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Medizin

DKK 2024: Finanzielle Belastungen nach der Krebsbehandlung berücksichtigen

DKK 2024: Finanzielle Belastungen nach der Krebsbehandlung berücksichtigen
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Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsneuerkrankungen in Deutschland. Daten aus zertifizierten Darmkrebszentren zeigen, dass ein Viertel der Patient:innen ein Jahr nach der Erkrankung von finanziellen Schwierigkeiten berichtet. Betroffen sind insbesondere Menschen mit fortgeschrittener Erkrankung und ohne Hochschulreife. Die Ergebnisse wurden auf dem Deutschen Krebskongress (DKK) 2024 in Berlin vorgestellt. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) spricht sich für ein frühzeitiges Screening von Krebsbetroffenen zu finanziellen Mehrbelastungen aus.
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Viele Darmkrebs-Patient:innen haben nach der Therapie finanzielle Probleme

Die DKG befragte in 119 zertifizierten Darmkrebszentren mehr als 5.400 Patient:innen zu ihren finanziellen Belastungen vor und 12 Monate nach der Therapie. Von den mehr als 4.500 Patient:innen, die vor Beginn ihrer Darmkrebsbehandlung keine finanziellen Schwierigkeiten hatten, berichtete 12 Monate später etwa 25% von finanziellen Problemen aufgrund der Krebserkrankung. Die Forschungsgruppe hat sich die klinischen und soziodemografischen Eigenschaften dieser mehr als 4.500 Befragten genauer angeschaut: „33% der Krebspatient:innen mit fortgeschrittener Erkrankung gaben an, ein Jahr nach Therapie finanzielle Probleme zu haben, bei Betroffenen mit niedrigeren Tumorstadien waren es 20%. 27% der Patient:innen ohne Hochschulreife berichteten ein Jahr nach der Therapie von finanziellen Schwierigkeiten, bei denjenigen mit Hochschulreife waren es 22%. 26% der Männer gaben neue finanzielle Schwierigkeiten nach einem Jahr an, bei Frauen waren es 23%. Das Medianalter derjenigen, die angaben, nach der Therapie finanzielle Schwierigkeiten zu haben, liegt bei etwa 66 Jahren und bei denjenigen ohne finanzielle Probleme bei 72 Jahren“, fasst Dr. Nora Tabea Sibert von der DKG die Details zusammen. Sie stellte die Befragungsergebnisse auf dem DKK 2024 vor.

Fatigue, Polyneuropathien: Gründe für finanzielle Belastungen bei Krebspatient:innen sind vielfältig

Die Gründe für die finanziellen Schwierigkeiten sind sehr vielschichtig und lassen sich schwer verallgemeinern. Festzuhalten ist aber, dass Krebs eine komplexe und häufig langwierige Erkrankung ist, die die Betroffenen anfällig für finanzielle Belastungen machen kann. „Die meisten Krebserkrankungen betreffen unterschiedliche Organsysteme und gehen auch nach der Therapie mit einer Vielzahl an körperlichen und psychischen Einschränkungen einher. 40% der Studienpatient:innen gaben ein Jahr nach ihrer Darmkrebsbehandlung an, unter Fatigue zu leiden. Auch Polyneuropathien, die zu Taubheitsgefühlen in den Gliedern führen können, und Einschränkungen des Gedächtnisses können auftreten“, sagt Sibert. Dies kann etwa den Wiedereinstieg in den Beruf erschweren, zu einer Umschulung oder einer Frühverrentung führen. Auch während der Therapie erfahren viele Patient:innen finanzielle Einschränkungen. Nach 6 Wochen Lohnfortzahlung erhalten Betroffene im Anschluss Krankengeld. Das beträgt 70% des Bruttogehaltes, allerdings höchstens 90% des regelmäßigen Nettogehaltes. Von den 70% des Bruttogehaltes werden noch Beiträge für die Sozialversicherung abgezogen.
 
 

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Frühzeitiges Screening von Krebspatient:innen mit erhöhtem Risiko für finanzielle Mehrbelastung

Auf dem DKK wurde von der Forschungsgruppe zudem ein Screening für finanzielle Mehrbelastung vorgestellt. „Patient:innen, die hierfür ein erhöhtes Risiko haben, sollten frühzeitig identifiziert und informiert werden, damit sie vorhandene Unterstützungsangebote rechtzeitig wahrnehmen können. Wir müssen dies im onkologischen Behandlungspfad stärker und auch systematischer integrieren. Dafür wäre das vorgestellte Screening geeignet“, so Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der DKG. PD Dr. Simone Wesselmann, Abteilungsleiterin Zertifizierung bei der DKG ergänzt: „In zertifizierten Zentren wird bereits ein psychoonkologisches Screening eingesetzt, hier haben wir gute Erfahrungen gemacht, da Patient:innen in den Zentrumsstrukturen niedrigschwellig erreicht werden und ihr psychoonkologischer Unterstützungsbedarf frühzeitig erfasst wird. Die Zentrumsstrukturen bieten sich also auch gut für ein Screening zur finanziellen Mehrbelastung an.“

Psychosoziale Hilfsangebote für Krebspatient:innen

Diejenigen mit einem besonders hohen Risiko könnten dann etwa an die psychosozialen Angebote der 16 Landeskrebsgesellschaften oder an den Sozialdienst des zertifizierten Zentrums verwiesen werden. So werden sie rechtzeitig aufgefangen und können Hilfsangebote in Anspruch nehmen.
 
 

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EDIUM-Studie

Die Befragung in zertifizierten Darmkrebszentren ist Teil der seit 2018 laufenden Studie „Ergebnisqualität bei Darmkrebs: Identifikation von Unterschieden und Maßnahmen zur flächendeckenden Qualitätsentwicklung" (EDIUM). EDIUM hat das Ziel, Aussagen zur Versorgungsqualität in zertifizierten Darmkrebszentren unter Berücksichtigung der Patient:innenperspektive zu treffen. Aus den Ergebnissen können Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung abgeleitet werden. Mehr Infos unter www.edium-studie.de.

Darmkrebs in Deutschland

Jährlich erkranken etwa 500.000 Personen an Krebs, 35% der Krebsneudiagnosen treten bei Personen im erwerbsfähigen Alter auf. Im Jahr 2020 wurden 55.000 Darmkrebserkrankungen diagnostiziert. Bei Frauen ist dies die zweithäufigste, bei Männern die dritthäufigste Krebsneuerkrankung (Quelle: Robert Koch-Institut, Krebs in Deutschland 2020).
 

Quelle: DKK 2024


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