Journal Onkologie
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Muskuloskelettale Manifestationen als häufigste Nebenwirkungen von Immuncheckpoint-Inhibitoren

Die Einführung von ICI hat die Therapie fortgeschrittener Malignome wie des malignen Melanoms grundlegend verändert. Diese Antikörper blockieren inhibitorische T-Zell-Rezeptoren wie PD-1, PD-L1 und CTLA-4, wodurch die Tumorabwehr erheblich verstärkt wird. Diese Immunaktivierung kann jedoch zu einer gestörten Selbsttoleranz führen und vielfältige immunvermittelte Nebenwirkungen auslösen. Neben dermatologischen, endokrinen und gastrointestinalen Komplikationen zählen muskuloskelettale Manifestationen zu den häufigsten, darunter Arthralgie, entzündliche Arthritis und Polymyalgia rheumatica. Bisher waren diese Toxizitäten nur unzureichend beschrieben, und systematische Bildgebungsdaten fehlten.

Studiendesign: Prospektive Ganzkörper-MRT-Analyse

Die Studie schloss 60 Patient:innen mit neu aufgetretenen muskuloskelettale Symptomen während oder bis zu sechs Monate nach einer ICI-Therapie ein. Als Kontrollgruppe dienten 20 gesunde Proband:innen ohne rheumatologische Vorerkrankungen oder aktive Krebserkrankung. Bei allen Teilnehmenden wurde eine gadoliniumverstärkte Ganzkörper-MRT-Untersuchung durchgeführt. Bewertet wurden Gelenke, Sehnen, Bursen, Enthesen sowie die Wirbelsäule. Zwei verblindete Gutachter beurteilten die Aufnahmen. Die Auswertung umfasste Synovitis-, Tenosynovitis-, Enthesitis- und Erosionsscores. Die Nachbeobachtungszeit betrug sechs Monate.

Kein signifikanter Unterschied zwischen Patient:innen mit Arthralgie und Arthritis

Die Analyse ergab, dass die medianen Entzündungsscores in allen Kategorien bei Patient:innen mit Arthralgie oder entzündlicher Arthritis signifikant höher lagen als in der Kontrollgruppe. Bemerkenswert ist zudem, dass kein signifikanter Unterschied zwischen den Subgruppen mit Arthralgie und mit Arthritis festgestellt wurde. Die häufigsten Lokalisationen der Synovitis betrafen die Schultergelenke (Acromioclaviculargelenk 77%, Glenohumeralgelenk 75%), das Handgelenk (73%) sowie die Metakarpophalangealgelenke (59%).

Drei entzündliche Muster identifiziert

Die Ganzkörper-MRT offenbarte drei unterschiedliche Entzündungsmuster: Bei 37% der Patient:innen lag ein peripheres Arthritis-Muster vor, 12% wiesen ein Bild im Sinne einer Polymyalgia rheumatica auf, und 20% zeigten eine Überlappung beider Phänotypen. Eine axiale Entzündung wurde nur in einem Einzelfall beobachtet. Vier von fünf Patient:innen, die eine krankheitsmodifizierende antirheumatische Therapie benötigten, gehörten zur Gruppe mit peripherer Arthritis, die zudem den höchsten Glukokortikoidbedarf aufwies.

Frühzeitige rheumatologische Abklärung notwendig

Die Ergebnisse legen nahe, dass muskuloskelettale Toxizitäten nach einer ICI-Therapie relevanter sind als bisher angenommen. Subklinische Entzündungen treten selbst bei isolierter Arthralgie ohne klinische Arthritis ebenso häufig auf wie bei manifesten Gelenkentzündungen. Für die klinische Praxis bedeute dies, dass auch bei bloßer Arthralgie eine rheumatologische Abklärung veranlasst werden sollte, so das Fazit der Autor:innen. Die drei Entzündungsmuster könnten dabei helfen, die verschiedenen entzündlichen Arthritis-Phänotypen zu erkennen, die bei Patient:innen nach einer Exposition gegenüber ICIs auftreten können. Insbesondere das periphere Arthritis-Muster erfordert engmaschige Kontrollen und gegebenenfalls eine frühzeitige Einleitung einer Therapie mit DMARDs.

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Quelle:

Harnden K. et al. (2025) Whole-body MRI in patients with arthralgia or inflammatory arthritis after exposure to immune checkpoint inhibitors: a single-centre prospective imaging study, Lancet Rheumatology 2025, DOI: 10.1016/S2665-9913(25)00061-X.

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