Stadium IIIB ist der Tumor beliebig groß und hat sich auf nahe gelegene Organe wie die Vagina, die Harnröhre oder die Blase ausgebreitet. Der Krebs hat noch keine Lymphknoten befallen.

Im Stadium IIIC hat der Tumor eine beliebige Größe und kann sich auf benachbarte Organe ausgebreitet haben. Der Krebs hat sich auf Lymphknoten in der Nähe des Anus oder der Leiste ausgebreitet.
 
  • Stadium IV: Im Stadium IV hat der Tumor eine beliebige Größe. Der Krebs kann sich auf Lymphknoten oder nahe gelegene Organe ausgebreitet haben und hat in anderen Bereiche des Körpers wie der Leber oder der Lunge Metastasen gebildet.

Wie wird das Analkarzinom behandelt?

Nach der Sicherung der Diagnose Analkrebs wird eine passende Therapie für den Betroffenen oder die Betroffene gewählt. Die Therapie des Analkarzinoms hängt maßgeblich vom Stadium der Erkrankung und allgemeinen gesundheitlichen Zustand des Patienten oder der Patientin ab. Es gibt jedoch verschiedene  Optionen für die Behandlung von Analkrebs.

Folgende Behandlungen gelten als Standard in der Therapie des Analkarzinoms:
  Bei der lokalen Resektion wird mithilfe einer chirurgischen Therapie der Tumor zusammen mit einem Teil des gesunden Gewebes um ihn herum aus dem Anus geschnitten. Die lokale Resektion kann angewandt werden, wenn der Krebs klein ist und nicht gestreut hat. Bei dieser Therapie können die Schließmuskeln erhalten bleiben, sodass der Betroffene seinen Stuhlgang weiterhin kontrollieren kann. Tumoren, die sich im unteren Teil des Anus bilden, können oft durch eine lokale Resektion entfernt werden.
 
 

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Abdominoperineale Resektion bei Analkarzinom

Bei der abdominoperinealen Resektion werden der Anus, das Rektum und ein Teil des Dickdarms durch einen Schnitt im Bauch entfernt. Bei dieser Therapie wird das Ende des Darms an eine Öffnung (Stoma) genäht und so ein künstlicher Darmausgang geschaffen (Kolostomie). Bei dieser Operation können auch befallene Lymphknoten entfernt werden. Dieses Verfahren wird nur bei Krebs angewandt, der nach einer Strahlen- oder Chemotherapie verbleibt oder wieder auftritt.

Strahlentherapie beim Analkarzinom

Die Strahlentherapie ist eine Krebsbehandlung, bei der hochenergetische Röntgenstrahlen oder andere Arten von Strahlung eingesetzt werden, um Krebszellen abzutöten oder ihr Wachstum zu verhindern. Es kann entweder eine externe, eine interne oder eine Kombination aus beiden Therapieformen eingesetzt werden. Mehr Informationen zur Strahlentherapie finden Sie hier.

Chemotherapie beim Analkarzinom

Die Chemotherapie ist eine Krebsbehandlung, bei der Medikamente eingesetzt werden, um das Wachstum der Krebszellen zu stoppen, indem die Zellen entweder abgetötet oder an der Teilung gehindert werden. Wenn die Chemotherapie oral eingenommen oder in eine Vene oder einen Muskel gespritzt wird, gelangen die Medikamente in den Blutkreislauf und können die Krebszellen im ganzen Körper erreichen (systemische Chemotherapie). Mehr Informationen zur Chemotherapie finden Sie hier.

Als Teil der Behandlung kann außerdem eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie, die sog. Radiochemotherapie, erfolgen. Mehr Informationen zur Radiochemotherapie finden Sie hier. Außerdem kann eine Therapie auch eine Operation in Kombination mit einer medikamentösen Therapie etc. darstellen.

Weitere Informationen zur Behandlung des Analkarzinoms finden Sie in der entsprechenden S3-Leitlinie Analkarzinom.

Wie kann Analkrebs vorgebeugt werden?

Es gibt keine sichere Methode, um Analkrebs zu verhindern. So verringern Sie Ihr Risiko für Analkrebs:
 
  • Safer Sex: Safer Sex kann dazu beitragen, HPV und HIV zu verhindern
  • HPV-Impfung
  • kein Nikotinabusus
     
     

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Red. journalonko.de

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