Mammakarzinom: Neuer Behandlungsansatz für Patientinnen mit eingeschränkter Tamoxifen-Wirkung
Forschende des Dr. Margarete Fischer-Bosch Instituts für Klinische Pharmakologie (IKP) in Stuttgart haben einen neuen Therapieansatz für Brustkrebspatientinnen entwickelt, bei denen die Wirkung des Standardmedikaments Tamoxifen eingeschränkt ist. Die Kombinationstherapie wurde unter dem Namen TAMENDOX erfolgreich in einer klinischen Studie getestet. Die Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift Clinical Cancer Research veröffentlicht worden [1].
Tamoxifen-Resistenz: Ein lange bekanntes Problem in der Brustkrebstherapie
Tamoxifen, ein seit Jahrzehnten eingesetztes Medikament bei hormonabhängigem Brustkrebs, hemmt das Wachstum hormonempfindlicher Brustkrebszellen, indem es das Hormon Östrogen daran hindert, an seinen Rezeptor in den Tumorzellen zu binden. Für eine optimale Wirkung muss Tamoxifen jedoch im Körper in die aktive Form (Z)-Endoxifen umgewandelt werden. Bei etwa einem Drittel der Patientinnen ist dieser Stoffwechselprozess über das Enzym CYP2D6 genetisch bedingt eingeschränkt, was zu einem erhöhten Rückfallrisiko beitragen kann.
TAMENDOX setzt genau hier an und ergänzt gezielt (Z)-Endoxifen, um die unzureichende Umwandlung von Tamoxifen auszugleichen und die Therapie wirksamer zu machen.
Zusätzliche Gabe von Endoxifen gleicht unzureichende Wirkung von Tamoxifen aus
Unter der Leitung des IKP und in Zusammenarbeit mit 38 Kliniken in Deutschland wurden 235 Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium im Rahmen einer Multicenter-Studie behandelt. Je nach individuellem genetischen Profil oder Wirkstoffspiegeln im Blut erhielten die Patientinnen über einen Zeitraum von sechs Wochen entweder Tamoxifen alleine oder in Kombination mit (Z)-Endoxifen. Es zeigte sich: Brustkrebspatientinnen mit Kombinationstherapie erreichten die gewünschte Wirkstoffkonzentration im Blut, wie die, die bei Patientinnen mit Tamoxifen-Monotherapie und einer normalen Verstoffwechslung gefunden wurde.
„Mit TAMENDOX bieten wir erstmals eine effektive Lösung für ein lange bekanntes Problem: Die unzureichende Wirkung von Tamoxifen bei einem erheblichen Teil der Patientinnen“, sagt Prof. Dr. Matthias Schwab, Leiter des Dr. Margarete Fischer-Bosch Instituts für Klinische Pharmakologie am Bosch Health Campus. „Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie durch gezielte personalisierte Medizin die Wirksamkeit bestehender Therapien erheblich verbessert werden kann – zum direkten Nutzen der Patientinnen.“
Die neue Behandlungsmethode wurde von den Patientinnen sehr gut vertragen. Nebenwirkungen waren mild und traten in gleichem Maße auf wie in der Gruppe, die die Tamoxifen-Monotherapie erhielt.
Besondere Bedeutung für prämenopausale Frauen
Besonders Frauen vor der Menopause könnten von diesem neuen personalisierten Therapieansatz profitieren, da für sie alternative Therapien, wie z.B. der Einsatz von Aromatasehemmern eingeschränkt ist. Aktuell arbeitet das IKP an einem Konzept zur Arzneimittelzulassung für TAMENDOX, um das bisher bestehende Therapieangebot bei Brustkrebs zu erweitern.
Quelle:Bosch Health Campus
Literatur:
- (1)
Mürdter T.E. et al. (2025) Supplementation of Tamoxifen with low-dose Endoxifen in breast cancer patients with impaired tamoxifen metabolism (TAMENDOX): a randomized controlled phase 1/2 trial, DOI: 10.1158/1078-0432.CCR-25-2103.