Journal Onkologie
Editorial

Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery

Unter dem Begriff „Seltene Tumoren“ werden über 200 Einzeldiagnosen zusammengefasst, die rund ein Viertel aller Krebsfälle ausmachen – mehr als 120.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland, erklärt Prof. Dr. Stefan Fröhling in seinem Vision Zero Statement. Veränderung ist machbar – vorausgesetzt, alle ziehen an einem Strang, z.B. mit gezielter Früherkennung und Diagnostik, Ausbau und Vernetzung von Referenzzentren, verstärkter Forschungsförderung und nicht zuletzt durch Patientenbeteiligung. Wie „Shared Decision Making“ die patientenzentrierte Versorgung verbessert, lesen Sie in einem Interview mit Serap Tari. Ein prototypischer „(sehr) seltener Tumor“ ist das vitreo­retinale Lymphom (VRL), bei dem es sich um eine klinische und bio­logische Variante des primären ZNS-Lymphoms handelt. Eine standardisierte Therapie gibt es für das VRL nicht. In unserem Übersichtsartikel, mit dem Sie 2 CME-Punkte erreichen können, erläutern wir die Schwierigkeiten der Dia­gnosestellung und Therapie und zeigen neue Wege der molekularen Diagnostik auf. Beim VRL steht immer die personalisierte Therapie im Vordergrund, die interdisziplinär in einem spezialisierten Lymphomboard besprochen werden muss. Eine weitere sehr seltene Krebserkrankung ist das Mammakarzinom beim Mann. Lesen Sie hierzu eine Zusammenfassung der Pod­castfolge „O-Ton Onkologie“ mit Prof. Dr. Marion Kiechle. Auch bei Männern sind die BRCA2-Keimbahnmutation, das Vorkommen von Mamma- oder Ovarialkarzinomen in der Familie sowie ein relativer Östrogenüberschuss Risikofaktoren. Chordome sind Tumoren der Wirbelsäule. Der Transkriptionsfaktor TBXT kann durch neu ent­wickelte Proteine, T-DARPins, gezielt gehemmt werden, was das Tumorwachstum bei Mäusen reduziert. Zudem können die Chordomzellen empfindlich für JAK2-Inhibitoren gemacht werden, was neue therapeutische Ansätze eröffnet.

Prof. Dr. med. Falko Fend

Prof. Dr. med. Falko Fend

Im zweiten Schwerpunkt geht es um das Urothelkarzinom. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab Vedotin hat die Therapie des metas­tasierten Urothelkarzinoms verbessert, wie PD Dr. Niklas Klümper und Dr. Thomas Büttner erläutern. Informieren Sie sich außerdem über Studienergebnisse zum Whole Genome Sequencing beim muskelinvasiven Urothelkarzinom der Harnblase.

40-50% aller gastrointestinalen Krebserkrankungen ließen sich vermeiden, wenn man Risikofaktoren wie Bewegungsmangel im Sinne einer echten primären Prävention angehen würde, so Prof. Dr. Hans Scherübl.Aktuelle Entwicklungen bei der Therapie fortgeschrittener Kopf-Hals-Tumoren beleuchten Prof. Dr. rer. nat. Olivier Gires und Kollegen. Immer mehr Patient:innen mit einem Malignom in der Vorgeschichte kommen heutzutage für eine Organtransplantation in Frage. Hierbei müssen der zu erwartende Benefit der Transplantation und das Risiko der Malignom-assoziierten Mortalität genau abgewogen werden, wie Prof. Dr. Wolfgang Jungraithmayr in seinem Fortbildungsartikel ausführt.

Lesen Sie zudem weitere interessante Beiträge z.B. den Praxis-Therapieleitfaden für die ambulante Aufdosierung von bispezifischen Antikörpern beim Multiplen Myelom oder die Serie zu Grundlagen in der Onkologie, die diese Ausgabe abrunden.

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Prof. Dr. Vinodh Kakkassery und Prof. Dr. Falko Fend