Journal Onkologie
Medizin

Tumoren bekämpfen, das Herz schützen

Die Nähe des Tumors zum Herzen stellt bei der Strahlentherapie von Lungenkrebs eine besondere Herausforderung dar. Es ist wichtig, dass die Dosis für das Herz so gering wie möglich gehalten wird, um das Risiko schwerer Komplikationen zu verringern. Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass der obere Teil des Herzens bei Lungenkrebspatient:innen besonders strahlenempfindlich ist und dass die Strahlendosis in dieser Region mit dem Gesamtüberleben zusammenhängt. Auf Basis dieser Erkenntnis wurde eine „Cardiac Avoidance Area“ (CAA) definiert, für die eine Strahlendosisbegrenzung auf 19,5 Gy (über 20–33 Fraktionen) eingeführt wurde – vorausgesetzt, die Tumorabdeckung blieb gewährleistet. „Wir hoffen, dass wir durch die Verringerung der Herzbelastung sowohl die Überlebensrate als auch die Lebensqualität der Patienten verbessern können“, sagte Dr. Gareth Price, leitender Dozent und Medizinphysiker an der Universität von Manchester, der die Studie leitete.

Moderate Verbesserung der Überlebensrate durch Anpassung der Strahlendosis

In der RAPID-RT-Studie wurden die Daten von 1.708 Patient:innen mit Lungenkrebs im Stadium I-III analysiert, die zwischen Januar 2021 und Februar 2025 eine kurative Strahlentherapie erhielten. 922 Patient:innen, die vor April 2023 behandelt wurden, erhielten eine Standard-Strahlentherapie mit kurativer Absicht. Die neue herzschonende Technik wurde ab April 2023 prospektiv bei 786 Patient:innen angewandt. Erste Ergebnisse deuten auf eine moderate Verbesserung der 12-Monats-Überlebensrate nach Einführung einer Dosisbegrenzung für die Herzspitze hin.

Schneller zu evidenzbasierten Therapieanpassungen

Im Gegensatz zu herkömmlichen klinischen Studien, bei denen es Jahre dauern kann, bis Ergebnisse vorliegen, wurde bei der RAPID-RT-Studie ein „Rapid-Learning“-Modell angewandt, um Behandlungen in Echtzeit anhand anonymisierter Routinedaten aus elektronischen Patientenakten zu bewerten und anzupassen. Dieser Ansatz ermöglichte es, rasch auf neue Erkenntnisse zu reagieren und Innovationen schneller in die klinische Versorgung zu überführen. „Diese Forschungsarbeit ist ein perfektes Beispiel dafür, dass es bei der Innovation in der Strahlentherapie nicht nur um Technologie geht, sondern auch darum, wie wir lernen, uns anpassen und eine bessere Behandlung anbieten können“, sagte Prof. Matthias Guckenberger, Präsident der ESTRO und Lehrstuhlinhaber für Strahlenonkologie am Universitätsspital Zürich.

Kind im Krankenhausbett mit Kuscheltier

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Quelle:

European Society for Radiotherapy (ESTRO)

Literatur:

(1)

First RAPID-RT analysis: Using rapid-learning to assess the survival impactof a new cardiac avoidance area during lung cancer radiotherapy, presented at ESTRO 2025, Abstract E25-5022.

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