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Medizin

Künstliche Intelligenz verbessert auch die Krebsvorsorge

Künstliche Intelligenz verbessert auch die Krebsvorsorge
© MQ-Illustrations – stock.adobe.com
Leben retten dank künstlicher Intelligenz: Beim 6. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit in Hannover sind neue Methoden vorgestellt worden, die computerbasiert Krankheiten wie zum Beispiel Darmkrebs noch schneller erkennen können. Mit einem Programm aus Fachvorträgen und einer Podiumsdiskussion eröffneten die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und die Hochschule Hannover (HsH) ein Forum rund um das Thema „Bessere Medizin durch Künstliche Intelligenz?“.
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KI bei Dickdarmspiegelungen erkennt selbst kleinste Polypen

Dr. Marcus Schmitt, Ärztlicher Direktor des Klinikums Wilhelmshaven, erläuterte, dass künstliche Intelligenz auch die Krebsvorsorge bei Dickdarmspiegelungen verbessern könne: So werden nach seinen Worten selbst kleinste Polypen über einen Algorithmus im Endoskopiebild erkannt und für die Untersuchenden markiert: „Der Computer erkennt kleinste Abweichungen, die für das menschliche Auge gar nicht wahrnehmbar sind.“ Mediziner:innen könnten mehr Polypen wahrnehmen, beurteilen und gegebenenfalls entfernen: „Je früher ich den Krebs erkennen kann, desto besser ist die Heilungsmöglichkeit“, sagt Dr. Schmitt. Denn die Polypen gelten als Vorstufen in der Krebsentstehung.

KI erkennt für das menschliche Auge nicht wahrnehmbare Abweichungen

Daher sind die Rate erkannter Polypen und auch das Erkennen kleiner Verletzungen von großer Bedeutung in der Vorsorge. Dabei hilft die künstliche Intelligenz. „Vereinfacht gesagt errechnet der Computer mit Hilfe der Algorithmen kleinste Abweichungen in Tiefen und Distanzen der einzelnen Messpunkte, die für das menschliche Auge gar nicht wahrnehmbar sind", erläutert Chefarzt Dr. Schmitt. Das System, das keine zusätzliche Belastung für die Patient:innen und Untersuchenden bedeutet, wird im Wihelmshavener Klinikum getestet. Erste Erfolge sind erkennbar.

Unterstützung bei Diagnose und Dokumentation durch KI

Prof. Dr. Nils Strodthoff (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) ging auf maschinelles Lernen in der Medizin ein. Künstliche Intelligenz (KI) könne als Diagnoseunterstützung dienen, zum Beispiel bei Routineaufgaben mit einer Vielzahl von Befundungen. Auch die Dokumentation des Arztbesuches, um dem Arzt die Hände frei zu halten, nannte er als Beispiel. Außerdem könnten Patient:innen zuhause medizinisch überwacht werden. Ein wichtiger Aspekt sei auch das „Sehen mit Maschinenaugen“: Maschinen könnten Auffälligkeiten wahrnehmen, die der Menschen nicht erkenne. So lasse sich aus dem Elektrokardiogramm mithilfe Künstlicher Intelligenz weit mehr entnehmen als bisher: Ablesbar seien zum Beispiel das Geschlecht der Patient:innen, aber auch Hinweise auf Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern, Lebererkrankungen, Bluthochdruck, Alzheimer, Augenleiden, Krebs, Herzinfarkt, Diabetes oder Nierenleiden.
 
 

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KI auch in der Kinder-Intensivmedizin hilfreich

Um den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Kinder-Intensivmedizin ging es in einem gemeinsamen Vortrag von Professorin Dr. Antje Wulff von der Universität Oldenburg und P.D. Dr. Thomas Jack von der Medizinischen Hochschule Hannover. Sie erläuterten das digitale Entscheidungsunterstützungssystem für die Kinderintensivmedizin ELISE (Ein Lernendes und Interoperables, Smartes Expertensystem für die pädiatrische Intensivmedizin). Denn Ärzt:innen auf der pädiatrischen Intensivstation müssen sicher und schnell erkennen, ob sich der Zustand eines schwerkranken Kinds lebensbedrohlich verschlechtert. Außerdem sind die Erkrankungen mitunter schwierig zu diagnostizieren und können je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich verlaufen. Dr. Antje Wulff, Professorin für Big Data, sagte, in vielen Kliniken gebe es Daten, die wertvoll seien, aber nicht effektiv genutzt werden könnten, da sie nicht vernetzt seien. Solche Daten könnten aber als Gesamtdatensatz zu einer Verbesserung der Beurteilungen und Behandlungen beitragen. Es seien die Potentiale bereits ermittelt worden.

Digitales Entscheidungsunterstützungssystem bringt Vorteile bei Sepsen und Nierenversagen

In Zukunft solle das System möglichst frühzeitig auf Basis der Analyse der klinischen Routinedaten beispielsweise auf eine drohende Sepsis bei Patient:innen hinweisen, sodass die Therapie schnellstmöglich initiiert werden kann. Evaluiert worden sei es bisher für das SIRS (Systemisches Inflammatorisches Response Syndrom), aber Sepsis folge. Einen großen Benefit bringe das System bei der Vorhersage von Nierenversagen, denn damit könnten dann rechtzeitig Aussagen über den weiteren Verlauf getroffen und zum Beispiel Risikofaktoren vermieden werden. Die Versorgung der Patient:innen könne durch ein solches System besser werden, weil ganz verschiedene Aspekte berücksichtigt werden könnten, die sonst vielleicht aus dem Blick verloren gegangen wären.

Expert:innen raten zur Vorsicht im Umgang mit Künstlicher Intelligenz

Beim Digitalgipfel wurde auch immer wieder zur Vorsicht im Umgang mit Künstlicher Intelligenz aufgerufen: Professor Dr. iur. Nils Hoppe, Direktor des Centre for Ethics and Law in the Life Sciences der Leibniz Universität Hannover, beantwortete die Frage: Wie kommen wir von einer informationellen Selbstbestimmung zu einer datengetriebenen Medizin für alle?“. Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Niedersächsischen Ärztekammer, betonte: Der oder die Patient:in stehe immer im Mittelpunkt. Es sei großartig, dank KI die Trefferquote zu verbessern, aber das Gespräch mit den Patient:innen dürfe nicht vernachlässigt werden. KI helfe, „aber wir Ärzt:innen müssen wissen, was hinter den Algorithmen steckt“. Sie forderte mehr Transparenz der KI. Ebenso gebe es rechtliche Aspekte, die zu beachten seien. Prof. Dr. Josef von Helden, Präsident der Hochschule Hannover als Mitveranstalter, unterstrich: „Patient:innen müssen noch erkennen können, was eigentlich passiert.“ Es müsse deutlich werden, wo die entscheiden Einflussfaktoren seien.

Quelle: Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit


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