Journal Onkologie
Gesundheitspolitik

Online-Terminportale für Arzttermine würden populärer und brächten auch einen echten Mehrwert in der Versorgung, erläuterte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einem aktuellen Marktcheck. Denn sie ermöglichten Buchungen jederzeit, auch wenn Praxen gerade geschlossen oder telefonisch nicht erreichbar sind. Problematisch werde es aber, wenn Patient:innen gezwungen seien, kommerzielle Portale zu nutzen, um überhaupt an Termine zu kommen.

Probleme bei Terminen per Telefon

Laut einer Umfrage im Auftrag des vzbv unter Menschen, die das Internet nutzen, hatten 38% nach eigenem Bekunden in den 12 Monaten zuvor einen Termin über eine Online-Plattform gebucht. Etwa die Hälfte dieser Befragten gab an, dass eine Terminvereinbarung per Telefon grundsätzlich nicht möglich oder die Praxis telefonisch nicht erreichbar gewesen war. Befragt wurden den Angaben zufolge 1.000 Internetnutzer:innenab 16 Jahren vom 23. bis 29. Oktober 2024 vom Marktforschungsinstitut Eye square. Konkret fordern die Verbraucherzentralen, die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen mit der bundesweiten Hotline 116 117 zu einem flächendeckend funktionierenden Angebot auszubauen. Und für private Buchungsplattformen seien weitere Vorgaben erforderlich. So sollten Patient:innen etwa kein Kundenkonto eröffnen müssen.

Unabhängiges Terminportal für alle?

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) erklärte, es brauche beides - telefonische Erreichbarkeit und ergänzend eine verpflichtende digitale Terminvereinbarung für alle Arztpraxen. „Dann könnten Termine unbürokratisch auch außerhalb von Öffnungszeiten vereinbart werden“, sagte Sprecher Florian Lanz. Das würde Versicherte wie Praxispersonal entlasten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) betonte, das System rund um die Nummer 116 117 biete multimediale Möglichkeiten für Terminbuchungen an. Im vergangenen Jahr seien darüber 2,7 Millionen Termine von niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen eingestellt worden, sagte KBV-Chef Andreas Gassen. Mit einer Option zu medizinischen Ersteinschätzungen biete die 116 117 gute Voraussetzungen, um Patient:innen in die richtige Versorgungsebene zu steuern.

Wer finanziert einen Ausbau von Terminangeboten?

„Diese Dienste verfolgen keine kommerziellen Interessen“, erläuterte Gassen. Und darüber könnten auch Lösungen entwickelt werden, die „klassische“ Terminvereinbarungen mit Praxen über Telefon oder persönlichen Kontakt ermöglichten und so auch für nicht so digital affine Menschen funktionierten. Damit erfülle die 116 117 dann eindeutig eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und müsse auch gesamtgesellschaftlich finanziert werden. Alleine von den Praxen wie bisher sei das im Falle eines Ausbaus dann nicht mehr zu stemmen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, niedergelassene Praxen zu erreichen, werde offenkundig immer schwieriger. Die gesetzlichen Instrumente von Bund und Ländern reichten nicht aus. „Vor allem sind die Menschen in den Blick zu nehmen, für die Terminbuchungen über ein Online-Portal keine Option sind“, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Betagte, pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen sind in dieser Terminschlacht die Verlierer.“

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Quelle:

dpa