Immunregulation im Tumormilieu: Polyamine schwächen das körpereigene Abwehrsystem
Forschende der Universitätsmedizin Mainz haben einen entscheidenden Mechanismus der körpereigenen Immunabwehr bei Krebserkrankungen aufgedeckt. Im Mittelpunkt stehen Polyamine – natürliche Moleküle, die sich im Tumorgewebe anreichern und dort die Funktion vo T-Zellen schwächen. Die Erkenntnisse zeigen, wie sich die Immunantwort gezielt verstärken lässt, ohne dabei das Risiko für Autoimmunerkrankungen zu erhöhen [1].
Polyamine als Bremsfaktor der Immunabwehr
Polyamine, die als natürliche Bausteine von Zellen fungieren, verhindern durch ihre Anreicherung im Tumor, dass das Immunsystem Krebszellen effektiv bekämpfen kann. Den Mainzer Wissenschaftler:innen gelang es, durch eine gezielte Hemmung der Polyaminproduktion eine effektive Anti-Tumor-Immunantwort auszulösen. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass Tumoren nach dieser Intervention besser durchblutet und für medikamentöse Wirkstoffe durchlässiger wurden.
Unterdrückung der Polyaminproduktion verbessert die Anti-Tumor-Immunantwort regulatorischer T-Zellen
Regulatorische T-Zellen spielen eine zentrale Rolle, indem sie überschießende Immunreaktionen verhindern und so das Gleichgewicht im adaptiven Immunsystem sichern. Die Studie zeigt, dass Polyamine ihre Funktion im Tumorgewebe erheblich beeinflussen und dadurch die Immunabwehr bremsen. Wurde die Polyaminproduktion unterdrückt, veränderten regulatorische T-Zellen nicht nur ihre Funktion, sondern auch die Tumorarchitektur – ein Schlüsselfaktor für die Wirksamkeit von Therapien.
„Die neue Erkenntnis ist, dass sich die Anti-Tumor-Immunantwort regulatorischer T-Zellen verstärken lässt, ohne die lebenswichtige Prävention von Autoimmunerkrankungen einzuschränken“, betont Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp, Direktor des Instituts für Immunologie. Gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Hansjörg Schild leitete er die Arbeiten.
Polyamin-Inhibitor: klinische Studie gestartet
Um die Verträglichkeit und optimale Dosierung eines Polyamin-Inhibitors zu ermitteln, läuft derzeit in den USA unter Leitung der Firma Aminex eine erste klinische Phase-I-Studie. Nach erfolgreichem Abschluss könnten weitere Studien folgen, die den therapeutischen Nutzen bei Krebspatient:innen systematisch untersuchen. Die aktuellen Ergebnisse eröffnen damit neue Perspektiven für innovative Immuntherapien in der Onkologie.
Quelle:Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Literatur:
- (1)
Bündgen G. et al. (2025) Polyamines regulate adaptive antitumor immunity by functional specialization of regulatory T cells, Immunity, 2025, ISSN 1074-7613, DOI: 10.1016/j.immuni.2025.07.007.