HR+/HER2+ Brustkrebs: Überlegenheit von Aromatasehemmern gegenüber SERM
David Meier M.Sc.Die adjuvante Behandlung von Patient:innen mit Hormonrezeptor-positivem (HR+) und HER2-positivem (HER2+) Brustkrebs im Frühstadium stellt eine therapeutische Herausforderung dar, da sowohl die Hormonrezeptor- als auch die HER2-Signalwege aktiviert sind. Eine Analyse der Phase-III-Studie ALTTO, deren Ergebnisse auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2025 präsentiert wurden, untersuchte die Wirksamkeit verschiedener Hormontherapie-Arten bei Patient:innen mit HR+/HER2+ Tumoren mit einer Nachbeobachtung von 10 Jahren. Dabei war der Einsatz von Aromatasehemmern mit einem signifikant verbesserten krankheitsfreien Überleben (DFS) assoziiert.
Studiendesign: Explorative Analyse der internationalen ALTTO-Phase-III-Studie
ALTTO ist eine internationale Phase-III-Studie, bei der Patient:innen mit HER2+ Brustkrebs im Frühstadium zu vier adjuvanten Anti-HER2-Behandlungen mit Chemotherapie randomisiert wurden: Trastuzumab allein, Lapatinib allein, deren Sequenz oder deren Kombination. Aus der Analyse ausgeschlossen wurden Patient:innen im Lapatinib-Arm, Patient:innen mit HR-/HER2+ Erkrankung und Patient:innen mit HR+ Tumoren, die keine adjuvante Hormontherapie begannen.
Vergleich zwischen SERM und Aromatasehemmern
Das DFS, die Zeit bis zur Fernmetastasierung (TTDR) und das Gesamtüberleben (OS) wurden zwischen den Patient:innen verglichen, die einen selektiven Östrogenrezeptor-Modulator (SERM) oder einen Aromatasehemmer (AI) erhielten. Um einen statistischen Fehlschluss zu vermeiden, wurden Patient:innen mit HR+/HER2+ Erkrankung, die während der Nachbeobachtung von einer Hormontherapie zur anderen wechselten, ausgeschlossen.
Nachbeobachtung von über 10 Jahren
Die Analyse umfasste 2.651 Patient:innen mit HR+/HER2+ Tumoren, von denen 1.518 (57,3%) SERM (99,5% Tamoxifen) und 1.133 (42,7%) Aromatasehemmer erhielten. Unter 1.259 prämenopausalen Patient:innen erhielten 903 (71,7%) SERM allein, 238 (18,9%) SERM plus Ovarialfunktionssuppression (OFS) und 118 (9,4%) AI + OFS. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 9,9 Jahre.
Signifikante Überlegenheit der Aromatasehemmer beim DFS
Das 10-Jahres-DFS betrug 80,1% in der AI-Gruppe versus 76,5% in der SERM-Gruppe (adjustierte HR (aHR): 0,65; 95%-KI: 0,52-0,82). Verglichen mit SERM-behandelten Patient:innen hatten diejenigen, die AI erhielten, weniger lokale Rezidive (0,9% vs. 2,4%) und Fernmetastasen (9,3% vs. 12,1%). In Subgruppenanalysen war AI unabhängig von Patienten-, Tumor- und Behandlungscharakteristika SERM überlegen.
Das 10-Jahres-TTDR betrug 85,7% in der AI-Gruppe versus 83,1% in der SERM-Gruppe (aHR: 0,65; 95%-KI: 0,50-0,85). Das 10-Jahres-OS erreichte 88,9% versus 89,1% (aHR: 0,73; 95%-KI: 0,53-1,00) in den jeweiligen Gruppen. Obwohl der Überlebensvorteil statistisch grenzwertig war, zeigt sich ein Trend zugunsten der Aromatasehemmer-Therapie.
Bei ausschließlich prämenopausalen Patient:innen betrug das 10-Jahres-DFS 90,0%, 77,3% und 77,6% mit AI+OFS, SERM+OFS bzw. SERM allein. Das 10-Jahres-TTDR betrug 92,8%, 82,9% und 85,1% in den jeweiligen Gruppen.
Quelle:SABCS 2025