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Medizin

Gestörte Hautflora erhöht Risiko einer Radio-Dermatitis bei Strahlentherapie

Gestörte Hautflora erhöht Risiko einer Radio-Dermatitis bei Strahlentherapie
© My Ocean studio – stock.adobe.com
Manche Krebspatient:innen entwickeln im Laufe einer Strahlentherapie eine starke Hautentzündung. Welche Faktoren das Risiko dafür erhöhen, war bislang erst in Ansätzen bekannt. Eine Pilotstudie der Universität Augsburg, der Technischen Universität München (TUM) und von Helmholtz Munich deutet nun auf eine wichtige Rolle der Hautbakterien hin: Brustkrebs-Patientinnen, bei denen die Hautflora gravierend gestört war, bekamen im Laufe der Bestrahlung stets eine schwere Dermatitis (1). Die Ergebnisse lassen auf einen Test hoffen, mit dem sich Risikogruppen frühzeitig identifizieren lassen.
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Radio-Dermatitis – Hautentzündungen nach einer Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist eine wichtige Option zur Behandlung von verschiedenen Krebsarten. Allerdings vertragen manche Patient:innen die Behandlung schlechter als andere: Sie entwickeln an den bestrahlten Stellen eine schwere Hautentzündung, eine Radio-Dermatitis. Warum das nur einen Teil der Behandelten betrifft, war bislang weitgehend unklar. Die neue Studie bringt nun Licht ins Dunkel. Demnach scheint die Hautflora der Brust entscheidend dafür zu sein, ob im Laufe der Behandlung eine Radio-Dermatits auftritt.

Untersuchung der Hautflora von Brustkrebspatientinnen vor und nach einer Strahlentherapie

Dr. Claudia Hülpüsch, Leiterin des Fachbereichs Functional Microbiomics am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg, hat zusammen mit ihrem Projektpartner Dr. Kai J. Borm vom Universitätsklinikum rechts der Isar der TUM 20 Frauen mit Brustkrebs untersucht (1). Alle Probandinnen erhielten für einen Zeitraum von 7 Wochen eine Strahlentherapie. Vor dem ersten Termin und danach im Wochenabstand nahmen die Forschenden bei jeder Patientin 2 Hautabstriche – einen von der bestrahlten und einen von der unbestrahlten Brust. In diesen Abstrichen bestimmten sie die Zahl und Zusammensetzung der Mikroorganismen.

Hautflora als Marker für ein erhöhtes Dermatitis-Risiko

„Bei der Analyse haben wir festgestellt, dass 4 Frauen vor Beginn der Bestrahlung eine ungewöhnliche Hautflora aufwiesen“, erklärt Prof. Dr. Avidan Neumann vom Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg und Wissenschaftler bei Helmholtz Munich, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. „Bei ihnen waren die kommensalen Bakterien unterrepräsentiert. Das galt sowohl für die gesunde als auch die erkrankte Brust.“ Interessanterweise entwickelte sich genau bei diesen 4 Patientinnen im Laufe der Behandlung eine schwere Radio-Dermatitis. Die anderen 16 Teilnehmerinnen überstanden die Strahlentherapie dagegen mit milden oder moderaten Hautschädigungen. In den ersten Wochen der Therapie nahm zudem bei den 4 auffälligen Patientinnen die Gesamtzahl der Bakterien schon vor den sichtbaren schweren Symptomen stark zu und gegen Ende wieder ab. Bei den anderen Probandinnen blieb sie dagegen weitgehend unverändert. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Bakterien eine kausale Rolle bei der Entstehung der Strahlendermatitis spielen.
 
 

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Hautdesinfektion verringert die Dermatitis-Wahrscheinlichkeit

„An der Zusammensetzung der Hautbakterien vor der Strahlentherapie scheint sich ablesen zu lassen, welche Frauen ein besonders großes Risiko für eine Radio-Dermatitis tragen“, sagt Kai Borm. „Das hilft beim Verständnis dieser Nebenwirkung und ermöglicht es perspektivisch, zielgenau eine vorbeugende Maßnahme zu ergreifen, die eine Strahlentherapie für diese Patient:innen noch besser verträglich machen kann.“ Denn erste Studien zeigen, dass eine gründliche Desinfektion der Hautoberfläche die Wahrscheinlichkeit einer späteren Entzündung verringert. „Wir sind zudem gespannt, ob sich unsere Ergebnisse auch auf Patient:innen mit anderen Tumorerkankungen z.B. im Hals-Nasen-Ohren-Bereich oder mit Sarkomen übertragen lassen, da bei diesen ein besonders hohes Risiko für eine schwere Radio-Dermatitis besteht.“

Weitere Studien mit anderen Krebsarten

Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Hautärztin und Leiterin der Umweltmedizin, sieht in diesen Ergebnissen großes Potential und denkt schon an die nächsten Schritte. „Wir werden nun größere Studien mit mehr Patientinnen und auch mit anderen Tumoren durchführen, um die Ergebnisse abzusichern. Ziel ist sowohl die Vorhersage als auch die gezielte Vorsorge einer Dermatitis. Der Weg dahin ist mit dieser Studie gebahnt.“

Quelle: Universität Augsburg

Literatur:

(1) Hülpüsch C. et al. Association of Skin Microbiome Dynamics With Radiodermatitis in Patients With Breast Cancer, JAMA Oncol. 2024, abrufbar unter: https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/article-abstract/2814528, letzter Zugriff: 13.3.2024.


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