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Medizin

Lange Wartezeiten bei radiologischen Untersuchungen

Lange Wartezeiten bei radiologischen Untersuchungen
© Werner – stock.adobe.com
Beim Verdacht auf eine Krebserkrankung ist schnelles Handeln erforderlich. Dennoch warten deutschlandweit zahlreiche Betroffene aufgrund von Fachkräftemangel und der Unterfinanzierung des Gesundheitssystems monatelang auf einen Diagnosetermin bei Radiolog:innen.
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Verzögerte Krebs-Diagnosen führen zu einem späteren Therapiestart

Wer beispielsweise eine Mammographie zur Brustkrebsdiagnose benötigt, muss sich in Niedersachsen bis zu 180 Tage und in einigen Regionen Bayerns sogar bis zu 248 Tage gedulden. Die verzögerten Diagnosen führen jedoch auch zu einem späteren Start von lebenswichtigen Behandlungen – mit verheerenden Folgen. Denn je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser lässt sich das ungehemmte Zellwachstum zügeln.

Auch CT- und MRT-Untersuchungen vor operativen Eingriffen sind betroffen

„Doch nicht nur Krebsbehandlungen sind betroffen. Viele Krankenhäuser lagern ihre CT- und MRT-Untersuchungen vor operativen Eingriffen aus Kostengründen und aufgrund fehlender personeller Ressourcen inzwischen an ambulante Radiolog:innen aus. Wenn sich das Problem weiter verschärft und Praxen in Zukunft nicht genug freie Plätze für die Krankenhäuser zur Verfügung stellen können, könnten bald auch OPs nicht mehr wie geplant stattfinden“, warnt Dr. Christoph Buntru aus Saarlouis, Facharzt für Radiologie und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der RadiologenGruppe 2020.

Fachkräftemangel, Inflation und hohe Energiekosten stellen Radiolog:innen vor Herausforderungen

Gründe für die desolate Lage gibt es mehrere: Der Fachkräftemangel stellt Praxen beispielsweise vor große Probleme, denn weniger Personal bedeutet weniger Untersuchungen. Neben dem Fachkräftemangel sorgen allerdings auch Inflation und hohe Energiekosten dafür, dass Radiolog:innen gezwungen sind, Untersuchungen zu reduzieren oder sogar ganz einzustellen. „Anders als Krankenhäuser können die Praxen als mittelständische Unternehmen in der Not aktuell nicht auf staatliche Unterstützung bauen. Aufgrund der hohen Kosten und der regional teils deutlich reduzierten Vergütung machen Praxen mit aufwendigen Untersuchungen gesetzlich versicherter Patient:innen wie beispielsweise bei onkologischen Fragestellungen aktuell ein Minus, das sie im regulären Betrieb nicht ausgleichen können“, erläutert Dr. Martin Simon aus Hamburg, Facharzt für Radiologie und Vorstandsmitglied der RadiologenGruppe 2020.
 
 

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Erschienen am 08.02.2023Hier erfahren Sie mehr zu den radiologischen Bildgebungsverfahren in der Onkologie!

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© Alex Tihonov - stock.adobe.com

Vergütungen der Krankenkassen decken nicht die Kosten

Dr. Christoph Buntru verdeutlicht anhand der Computertomografie (CT), die für die primäre Krebsdiagnose und die anschließende Therapiekontrolle essenziell ist, die Problematik der aktuellen Vergütung: „Krankenkassen zahlten 2022 im Saarland beispielsweise durchschnittlich 67 Euro pro CT-Untersuchung bei gesetzlich versicherten Patient:innen. Dem stehen allerdings Kosten in Höhe von etwa 87 Euro für Strom, Gehälter, Praxisräumlichkeiten und Geräte gegenüber. Mit jeder Untersuchung haben wir also ein Minus von 20 Euro gemacht.“

Radiologie gehört zur kritischen Infrastruktur

Die aktuellen Probleme legen die Fehler des Gesundheitssystems schonungslos offen. Denn eigentlich existiert für gesetzlich versicherte Patient:innen ein Vergütungssystem, das die Kosten einer Praxis, einschließlich Miete und Energie, Personal- und Arztlohn, betrachtet und das Honorar regelmäßig anpasst. Diverse Regeln zur Kostendämpfung haben jedoch dazu geführt, dass von diesem Honorar in der Regel nur 60 bis 90% ausgezahlt werden. „Gute Medizin kostet allerdings Geld und sollte zum vollen Honorar vergütet werden, egal ob es um Neupatient:innen, Junge, Alte oder chronisch Kranke geht. Wir wollen selbstverständlich alle Patient:innen zeitnah untersuchen, aber dazu müssen wir auch in der Lage sein, kostendeckend zu arbeiten. Die Politik muss endlich anerkennen, dass die Radiologie zur kritischen Infrastruktur gehört, die beispielsweise in der aktuellen Energiekrise bei Unterstützungsmaßnahmen berücksichtigt werden muss“, fordert Dr. Christoph Buntru.

Vergütungssystem in der Radiologie muss angepasst werden

Denn obwohl die Existenz vieler Praxen derzeit bedroht ist wie nie zuvor, finden niedergelassene Ärzt:innen in Entlastungspaketen in der Regel keine Beachtung. Zusätzlich sind auch nachhaltige Strukturreformen unumgänglich. „Das bestehende Vergütungssystem unterscheidet sich zwar von Region zu Region, aber stellt sich für die Radiologie dennoch bundesweit immer mehr als Sackgasse heraus. Es braucht neue Ansätze, wie bildgebende Diagnostik adäquat und zum Wohle aller Patient:innen vergütet werden kann. Eine verlässliche, nicht budgetierte, 100%ige Vergütung, wie sie beispielsweise schon in der Strahlentherapie existiert, wäre ein Ansatz. Sowohl Politik als auch die ärztliche Selbstverwaltung ist dringend gefragt, Lösungen zu liefern“, appelliert Dr. Martin Simon.

Quelle: RadiologenGruppe 2020


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