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Medizin

Einfluss von Mastzellen auf die Entstehung der chronischen myeloischen Leukämie

Einfluss von Mastzellen auf die Entstehung der chronischen myeloischen Leukämie
© Saiful52 - stock.adobe.com
Chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine Art von Leukämie, die durch bösartige Veränderungen von blutbildenden Zellen des Knochenmarks entsteht. Sie tritt meist bei älteren Menschen auf: etwa 20% der Leukämie-Erkrankten im Erwachsenenalter leiden an dieser Art. Ein Forschungsteam um Dr. Sebastian Halbach, Melanie Langhammer und Dr. Julia Schöpf vom Institut für Molekulare Medizin und Zellforschung der Universität Freiburg konnte nun erstmals zeigen, dass Mastzellen eine entscheidende Rolle in der Entstehung von CML spielen und daher auch als zusätzliches therapeutisches Ziel in der Klinik dienen könnten. „Es war wirklich beeindruckend zu sehen, dass Mäuse, denen Mastzellen fehlten, nicht mehr schwer an CML erkrankten“, sagt Studienleiter Halbach. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Leukemia erschienen (1).
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Mastzellen geben proinflammatorische Zytokine ab

Mastzellen sind Zellen des Immunsystems, die eigentlich bei der Abwehr von Krankheitserregern, aber auch bei Allergien eine entscheidende Rolle spielen. Mastzellen geben hierbei proinflammatorische Zytokine ab, die für die Immunreaktion entscheidend sind. Proinflammatorische Zytokine werden häufig in der Mikroumgebung von Tumoren gefunden und stehen im Verdacht, die Krebsentwicklung entscheidend zu fördern. Mit einem Mausmodell für die CML konnten die Wissenschaftler:innen nun erstmals zeigen, dass Zytokine in der CML tatsächlich von Mastzellen stammen könnten.

CML: Erhöhte Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen

Zunächst fanden die Forschenden bei Mäusen, die an Leukämie erkrankt sind, eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Mastzellen im Knochenmark. In anschließenden Experimenten konnten sie nachweisen, dass das Onkogen Bcr-Abl als krebsauslösendes Protein der CML die Kontrolle über diese Mastzellen übernommen hatte. Dadurch kam es zu einer deutlich erhöhten Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen.

Keine Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen durch fehlende Mastzellen

Folgerichtig zeigten Mäuse, die aufgrund ihrer genetischen Veranlagung keine Mastzellen besitzen, keine Erhöhung von proinflammatorischen Zytokinen. Zudem entwickelten diese Tiere keine Splenomegalie, eine krankhafte Vergrößerung der Milz, welche ansonsten häufig bei Leukämien zu beobachten ist.
 
 

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Klinische Daten untermauern die Ergebnisse

Für die Studie kooperierte das Team mit Prof. Dr. Tilman Brummer, Professor für Medizinische Zellforschung und Signaltransduktion an der Universität Freiburg, Dr. Khalid Shoumariyeh und Prof. Dr. Heiko Becker vom Universitätsklinikum Freiburg sowie Dr. Mirle Schemionek-Reinders und Prof. Dr. Michael Huber vom Universitätsklinikum Aachen. Mithilfe der Partner:innen konnten die Erkenntnisse aus dem Tiermodel abschließend durch klinische Daten von CML-Patient:innen untermauert werden: Zum einen ließ sich zeigen, dass Erkrankte mit einer stark ausgeprägten Splenomegalie häufig auch eine erhöhte Anzahl von Mastzellen in ihrem Knochenmark aufweisen. Zum anderen hatten Patient:innen mit erhöhten Konzentrationen an Tryptase auch einen erhöhten Spiegel an proinflammatorischen Zytokinen im Blut.

Durch TKIs können nicht alle Tumorzellen bei der CML abgetötet werden

„Diese Ergebnisse könnten die Grundlage für neue Therapieansätze sein“, erklärt Halbach. Durch die Entdeckung des Bcr-Abl-Onkogens als Auslöser der CML konnten zwar die Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) zur Behandlung entwickelt werden. Allerdings ist es damit meist nicht möglich, alle kranken Zellen – besonders die Leukämie-Stammzellen im Knochenmark – abzutöten, weshalb eine lebenslange Behandlung erforderlich ist. Dabei entwickeln sich häufig Resistenzen gegenüber den eingesetzten TKIs, die zu einem Rückfall führen können. Außerdem ist die lebenslange Einnahme von TKIs mit einer hohen Belastung für die Patient:innen durch Nebenwirkungen verbunden.

Mastzellen als Ansatzpunkt auch bei anderen Krebserkrankungen

„Es ist daher von großer Bedeutung, neue und effektivere Therapiemethoden zu entwickeln“, sagt Halbach. Und auch zur weiteren Erforschung vieler Krebsarten über die CML hinaus biete die Studie Anregungen: „Ich bin davon überzeugt, dass Mastzellen auch bei anderen Krebserkrankungen eine wichtige Rolle spielen, da auch hier proinflammatorische Zytokine häufig hoch reguliert gefunden werden.“

Quelle: Universität Freiburg

Literatur:

(1) Langhammer M. et al. Mast cell deficiency prevents BCR::ABL1 induced splenomegaly and cytokine elevation in a CML mouse model. Leukemia (2023).


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