Immuncheckpoint-Inhibitoren können Fertilitätsbeeinträchtigung bei jungen TNBC-Patient:innen verstärken
Anika Mifka M.Sc.Die neoadjuvante Chemotherapie (NACT) ist mit einem hohen Risiko für Ovarialversagen bei prämenopausalen Frauen mit Mammakarzinom assoziiert. Eine prospektive Substudie der NSABP B-59/GBG-96-GeparDouze-Studie mit 133 Patient:innen zeigt erstmals, dass die Zugabe von Immuncheckpoint-Inhibitoren (CPI) zur NACT die Rate der Chemotherapie-induzierten Ovarialinsuffizienz (CIOF) bei jungen Frauen mit triple-negativem Mammakarzinom (TNBC) tendenziell erhöht. Die Ergebnisse wurden beim 48. San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) präsentiert.
TNBC: Unklare Auswirkungen von Checkpoint-Inhibitoren auf Ovarialfunktion
Die NACT ist mit einem hohen Risiko für Ovarialversagen bei prämenopausalen Frauen mit Mammakarzinom assoziiert. Der Einfluss von CPI zusätzlich zur NACT auf die Chemotherapie-induzierte Ovarialinsuffizienz bleibt jedoch unzureichend erforscht. Diese Studie analysierte die Auswirkungen der kombinierten NACT und CPI auf die Ovarialfunktion anhand verschiedener hormoneller Parameter bei Patient:innen mit TNBC.
Prospektive Substudie mit hormoneller Langzeitbeobachtung
Die prospektive Substudie umfasste Frauen ≤ 45 Jahre ohne Hysterektomie- oder Ovariektomie-Anamnese aus der NSABP B-59/GBG-96-GeparDouze-Studie. Die Patient:innen erhielten eine Anthrazyklin-, Cyclophosphamid-, Taxan- und Carboplatin-haltige NACT mit Atezolizumab (CTA) oder ohne (CT). Primäres Ziel war die Bewertung der CIOF-Rate, definiert als postmenopausale Spiegel von follikelstimulierendem Hormon (FSH > 25,8 IU/l) und Estradiol (E2 < 5 pg/ml). Sekundäre Ziele umfassten die Bewertung des Anti-Müller-Hormons (AMH) und der Amenorrhö-Rate. Blutproben wurden prospektiv zu Therapiebeginn, Therapieende sowie nach 6, 12, 18 und 24 Monaten gesammelt.
Erhöhte CIOF-Rate unter Checkpoint-Inhibition nach 24 Monaten
Insgesamt wurden 173 Patient:innen in die Studie eingeschlossen, 133 davon (CT n = 63; CTA n = 70) hatten Blutproben zu mindestens zwei Zeitpunkten abgegeben. Das Alter zu Studienbeginn betrug im Mittel 37 Jahre, 35% waren ≥ 40 Jahre alt. Die E2-Spiegel sanken während der Therapie, stiegen jedoch nach Therapieende wieder an. In beiden Behandlungsarmen erholten sich die E2-Spiegel 24 Monate nach Therapieende mit mit Werten von 53,3 (CTA) versus 81,6 (CT) pg/ml (p = 0,348), erreichten jedoch in beiden Behandlungsarmen nicht die Ausgangswerte. Ein Anstieg der FSH-Spiegel nach Therapieende wurde über die Zeit beobachtet und blieb in der CPI-Gruppe nach 24 Monaten im postmenopausalen Bereich.
Langfristige Fertilitätsbeeinträchtigung häufiger mit Immuntherapie
34,2% der Patient:innen entwickelten zum Therapieende eine CIOF (CTA: 40,6%, CT: 26,8%; p = 0,13). Insgesamt hatten 10% eine anhaltende CIOF 24 Monate nach Therapieende, die bei CPI-Zusatz häufiger auftrat (CTA 7,5%; CT 2,5%; p = 0,06). Zu Studienbeginn zeigten nur wenige Studienteilnehmer:innen AMH-Spiegel < 0,22 ng/ml als Hinweis auf eine beeinträchtigte Fertilität (8,6% CTA, 12,7% CT), während zum Therapieende alle Patient:innen unter diesem Grenzwert lagen. Nach 24 Monaten hatten sich die AMH-Spiegel bei 27,5% (CTA) und 25% (CT) der Proband:innen auf ≥ 0,22 ng/ml erholt.
Die Autor:innen schlussfolgern: Zwei Jahre nach der Behandlung wiesen 10% der TNBC-Patient:innen eine dauerhafte CIOF nach NACT auf. Patient:innen mit CPI zeigten zu allen Zeitpunkten tendenziell höhere CIOF-Raten und eine geringere Erholung der Ovarialfunktion. Dies stützt die Hypothese, dass CPI zusätzlich zur Chemotherapie die Fertilität beeinträchtigen.
Quelle:SABCS 2025