Kolorektalkarzinom: Tägliche Aspirin-Einnahme reduziert das Rezidivrisiko
In einer aktuellen Studie konnte gezeigt werden, dass eine dreijährige tägliche Behandlung mit niedrig dosiertem Aspirin das Rezidivrisiko von Patient:innen mit Kolorektalkarzinom und PI3K-Signalweg-Alterationen um mehr als die Hälfte reduziert.
Aspirin in der Krebsprävention
Aspirin (Acetylsalicylsäure) reduziert die Inzidenz von kolorektalen Adenomen und Kolorektalkarzinomen bei Hochrisikopersonen. Beobachtungsstudien legten nahe, dass Aspirin auch das krankheitsfreie Überleben (DFS) nach Diagnosestellung verbessern könnte, insbesondere bei Patient:innen mit Tumoren, die somatische PIK3CA-Mutationen aufweisen. Bisher fehlten jedoch Daten aus randomisierten Studien dazu.
Kolorektales Karzinom und der PI3K-Signalweg
Der PI3K-Signalweg spielt eine zentrale Rolle in der Tumorentstehung und -progression beim Kolorektalkarzinom. Alterationen in Genen des PI3K-Signalwegs wie PIK3CA, PIK3R1 oder PTEN sind bei etwa einem Drittel der Kolorektalkarzinome nachweisbar.
Studiendesign: 160mg Aspirin pro Tag für 3 Jahre
Die Forschenden führten eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie mit Patient:innen mit Stadium I, II oder III Rektumkarzinom oder Stadium II oder III Kolonkarzinom durch, die somatische Alterationen in Genen des PI3K-Signalwegs aufwiesen. Die Patient:innen wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten drei Jahre lang täglich entweder 160 mg Aspirin oder Placebo. Zwei Patient:innengruppen wurden definiert: Gruppe A umfasste Patient:innen mit vordefinierten PIK3CA-Hotspot-Mutationen in Exon 9 oder 20, während Gruppe B Patient:innen mit anderen moderaten oder hochgradig wirkungsrelevanten somatischen Varianten in PIK3CA, PIK3R1 oder PTEN einschloss.
Von 2.980 Patient:innen mit vollständigen genomischen Daten wiesen 1.103 (37,0%) Alterationen in PI3K-Pathway-Genen auf. 515 Patient:innen hatten Gruppe-A-Alterationen und 588 Patient:innen Gruppe-B-Alterationen. Von diesen wurden 314 beziehungsweise 312 Patient:innen zur Aspirin- oder Placebo-Behandlung randomisiert.
Signifikante Reduktion der Rezidivrate in beiden Patientengruppen
Bei Patient:innen mit Gruppe-A-Alterationen betrug die geschätzte 3-Jahres-kumulative Rezidivrate 7,7% unter Aspirin gegenüber 14,1% unter Placebo (Hazard Ratio (HR) 0,49; 95% Konfidenzintervall (KI) 0,24-0,98; p=0,04). Noch ausgeprägter war der Effekt bei Patient:innen mit Gruppe-B-Alterationen. Hier lagen die Rezidivraten bei 7,7% versus 16,8% (HR 0,42; 95% KI 0,21-0,83). Diese Ergebnisse entsprechen einer Risikoreduktion von etwa 50% beziehungsweise 58% für Kolorektalkarzinom-Rezidive.
Verbessertes krankheitsfreies Überleben unter Aspirin
Das geschätzte 3-Jahres-DFS war unter Aspirin ebenfalls verbessert. Bei Patient:innen mit Gruppe-A-Alterationen betrug es 88,5% mit Aspirin versus 81,4% mit Placebo (HR 0,61; 95% KI 0,34-1,08). Bei Gruppe-B-Alterationen lagen die Werte bei 89,1% versus 78,7% (HR 0,51; 95% KI 0,29-0,88).
Schwere Nebenwirkungen traten bei 16,8% der Aspirin-Empfänger und 11,6% der Placebo-Empfänger auf.
Quelle:Martling A. et al. (2025) Low-Dose Aspirin for PI3K-Altered Localized Colorectal Cancer, N Engl J Med 2025;393:1051-1064, DOI: 10.1056/NEJMoa2504650.