HER2+ mBC: Mit Trastuzumab Emtansin die Überlebenszeit verlängern
Secondline-Behandlung des HER2-positiven metastasierten MammakarzinomsDie Secondline-Behandlung mit Trastuzumab Emtansin ist derzeit Standard für Patientinnen mit HER2-positivem metastasierten Mammakarzinom, die bereits mit Trastuzumab und einem Taxan vorbehandelt sind, erläuterte Prof. Jens Huober, Brustzentrum der Frauenklinik Ulm (Abb. 1). Laut Huober ist das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat eine große Bereicherung für die Therapie des HER2-positiven metastasierten Mammakarzinoms. „Dank des spezifischen anti-HER2-gerichteten Ansatzes können wir viele Patientinnen mit Trastuzumab Emtansin oft noch über mehrere Jahre in einer stabilen Remission halten“, so der Experte.
Signifikanter Überlebensvorteil von fast 6 Monaten
In der Phase-III-Zulassungsstudie EMILIA (1) überlebten die mit Trastuzumab Emtansin behandelten Patientinnen mit HER2-positivem, mehrheitlich metastasiertem Mammakarzinom und Taxan-/Trastuzumab-Vorbehandlung median 30,9 Monate gegenüber 25,1 Monaten im Kontrollarm mit Capecitabin/Lapatinib (p<0,001). Die Verlängerung der Überlebenszeit um median fast ein halbes Jahr bedeutet eine Reduktion des relativen Sterberisikos um 32% für die Patientinnen gegenüber der Behandlung mit Capecitabin/Lapatinib (HR=0,682). Signifikante Vorteile für Trastuzumab Emtansin zeigten sich auch beim progressionsfreien Überleben (PFS: 9,6 vs. 6,4 Monate; HR=0,65; p<0,001) und bei der objektiven Ansprechrate (ORR: 43,6 vs. 30,8%; p<0,001) (1).
Überlebensvorteil auch bei Hirnmetastasen
Etwa 10% der Patientinnen wiesen zu Studienbeginn Hirnmetastasen auf (1). Auch diese Patientinnen überlebten im Trastuzumab-Emtansin-Arm signifikant länger als im Kontrollarm. Die mediane Überlebenszeit war mit 26,8 Monaten mehr als doppelt so lang wie im Capecitabin/Lapatinib-Arm (26,8 vs. 12,9 Monate; HR=0,382; p=0,0081) (3). Huober erinnerte daran, dass das HER2-positive Mammakarzinom mit einem höheren Risiko für ZNS-Metastasen assoziiert ist. Umso wichtiger sei es, dass auch diese Patientinnen von Trastuzumab Emtansin profitieren.
Überlebensvorteil bei hoher Lebensqualität
Die Behandlung mit Trastuzumab Emtansin ist nicht nur sehr wirksam, sondern auch gut verträglich, ergänzte Prof. Diana Lüftner, Charité Berlin. Die Rate an Nebenwirkungen Grad ≥ 3 lag in der EMILIA-Studie im Trastuzumab-Emtansin-Arm deutlich niedriger (41% vs. 57%) (1). Speziell nicht-hämatologische Nebenwirkungen Grad ≥ 3 waren unter Trastuzumab Emtansin selten. Die Hauptnebenwirkung unter Trastuzumab Emtansin, die Thrombozytopenie, erreichte in der Zulassungsstudie (1) bei 12-13% der Patientinnen Grad ≥ 3. Sie ist laut Lüftner primär ein Laborparameter. Die Patientin spüre davon kaum etwas. Wichtig sei auch, dass die Thrombozytopenie nicht kumuliert und sich der Wert bis zur nächsten vorgesehenen Dosis in der Regel wieder bessert (4). Ausdruck der guten Verträglichkeit von Trastuzumab Emtansin ist, dass die Patientinnen in der EMILIA-Studie deutlich länger ohne eine Verschlechterung ihrer Beschwerden blieben (7,1 vs. 4,6 Monate; HR=0,80; p=0,012) (5).
Trastuzumab Emtansin ist Secondline-Standard
Sowohl die AGO Mamma als auch die Amerikanische Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) empfehlen die Secondline-Behandlung mit Trastuzumab Emtansin auf hohem Evidenzniveau für Patientinnen mit HER2-positivem metastasierten Mammakarzinom nach Trastuzumab- und Taxan-Vorbehandlung (2, 6). Die wirksamsten Therapien müssten so früh wie möglich eingesetzt werden, bestätigte auch Lüftner. Nur so sei es möglich, die Patientinnen mindestens in die 4./5. Therapielinie zu bringen.
Fallbeispiel aus dem klinischen Alltag
Dass es mit Trastuzumab Emtansin gelingt, Patientinnen mit HER2-positivem metastasierten Mammakarzinom bei guter Lebensqualität anhaltend in einer stabilen Remission zu halten, verdeutlichte Huober anhand einer mittlerweile 44-jährigen Patientin mit einem pri-mären HER2-positiven und Hormonre-zeptor(HR)-positiven Mammakarzinom, das 2013 bei der damals schwangeren Patientin (33. SSW) entdeckt wurde. Das Karzinom hatte seinerzeit bereits in Knochen, Leber und Gehirn metastasiert.
Die Patientin hatte zunächst einen Zyklus Chemotherapie (Epirubicin/Cyclophosphamid) erhalten und brachte in der 37. SSW einen gesunden Jungen zur Welt. Nach der Entbindung wurde die Firstline-Behandlung mit Paclitaxel in wöchentlicher Gabe plus Trastuzumab und Denosumab sowie Bestrahlung der metastatisch befallenen Wirbelkörper (BWK 9-11) fortgeführt. Die Patientin sprach extrazerebral gut an, benötigte aber wegen eines wiederholten zerebralen Progresses zweimal eine Ganzhirn-Bestrahlung (WBRT). Da sich die zerebrale Metastasierung langfristig nicht stabilisieren ließ und sich eine Progression in der Leber andeutete, wurde die Patientin im Januar 2015 auf Trastuzumab Emtansin umgestellt. Die Patientin befindet sich seitdem systemisch und zerebral in einer stabilen Krankheitssituation. Sie verträgt Trastuzumab Emtansin gut und kann ihr Leben ohne größere Einschränkungen führen, so Huober.
Birgit-Kristin Pohlmann
Quelle: Pressekonferenz „Erfahrungen aus der klinischen Praxis – Kadcyla® in der Second-Line-Therapie des HER2-positiven metastasierten Mammakarzinoms“, 05.04.2016, Frankfurt am Main; Veranstalter: Roche
Literatur:
(1) Verma S et al. NEJM 2012, 367: 1783-91.
(2) www.ago-online.de
(3) Krop IE et al. Ann Oncol 2015, 26: 113-19 (SABCS 2013, P4-12-27).
(4) Diéras V et al. J Clin Oncol 2014.
(5) Welslau M et al. Cancer 2014, 120(5): 642-51.
(6) Giordano SH et al. J Clin Oncol 2014; 32: 1-23.
(7) Fachinformation Kadcyla®, Stand: Feb. 2016.
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