Sonntag, 28. April 2024
Navigation öffnen
Anzeige:
Wefra Programatic
 
Medizin

RNA-Wirkstoff als Therapieoption bei AML

RNA-Wirkstoff als Therapieoption bei AML
© Matthieu - stock.adobe.com
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 13.000 Menschen an Leukämien, von denen trotz intensiver Chemotherapien etwa die Hälfte an der Krankheit verstirbt. Hinzu kommt, dass die Therapien starke Nebenwirkungen haben und insbesondere die Neubildung gesunder Blutzellen hemmen. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine neuartige Therapie in einer präklinischen Studie getestet, die auf einer therapeutischen RNA basiert. Durch die Behandlung überlebten die Versuchstiere signifikant länger als unbehandelte Tiere (1). Die Hoffnung ist nun, dass diese Leukämie-spezifische Therapie zukünftig existierende Chemotherapien unterstützen kann.
Anzeige:
Wefra Programatic
 

Neue auf AML zugeschnittene Ansätze sind nötig

In Deutschland erkranken jährlich etwa 13.000 Menschen an Leukämien. Unter den Betroffenen ist auch ein hoher Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. Eine häufige Form der Leukämie bei Erwachsenen ist die akute myeloische Leukämie (AML). Bei Kindern ist die AML die zweithäufigste Leukämie und macht rund 4% aller bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus. Trotz Behandlung mit intensiver Chemotherapie überleben nur zwischen 20 und 50% der Erkrankten die ersten 5 Jahre nach Diagnose und Behandlung; die Hälfte oder mehr erleiden einen Rückfall und versterben. Hinzu kommt, dass die intensiven Therapien sehr starke Nebenwirkungen haben und insbesondere die blutbildenden Stammzellen schädigen. Neue, spezifisch auf die AML zugeschnittene Therapieansätze werden deshalb dringend gesucht.

RNA-Wirkstoff wird an Mäusen mit Leukämie getestet

Eine solche Leukämie-spezifische Therapie haben nun Forschende um Prof. Jan-Henning Klusmann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin sowie Prof. Dirk Heckl vom Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt im Tierversuch erprobt. Sie behandelten an Blutkrebs erkrankte Versuchstiere mit einem therapeutischen RNA-Molekül, das sie in Lipid-Nanopartikel verpackten. „Mit der Verpackung in Lipid-Nanopartikel haben wir im Prinzip die gleiche Technik angewendet, die bei der COVID-19-Vakzinierung zum Einsatz kam“, erklärt Klusmann. „Die Lipid-Nanopartikel ermöglichen es der therapeutischen RNA, in die Blutzellen aufgenommen zu werden.“
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Akute myeloische Leukämie: Neue orale Kombination für unfitte Erkrankte

Erschienen am 25.10.2023Die orale Kombination Decitabin + Cedazuridin hilft Krankenhausaufenthalte von AML-Patienten zu reduzieren. Details lesen Sie hier!

Erschienen am 25.10.2023Die orale Kombination Decitabin + Cedazuridin hilft Krankenhausaufenthalte von AML-Patienten zu...

© New Africa – stock.adobe.com

Wiederherstellung der Funktion des Tumorsuppressors miR-193b

Für die micro RNA miR-193b war bereits 2018 eine vor Krebs schützende Wirkung beschrieben worden. Während der Hämatopoese wirkt miR-193b als endogener Tumorsuppressor, indem es auf mehrere Mitglieder der RAS-RAF-MEK-ERK-Kaskade (MAPK/ERK) abzielt, die die Proliferation und die Zellzyklusprogression reguliert. In AML-Zellen liegt miR-193b in zu geringer Menge vor und kann deshalb seine Aufgabe als Tumorsuppressor nicht erfüllen, was mit einer schlechteren Prognose verbunden ist. Die Wiederherstellung der Funktion von miR-193b soll daher eine leukämiehemmende Wirkung haben.

Hämatopoetische Stammzellen werden nicht geschädigt

„Seit vielen Jahren werden Wirkstoffe getestet, die hemmend in diese Signalwege eingreifen, die von AML-Zellen genutzt werden“, so Heckl. „Solche Wirkstoffe greifen aber immer nur an einer Komponente an, während miR-193b auf allen Ebenen des Signalweges wirkt. Das stoppt sehr effizient die Teilung der entarteten Zellen und führt dazu, dass die Leukämie-Zellen schnell absterben.“ Ein weiterer Vorteil der therapeutischen RNA ist, dass sie anders als die gängigen Chemotherapien die Stammzellen des blutbildenden Systems nicht schädigt, da diese nicht auf die unterdrückten Signalwege angewiesen sind.

Verlängerung der Überlebenszeit bei allen Versuchstieren

Die Behandlung mit den Wirkstoff-Nanopartikeln wurde von allen Versuchstieren gut toleriert und bekämpfte die Blutkrebszellen erfolgreich, wie Klusmann zusammenfasst: „Bei allen behandelten Tieren konnte die Überlebenszeit deutlich verlängert werden, bei einzelnen Tieren kam es sogar zu einer Heilung.“ Besonders ermutigend ist, dass miR-193b bei allen getesteten AML-Unterformen wirkte: Für die Versuche wurden 4 verschiedene Arten von Krebszellen untersucht, darunter eine, die bei Menschen mit Down-Syndrom häufig auftritt (1).

Neue Behandlungsoptionen durch nicht-kodierende RNAs

„Nicht-kodierende RNAs und ihre Gene hat man früher für DNA-Schrott gehalten“, erklärt Klusmann. „Nun haben wir eine darauf basierende Therapie entwickelt, die eine neue und sehr spezifische Behandlungsmöglichkeit für myeloische Leukämien verspricht.“ Die Hoffnung ist, dass diese Therapie zukünftig Chemotherapien unterstützen kann, die auf diese Weise weniger intensiv sein müssen.

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main

Literatur:

(1) Issa H. et al. Preclinical testing of miRNA-193b-3p mimic in acute myeloid leukemias, Leukemia 2023, abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/s41375-023-01937-6, Letzter Zugriff: 04.12.2023.


Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"RNA-Wirkstoff als Therapieoption bei AML"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.