Journal Onkologie
Medizin

Prostatakarzinom: Fokale HIFU-Therapie als gewebeschonende Alternative

Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. Standardtherapien wie  eine Operation oder Radiotherapie können den Tumor zwar beseitigen, führen aber nicht selten zu Miktionsbeschwerden oder Erektionsstörungen. Die sogenannte „Fokale Therapie“ verfolgt einen anderen Ansatz: Sie zerstört nur den erkrankten Bereich und belässt den Rest der Prostata unversehrt. Bei der Hochintensitäts-Fokussierten Ultraschalltherapie (HIFU) wird der Tumor mithilfe von Magnetresonanztomografie und Echtzeit-Ultraschall millimetergenau erhitzt und zerstört. Bislang gilt diese Methode laut den Leitlinien der European Association of Urology als experimentell – unter anderem, weil aussagekräftige prospektive Daten fehlten. Die aktuelle Studie der KL Krems und klinischen Partnern in St. Pölten, Baden und Korneuburg liefert die notwendige Evidenz zu diesen Themen.

Prospektive Studie belegt hohe Wirksamkeit bei geringen Nebenwirkungen

Im Rahmen der prospektiven Machbarkeitsstudie wurden zwischen 2021 und 2024 insgesamt 51 Männer mit neu diagnostiziertem, lokal begrenztem Prostatakarzinom niedrigen oder mittleren Risikos behandelt (Tumormarker PSA ≤ 15 ng/mL, Stadium ≤ T2). Bei allen wurde die erkrankte Region gezielt mittels MRT-gestütztem HIFU abgetragen. Die Studienteilnehmer wurden über zwei Jahre nachbeobachtet – mit vierteljährlichen PSA-Kontrollen, MRT-Untersuchungen nach 12 und 24 Monaten sowie anschließenden Biopsien.

Nach zwei Jahren benötigten über 94% der Männer keine zusätzliche Therapie. In den Kontrollbiopsien ein Jahr nach dem Eingriff zeigte sich bei mehr als 80% der Patienten kein vitales Tumorgewebe mehr. Der Tumormarker PSA sank bei den Teilnehmern nach drei Monaten um 69% ab und blieb während der gesamten Nachbeobachtung stabil. Die Nebenwirkungen waren nicht ausgeprägt und traten nur vorübergehend auf: Etwa ein Fünftel der Patienten hatte kurzzeitig obstruktive und irritative Beschwerden beim Wasserlassen. Schwere Komplikationen wurden nicht beobachtet.

Erhaltene Lebensqualität ebnet Weg für Paradigmenwechsel

Auch die funktionellen Ergebnisse sowie die Berichte der Patienten über die Lebensqualität sind vielversprechend. Die Erektionsfähigkeit, gemessen mit dem International Index of Erectile Function (IIEF-5), nahm zunächst leicht ab, erholte sich jedoch innerhalb von sechs bis zwölf Monaten vollständig – und lag nach zwei Jahren sogar über dem Ausgangsniveau. Dazu behielten Männer, die vor der Behandlung eine gute Miktion aufwiesen, diese auch danach, während Patienten mit bereits bestehenden Beschwerden beim Wasserlassen eine deutliche Besserung erfuhren. Insgesamt blieben die Werte zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) in allen Bereichen stabil.

Diese Resultate bestätigen und erweitern frühere Einzelergebnisse aus Europa und Nordamerika, stellen jedoch die erste koordinierte Untersuchung der fokalen HIFU-Therapie innerhalb des österreichischen Spitalswesens dar. „Unsere Arbeit zeigt, dass sich fokussierter Ultraschall bei sorgfältiger Patientenauswahl und präziser Ausführung sicher in die klinische Routine integrieren lässt“, betont das Studienteam. Die Forschenden verweisen zugleich auf die Notwendigkeit längerer Nachbeobachtungen und randomisierter Studien, bevor die Methode Eingang in Leitlinien finden kann. Dennoch deutet sich bereits jetzt ein Paradigmenwechsel an – hin zu organerhaltenden Tumorbehandlungen, mit denen viele Männer eine sichere Deeskalation der Tumortherapie erhalten können.

HYPOSTAT-III-Studie: CyberKnife-Behandlung bei Prostatakrebs in drei Sitzungen

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Quelle:

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften

Literatur:

(1)

Rosta G et al. Cancers 2025;17(21):3429. DOI: https://doi.org/10.3390/cancers17213429