Journal Onkologie
SABCS 2025
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HR+, HER2- Mammkarzinom: Hoher ungedeckter Bedarf nach Endokrinresistenz

HR+, HER2- Mammakarzinome werden in der Erstlinie typischerweise mit einer endokrinen Therapie behandelt, jedoch tritt dann häufig eine Therapieresistenz auf, erläuterte Dr. Komal Jhaveri, MD, Patricia and James Cayne Chair for Junior Faculty und Associate Attending der Breast Medicine and Early Drug Development Services am Memorial Sloan Kettering Cancer Center. In Fällen, in denen HR+, HER2- metastasierte Mammakarzinome resistent gegenüber einer endokrinen Behandlung geworden sind, bleibt Chemotherapie ein häufiger Standard. Chemotherapeutika haben einen geringen Überlebensvorteil gezeigt, sind aber mit zahlreichen Toxizitäten assoziiert, die schwerwiegend und langanhaltend sein können. Daher besteht in dieser Situation ein hoher ungedeckter Bedarf für zusätzliche wirksame Behandlungen.

ASCENT-07-Studie: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat in der Erstlinie nach Endokrinresistenz

Sacituzumab govitecan ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, welches das TROP-2-Protein auf der Oberfläche der meisten Mammakarzinomzellen angreift, um einen zytotoxischen Wirkstoff sowohl an diese Zellen als auch an benachbarte Zellen innerhalb der Tumormikroumgebung zu transportieren. Eine der zugelassenen Indikationen betrifft Patient:innen mit HR+, HER2- fortgeschrittenem Mammakarzinom, das unter oder nach endokriner und Chemotherapie progredient war. Die Zulassung basierte auf statistisch signifikanten und klinisch bedeutsamen PFS- und Gesamtüberlebens-Daten der Phase-III-Studie TROPiCS-02. Diese Ergebnisse führten dazu, dass das Team um Dr. Jhaveri die Frage stellte, ob Sacituzumab govitecan auch früher im Behandlungsverlauf für Patient:innen vorteilhaft wäre, die eine endokrine Therapie, aber noch keine Chemotherapie erhalten hatten.

Primärer Endpunkt nicht erreicht, aber numerische PFS-Verbesserung

Die ASCENT-07-Studie schloss 690 Patient:innen mit HR+, HER2- fortgeschrittenem Mammakarzinom ein, die zuvor eine endokrine Therapie erhalten hatten und für eine erste Chemotherapie geeignet waren. Die Patient:innen wurden randomisiert (2:1) aufgeteilt, um entweder Sacituzumab govitecan oder eine Standardchemotherapie zu erhalten. Von 690 randomisierten Teilnehmer:innen erhielten 456 Sacituzumab govitecan und 234 die Standardtherapie. Das Alter betrug im Median 57 Jahre; 424 (93%) Teilnehmer:innen in der Sacituzumab govitecan-Gruppe und 215 (92%) in der Standardtherapie-Gruppe hatten zuvor eine CDK4/6-Inhibitor-Therapie für das metastasierte Mammakarzinom erhalten.

Früher Trend zur Verbesserung des Gesamtüberlebens trotz verfehltem Primärendpunkt

Die ASCENT-07-Studie erreichte ihren primären Endpunkt der PFS-Verbesserung durch eine verblindete unabhängige zentrale Bewertung nicht. Nach einer Nachbeobachtungszeit von 15,4 Monaten betrug das PFS im Median 8,3 Monate in beiden Armen mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,85 (95%-KI: 0,69-1,05; p=0,130). Das PFS durch Prüfarztbewertung zeigte eine numerische Verbesserung mit Sacituzumab govitecan versus Standardtherapie (HR: 0,78; 95%-KI: 0,64-0,93; nominales p=0,008). Obwohl die Gesamtüberlebensdaten zur primären Analyse noch nicht auswertbar waren (Reifegrad 27%), wurde ein früher Trend zur Verbesserung zugunsten von Sacituzumab govitecan beobachtet (HR: 0,72; 95%-KI: 0,54-0,97; nominales p=0,029).

Vergleichbare Ansprechrate bei handhabbarem Sicherheitsprofil

Die objektive Ansprechrate durch zentrale Bewertung war ähnlich bei Sacituzumab govitecan (37%) und Standardtherapie (33%), die mediane Ansprechdauer war länger (12,1 versus 9,3 Monate). Das häufigste behandlungsbedingte unerwünschte Ereignis von Grad 3 in beiden Behandlungsgruppen war die Neutropenie (Sacituzumab govitecan: 56%; Standardtherapie: 21%). Trotz höherem Anteil an Teilnehmer:innen mit Grad-3-Ereignissen unter Sacituzumab govitecan waren die Dosisreduktionsraten ähnlich und Therapieabbrüche seltener als unter der Standardtherapie.

Die Autoren schlussfolgern, dass die Studie den primären Endpunkt des PFS bei Teilnehmer:innen mit HR+, HER2-, lokal fortgeschrittenem nicht resezierbarem oder metastasiertem Mammakarzinom nach vorheriger endokriner Therapie, die für eine erste Chemotherapie geeignet waren, nicht erreichte. Es wurden keine neuen Sicherheitsbedenken identifiziert. Ein früher Trend zur Verbesserung des Gesamtüberlebens wurde beobachtet, und die Studie wird fortgesetzt, um das Gesamtüberleben weiter zu bewerten.

Tucatinib verlängert progressionsfreies Überleben in der Erstlinien-Erhaltungstherapie bei HER2-positivem Mammakarzinom

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Quelle:

SABCS 2025

Literatur:

(1)

Jhaveri K L et al. Sacituzumab govitecan vs chemotherapy as first therapy after endocrine therapy in HR+/HER2− (IHC 0, 1+, 2+/ISH−) metastatic breast cancer: Primary results from ASCENT-07. SABCS 2025, #GS1-09.