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Standardtherapie beim NSCLC im Stadium III: Ist eine Erhöhung der Strahlendosis sicher?

Lungenkrebs zählt weltweit zu den häufigsten Krebsarten mit hoher Sterblichkeitsrate. Für Patient:innen mit nicht-operablem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) im Stadium III gilt die Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung (CCRT), gefolgt von einer Immuntherapie mit Durvalumab, als etablierter Behandlungsstandard – insbesondere bei positiver PD-L1-Expression. Diese Therapieform birgt jedoch Risiken: Sowohl die Strahlentherapie als auch die Immuntherapie können eine Pneumonitis auslösen. Aus diesem Grund wurde bisher meist eine Gesamt-Strahlendosis von 60 Gy nicht überschritten. Das Forschungsteam wollte nun herausfinden, ob eine höhere Dosis – und damit möglicherweise eine stärkere Tumorkontrolle – ohne zusätzliches Risiko möglich ist. Die Studie basiert auf retrospektiv ausgewerteten Daten von knapp 40 Patient:innen und legt nahe, dass eine intensivere Strahlentherapie in bestimmten Fällen Vorteile bei gleicher Sicherheit bringt.

Studienergebnisse: Pneumonitis nicht dosisabhängig

29 Betroffene in der Studie hatten eine höhere Dosis erhalten und 10 weitere waren mit einer individuell reduzierten Dosis behandelt worden. Die Ausgangsdaten beider Gruppen waren vergleichbar, was eine saubere Auswertung ermöglichte. In beiden Gruppen zeigte die Auswertung eine vergleichbare Rate an Pneumonitis-Fällen, die auch auf dem Niveau bisheriger Studien lag. Dazu handelte es sich bei den meisten Fällen nur um moderat ausgeprägte Symptome.

Überlebensvorteil durch intensivere Bestrahlung

Insgesamt entwickelten 38,5% der Teilnehmer:innen eine Pneumonitis, doch im 70 Gy-Kollektiv lag die Rate bei 34,5%, im Vergleich zu 50% in der Gruppe mit geringerer Dosis. Nur ein Fall einer schwerwiegenderen Pneumonitis (Grad 3) wurde beobachtet – und zwar in der niedrig dosierten Gruppe. Besonders deutlich zeigten sich Unterschiede beim Gesamtüberleben: In der Hochdosis-Gruppe lebten nach einem Jahr noch über 93% der Patient:innen – diese Rate blieb auch nach 4 Jahren nahezu unverändert. Im Vergleich dazu lag das mediane Überleben in der Gruppe mit weniger als 70 Gy bei 31 Monaten, zudem traten dort häufiger Tumorprogressionen auf.

Bedeutung der präzisen Dosiskontrolle für die Sicherheit

Strahlenbedingte Lungenschäden wurden vermieden, da die behandelnden Teams besonders auf eine exakte Planung geachtet hatten: Die mittlere Lungendosis (MLD) wurde in beiden Gruppen unter dem kritischen Wert von 20 Gy gehalten. „Solange man sich an die vorgegebenen Grenzwerte, vor allem im Niedrig-Dosis Volumen hält, sind keine höheren Pneumonitis Raten zu erwarten“, erklärte Dr. Felix Schragel, Oberarzt an der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Krems, einem Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems. „Die Ergebnisse zeigen: Eine höhere Dosis für den Tumor bedeutet nicht automatisch ein höheres Risiko für entzündliche Reaktionen der Lunge – wenn man richtig plant.“

Individuelle Hochdosis-Therapie als Zukunftsoption

Die Studie legt nahe, dass Betroffene mit inoperablem NSCLC künftig stärker von individuell abgestimmten Therapien profitieren könnten. „Gerade für ausgewählte Patient:innen mit stabiler Lungenfunktion könnte eine intensivere Strahlentherapie das Gesamtüberleben verbessern“, betont Dr. Schragel.

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Quelle:

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften

Literatur:

(1)

F. Schragel et al. (2025) High radiation dose in chemoradiotherapy followed by immunotherapy with durvalumab in patients with stage III non-small cell lung cancer does not increase risk for pneumonitis. Strahlenther Onkol (2025), DOI: 10.1007/s00066-025-02369-0

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