12. Februar 2020 ITP: Verbesserte Lebensqualität unter früher Therapie mit Eltrombopag
Patientin Rosemarie G. – auf der Suche nach der passenden ITP-Therapie:
Die im Science Channel von Novartis vorgestellte Patientin Rosemarie G. hat einen „typischen ITP-Werdegang“ hinter sich. Ihre reduzierte Thrombozytenzahl war ein Zufallsbefund im Rahmen einer Knie-Operation. Nach einigen Monaten des Abwartens begann die Patientin eine Kortikosteroid-Therapie in einer Dosierung von 100 mg täglich. Die Thrombozytenzahl erholte sich allerdings nicht. Als Alternative zur Kortikosteroid-Therapie wurde der Patientin eine Splenektomie angeboten, die sie verweigerte. Erst spät wurde bei ihr eine Behandlung mit Eltrombopag eingeleitet, die die Patientin bis heute einnimmt. Der Einsatz von Eltrombopag schon nach 6 Monaten könne für viele Betroffene einen Zugewinn an Lebensqualität bedeuten; eine frühe Therapie könnte ihnen dabei helfen, eher wieder in den Alltag zurückzukehren, betonte Matzdorff.
Leitlinien-gerechte Behandlung bei ITP: Früher Einsatz der Zweitlinientherapie
Die ITP ist eine seltene Erkrankung. Die Betreuung gehört entsprechend der Leitlinie in die Hand von Spezialisten (3). „Das Wissen zu seltenen Erkrankungen wie der ITP ist bei behandelnden Ärzten oft wenig ausgeprägt. Häufig werden Betroffene daher über längere Zeit mit Kortikosteroiden behandelt“, erklärte Ostermann. Dauerhafte Remissionen unter Kortikosteroid-Therapie sind selten (3). Nahezu alle Patienten entwickeln allerdings Nebenwirkungen wie z.B. Akne, Hypertonie, Mondgesicht, atrophische Haut, Striae, Hyperglykämie, Gewichtszunahme, Infektneigung, Magenbeschwerden, Muskelschwund, Osteoporose, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen (3). Die Lebensqualität kann dadurch beeinträchtigt sein (1). Eine der letzten Änderungen der jährlich angepassten ITP-Leitlinie (3) bezog sich daher auf einen früheren Einsatz der häufig besser verträglichen Zweitlinientherapie z.B. mit TPO-RA. Demnach sollte die Behandlung, wenn die Erstlinientherapie nach 2-4 Wochen gar kein Ansprechen zeigt, zügig auf eine Zweitlinientherapie umgestellt werden. Das gilt gemäß Leitlinie auch, wenn die Erstlinientherapie schlecht vertragen wird, oder wenn sie zunächst anspricht, es dann aber zeitnah doch wieder zu einem Rezidiv kommt (3). Die aktualisierte Leitlinie wurde im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) vorgestellt.
Eltrombopag bereits 6 Monate nach Diagnose zugelassen
Seit Februar 2019 ist eine Therapie mit Eltrombopag bereits 6 Monate nach Diagnosestellung indiziert, wenn die ITP über diesen Zeitraum andauert und die Patienten gegenüber anderen Therapien refraktär sind (z.B. Kortikosteroide, Immunglobuline) (2), im Gegensatz zu davor 12 Monaten (chronische ITP). Eltrombopag ist der bisher einzige TPO-RA, der bereits 6 Monate nach Diagnosestellung als Zweitlinie eingesetzt werden kann. Belastende Nebenwirkungen der Kortikosteroide können mit dem Wechsel auf eine Zweitlinientherapie mit TPO-RA ausbleiben (1). Eine frühzeitige Behandlung mit Eltrombopag kann die Lebensqualität der Patienten daher verbessern (1, 2).
Psychische Komorbidität bei ITP häufig
Generell sind psychische Begleiterkrankungen bei chronischen Erkrankungen häufig. So sind 25-30% der Krebspatienten von Angststörungen betroffen (5), zwischen 16 und 23% der Patienten mit koronarer Herzkrankheit und/oder Myokardinfarkt leiden unter depressiven Störungen (6) und 12% der Diabetiker unter einer Depression (7). Konkrete Zahlen zur Häufigkeit der psychischen Komorbidität bei ITP gibt es nicht. Psychische Begleiterkrankungen können Einfluss auf das Therapieergebnis nehmen, z.B. dann, wenn die Adhärenz der Patienten wegen einer Antriebsstörung beeinträchtigt ist. Als einfach in den Praxisalltag zu integrierendes Screening auf psychische Komorbidität empfahl Alesci die Verwendung von kurzen Fragebögen. Wichtig sei in weiterer Folge die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychiatern und Psychotherapeuten. Sinnvoll sei auch, Patienten mit ITP über das erhöhte Risiko psychischer Begleiterkrankungen aufzuklären. So können sie ihre Scheu überwinden, selbst davon zu erzählen.
* Immunthrombozytopenie
Quelle: Novartis
Literatur:
(1) Khelif A et al.: Changes in health-related quality of life with long-term eltrombopag treatment in adults with persistent/chronic immune thrombocytopenia: Findings from the EXTEND study. Am J Hematol 2019; 94(2): 200-208.
(2) Fachinformation Revolade®.
(3) Leitlinie Immunthrombozytopenie (ITP) Online unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@guideline/html/index.html, Letzter Zugriff: 05.02.2020
(4) Alesci SR et al.: Rare bleeding disorders are associated with depression and anxiety. Hamostaseologie 2013; 33 Suppl 1: S64-S68.
(5) Mehnert A et al.: Komorbidität psychischer Störungen und psychischer Belastung bei Krebspatienten. Nervenheilkunde 2011; 30(03): 117-123.
(6) Heßlinger B et al.: Komorbidität von depressiven Störungen und kardiovaskulären Erkrankungen Implikationen für Diagnostik, Pharmako- und Psychotherapie. Der Nervenarzt 2002; 73(3): 205-218.
(7) aerzteblatt.de. Komorbide psychische Störungen bei Diabetikern häufig Online unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/106750/Komorbide-psychische-Stoerungen-bei-Diabetikern-haeufig! , Letzter Zugriff: 05.02.2020.
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