Journal Onkologie
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Eine Langzeitstudie der Universität Heidelberg zeigt, dass rund zwei Drittel der an Krebs Erkrankten wieder in den Beruf zurückkehren. Doch etwa ein Drittel reduziert dabei dauerhaft die Arbeitszeit, und ein Viertel wechselt die berufliche Position. Die Herausforderung besteht nicht allein in der Rückkehr, sondern in ihrer nachhaltigen Gestaltung [3].

Die Rolle der Onkolots:innen

Onkolots:innen begleiten Betroffene durch das komplexe Gesundheitssys­tem und stehen ihnen in der Phase der beruflichen (Re-)Integration mit organisatorischer, emotionaler und praktischer Unterstützung zur Seite. Dabei geht es nicht nur um Informationen zu Rechten und Leistungen, sondern auch um die realistische Einschätzung der eigenen Belastbarkeit, um individuelle Perspektiven und um psychosoziale Stabilisierung. Der Großteil meiner Beratungen findet telefonisch statt. Die Themen reichen von Fragen zur stufenweisen Wiedereingliederung über den Umgang mit Arbeitgeber:innen bis hin zu psychosozialen Belastungen. Die Gespräche dauern je nach Anliegen zwischen 30 und 60 Minuten und unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht.

Fallbeispiel: Marias Weg zurück in den Beruf

Maria, 38 Jahre, Mutter zweier Kinder, arbeitete als Erzieherin, bevor sie an Brustkrebs erkrankte. Nach intensiver Therapie stand sie vor der Herausforderung, Beruf und Familie trotz verminderter Belastbarkeit zu vereinen. Ihre Zweifel betrafen nicht nur die eigene Leistungsfähigkeit, sondern auch die körperlichen Anforderungen im Kita-Alltag.

Als Onkolotsin begleitete ich Maria bei der Klärung ihrer Möglichkeiten, vermittelte Informationen zu stufenweisen Wiedereingliederungsprogrammen, bereitete Gespräche mit ihrem Arbeitgeber vor und unterstützte bei Anträgen. Ergänzend erfolgte die Vermittlung an eine psychosoziale Beratungsstelle zur Bearbeitung von Ängs­ten und Erschöpfungssymptomen. Heute arbeitet Maria mit reduzierter Stundenanzahl wieder in ihrem Beruf und berichtet von einer besseren Balance zwischen Arbeit und Privatleben.

survivorship word or concept

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Unterstützungsangebote im Überblick

Onkolots:innen bieten:

  • Beratung zu beruflichen Möglichkeiten und Wiedereingliederungsmodellen

  • Psychosoziale Unterstützung bei Ängsten und Erschöpfung

  • Begleitung bei Antragstellungen (z.B. Reha, Teilhabe am Arbeitsleben)

  • Vermittlung an Fachberatungsstellen und Coaches

  • Unterstützung bei der Kommunikation mit Arbeitgeber:innen

  • Information über Fördermöglichkeiten und Weiterbildungen

  • Hinweise zur gesundheitsgerechten Arbeitsplatzgestaltung

„Ich habe selbst eine Krebserkrankung durchlebt und weiß, wie entscheidend unterstützende Begleitung in dieser Phase ist. Ein offenes Ohr, gezielte Informationen und das Gefühl, nicht allein zu sein – das macht oft den Unterschied.“

Daniela Tennie

Fazit

Der Weg zurück in den Beruf ist mehr als eine administrative Herausforderung – er ist Teil des individuellen Gesundungsprozesses. Für onkologisch tätige Ärzt:innen kann die Zusammenarbeit mit Onkolots:innen ein wertvoller Beitrag zur umfassenden Nachsorge sein. Die multiprofessionelle Unterstützung ermöglicht nicht nur bessere individuelle Ergebnisse, sondern fördert auch die nachhaltige Teilhabe am Arbeitsleben.

Portraitfoto Daniela Tennie

Daniela Tennie

Leitung Beratung/Onkolotsendienst MOTHERWORLD, Brustkrebs-Survivor, Mörfelder Landstraße 72
60598 Frankfurt am Main

069/94549-119

tennie@motherworld.de

Literatur:

(1)

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_N012_12.html (zuletzt abgerufen am 17.07.2025).

(2)

https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/detail/nach-krebs-zurueck-in-den-job-fuer-frauen-nicht-immer-leicht (zuletzt abgerufen am 17.07.2025).

(3)

https://www.umh.de/einrichtungen/institute/medizinische-soziologie/forschung/forschungsprojekte/laufende-forschungsprojekte/soziale-ungleichheiten-in-der-beruflichen-wiedereingliederung-und-der-sozialen-mobilitaet-von-krebspatientinnen-in-mitteldeutschland-mobil-md (zuletzt abgerufen am 17.07.2025).

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