Journal Onkologie

Aktuelles | Beiträge ab Seite 37

Hämatologie
CME-Fortbildung

Diamond-Blackfan-Anämie-Syndrom – Spektrum einer kongenitalen, hypoplastischen Anämie

Als die amerikanischen Kinderärzte Louis Diamond und Kenneth Blackfan vor 80 Jahren die ersten Kinder mit einer erblichen, hypoplastischen Erythropoese und Auffälligkeiten im Skelettsystem beschrieben, war ihnen sicher nicht bewusst, wie variabel und dynamisch die Erkrankung verlaufen kann, über die sie innerhalb eines Zeitraums von 30 Jahren am Childrens‘ Hospital in Boston, USA, Daten gesammelt hatten. Allein die unterschiedlichen Namensgebungen über die letzten Jahrzehnte, von der erblichen hypoplastischen Erythropoese über das Aase-Syndrom und die Diamond-Blackfan-Anämie bis hin zur aktuellen Definition des Diamond-Blackfan-Anämie-Syndroms (DBAS) zeigen die ungeheure Vielfalt dieser Ribosomopathie und Multisystemerkrankung. Die Überlebenschancen der Patient:innen haben sich über die vergangenen Jahrzehnte deutlich verbessert. Selbst mit der seit der Erstbeschreibung durchgeführten Transfusionstherapie ist heute ein Überleben bis weit über das Rentenalter hinaus möglich. Dabei lassen die aktuellen Ergebnisse der allogenen Stammzelltransplantation (alloSCT) in Verbindung mit den Errungenschaften der Gentherapie darauf hoffen, dass in Zukunft den meisten Patient:innen eine kausale Therapie angeboten werden kann.
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Hämatologie

Die chronische Neutrophilenleukämie – eine seltene Erkrankung mit schlechter Prognose

Die chronische Neutrophilenleukämie (CNL) ist eine seltene hämatologische Neoplasie, die sich durch eine Leukozytose (> 25.000/µL) mit reifzelliger Neutrophilie ohne relevante Linksverschiebung und Dysplasiezeichen im peripheren Blut auszeichnet. In der Mehrzahl der Patient:innen ist eine aktivierende Mutation im CSF3R-Gen (meist T618I) nachweisbar, begleitende somatische Mutationen (u.a. ASXL1, SETBP1, SRSF2) können prognostisch relevant sein. Die myelodysplastische/myelooproliferative Neoplasie mit Neutrophilie (MDS/MPN-N, syn. atypische chronische myeloische Leukämie (aCML)), bei der ebenfalls CSF3R mutiert sein kann, und die chronische myelomonozytäre Leukämie sind wichtige Differentialdiagnosen. Aufgrund des hohen medianen Erkrankungsalters von 70 Jahren ist die allogene Stammzelltransplantation nur selten durchführbar und die Prognose (medianes Überleben < 2 Jahre) häufig schlecht. Der Off-label-Einsatz des JAK1/2-Inhibitors Ruxolitinib kann zu anhaltenden hämatologischen und molekularen Remissionen führen.
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Hämatologie

Aktuelles zur Erstlinientherapie der chronischen lymphatischen Leukämie

Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) hat ein besseres Verständnis der Biologie der Erkrankung, v.a. die molekulargenetische Identifizierung von Treibermutationen sowie der betroffenen Signalübertragungswege, neue und individualisierbare therapeutische Optionen erschlossen. Derzeit steht v.a. die Hemmung des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs (insbesondere der Bruton-Tyrosinkinase, BTK) sowie des Apoptose-Signalwegs (v.a. das BCL2-Protein) im Vordergrund. Inhibitoren dieser Proteine können das progressionsfreie und teilweise auch das Gesamtüberleben (OS) signifikant verlängern. Davon profitieren insbesondere die bisherigen Hochrisikogruppen, sprich Patient:innen mit unmutiertem IGHV (uIGHV) sowie mit Deletion 17p (del17p) und/oder Mutationen im TP53-Tumorsuppressor-Gen. Diese Marker sind aber nach wie vor prognostisch relevant, sodass eine Risikostratifizierung v.a. bei der Erstlinientherapie sinnvoll erscheint. Darüber hinaus unterscheiden sich BTK- und BCL2-Inhibitoren hinsichtlich ihrer Nebenwirkungsprofile, sodass Begleit-erkrankungen und -medikationen bei der Wahl der Therapie berücksichtigt werden sollten.
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Medizin

Kutanes Lymphom – Das Chamäleon der Dermatologie

Sieht harmlos aus, ist aber Krebs – ein Hautlymphom. Mit einer Neuerkrankung im Jahr pro 100.000 Einwohner:innen ist diese Form von Hautkrebs relativ selten, die Diagnose aber oft nicht einfach. Lymphome gelten als Chamäleon in der Dermatologie, weil sie wie andere Hauterkrankungen aussehen können. Zur Diagnose wird eine Biopsie der Hautveränderung feingeweblich und molekulargenetisch untersucht. Die Prognose ist sehr unterschiedlich. Im Rahmen des Deutschen Hautkrebskongresses, der vom 25. bis 28. September in Würzburg stattfand, gab Prof. Dr. Marion Wobser, Hautklinik am Universitätsklinikum Würzburg, Einblicke in neue Erkenntnisse zum Hautlymphom.
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Medizin

Aktualisierte S3-Leitlinie zu Leber- und Gallenblasenkrebs: Neue Empfehlungen zur Systemtherapie

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum Hepatozellulären Karzinom (HCC) und zu biliären Karzinomen aktualisiert (1). Die nunmehr 5. Version der Leitlinie zu diesen beiden Tumorentitäten beinhaltet beim HCC insbesondere Aktualisierungen bei der Diagnostik und Systemtherapie. Aktualisierungen bei den biliären Karzinomen betreffen die Risikofaktoren und ebenfalls Empfehlungen zur Systemtherapie. Die Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und unter Mitwirkung von 36 Fachgesellschaften und Organisationen.
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Medizin

ESMO 2024: Divarasib bestätigt Best-in-Class-Potenzial bei soliden Tumoren mit KRAS-G12C-Mutation

Bei vielen soliden Tumoren spielt eine Veränderung des KRAS-Gens eine entscheidende Rolle bei der Tumorgenese: So finden sich bei rund 30% aller Patient:innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) Veränderungen im KRAS-Gen – es ist damit die häufigste Mutation in dieser Entität (1). Während für andere genetische Treiberalterationen bereits vor Jahren effektive, verträgliche zielgerichtete Therapien entwickelt wurden, etwa bei EGFR, ALK oder ROS1, galt KRAS in der Onkologie lange als “undruggable” – die Entwicklung wirksamer Inhibitoren schien schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
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NSCLC

Atezolizumab vielversprechende Option für NSCLC-Patient:innen

Die Behandlung des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) stellt bei Patient:innen, die für eine Platin-basierte Chemotherapie ungeeignet sind, eine Herausforderung dar. Atezolizumab hat sich in der IPSOS-Studie als vielversprechende Monotherapie erwiesen. Diese internationale, randomisierte Phase-III-Studie untersuchte Atezolizumab bei 302 Patient:innen im Vergleich zu 151 Patient:innen, die mit einer Chemotherapie behandelt wurden.

 
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Medizin

Hämophilie A und B: Zulassungsempfehlung für Marstacimab

Wie der Hersteller bekannt gibt, hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung von Marstacimab zur Routineprophylaxe (RP) von Blutungsepisoden bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit schwerer Hämophilie A (definiert als FVIII-Aktivität < 1 %) oder schwerer Hämophilie B (definiert als FIX-Aktivität < 1 %) ohne Hemmkörper empfohlen (1, 2). Im Falle einer Zulassung durch die EMA wäre Marstacimab der erste zugelassene Antikörper gegen den Tissue Factor Pathway Inhibitor (Anti-TFPI) zur einmal wöchentlichen subkutanen Anwendung bei geeigneten Patienten mit Hämophilie A oder B ohne Hemmkörper.
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Medizin

Zulassungsempfehlung des CHMP für das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Mirvetuximab-Soravtansin

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat sich kürzlich für die Zulassung des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) Mirvetuximab-Soravtansin ausgesprochen (1). Die angestrebte EU-Zulassung umfasst die Behandlung erwachsener Frauen mit Folat-Rezeptor-Alpha(FRα)-positivem, platinresistentem und high-grade serösem epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom nach 1 bis 3 vorherigen Therapielinien.
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Medizin

ESMO 2024: Finale Ergebnisse der Phase-III-Studie CABINET bestätigen die Wirksamkeit von Cabozantinib bei fortgeschrittenen NET

Die endgültigen Ergebnisse der Phase-III-Studie CABINET, die im Nachgang zum ESMO-Kongress 2024 veröffentlicht wurden, zeigen, dass Cabozantinib bei Patient:innen mit fortgeschrittenen neuroendokrinen Tumoren (NET) der Bauchspeicheldrüse (pNET) oder extrapankreatischen neuroendokrinen Tumoren (epNET) das Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung oder Tod im Vergleich zu Placebo um 77% verringert. Die Studie untersuchte Patient:innen, deren Krankheit nach einer vorherigen systemischen Therapie fortgeschritten war.
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Medizin

Apalutamid: Einfache Handhabung, starke Wirksamkeit, guter Start beim mHSPC

Die hormonbasierte Dualtherapie mit einem hierfür zugelassenen Androgenrezeptorsignalweg-Inhibitor (ARSI) und einer Androgendeprivationstherapie (ADT) ist Standard in der Therapie des metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC), der in Leitlinien mit höchstem Empfehlungsgrad empfohlen wird1,2. Sie kann beispielsweise mit dem Androgenrezeptorblocker der nächsten Generation Apalutamid* erfolgen, der einmal täglich als Einzeltablette unabhängig von der Nahrung und ohne Kortikoide sowie Chemotherapie eingenommen wird und für ein breites Spektrum an mHSPC-Patienten ohne Einschränkungen in Bezug auf den Metastasierungsstatus bei Erstdiagnose, die Metastasenlast und das Progressionsrisiko zur Verfügung steht.
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Mammakarzinom

ESMO 2024: Breite Patientengruppe mit HR+/HER2– Brustkrebs profitiert von CDK4/6-Inhibition in der Adjuvanz

CDK4/6-Inhibitoren (CDK4/6i) haben ergänzend zur endokrinen Therapie (ET) inzwischen auch Eingang in die Adjuvanz beim frühen Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen (HR+/HER2–) Brustkrebs mit hohem Rezidivrisiko gefunden. Für Betroffene ohne initialen Lymphknotenbefall (40%) ist allerdings nur die mehrjährige ET zur Senkung des Rückfallrisikos zugelassen, obwohl auch jede 5. nodal-negative Patientin längerfristig ein Rezidiv entwickelt (1). Daran erinnerte Prof. César A. Rodríguez, Salamanca, Spanien, bei einem Symposium im Rahmen der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2024. Die Addition des CDK4/6i Ribociclib (derzeit nur im metastasierten Setting zugelassen) zur ET vermindert das Rezidivrisiko bei Betroffenen mit hohem Rückfallrisiko auch dann relevant, wenn keine Nodalbeteiligung vorliegt (2).
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