JOURNAL ONKOLOGIE – Artikel
23. Februar 2021 CMV-Prophylaxe mit Letermovir erweist sich auch in Real-world-Daten als wirksam
Die Reaktivierung von CMV ist bei Patienten nach einer alloSCT eine häufige Komplikation: CMV-Erkrankungen können durch eine präemptive antivirale Therapie reduziert werden, die Sterblichkeit der Patienten ist allerdings erhöht. Für alle CMV-seropositiven Patienten empfiehlt die aktuelle ECIL (European Conference on Infections in Leukemia)-Leitlinie daher inzwischen eine CMV-Prophylaxe mit Letermovir mit höchstem Evidenzgrad: Die ECIL-Arbeitsgruppe betont, dass eine Prophylaxe mit Letermovir das Risiko einer klinisch signifikanten CMV-Infektion reduzieren kann. Dabei wird nicht nach Risikoprofil dieser Patienten unterschieden (1).
Die Ergebnisse der Heidelberger Kohorte von 80 CMV-seropositiven Patienten, die zwischen März 2018 und März 2019 transplantiert wurden, verglich man mit Daten einer Gruppe von Patienten aus der Zeit vor der Zulassung von Letermovir. Die Patienten wurden über 100 Tage nach der Transplantation beobachtet. Primärer Endpunkt war eine klinisch signifikante CMV-Infektion, eine CMV-Reaktivierung, die eine präemptive Therapie nötig machte. Mit 14% solcher Fälle (11 Patienten) war die Rate unter Letermovir geringer als in der Vergleichsgruppe mit 41% (33 Patienten, HR=0,29; p<0,001). Bei den Letermovir-Patienten wurde eine Reduktion des Bedarfs an Valganciclovir um etwa die Hälfte verzeichnet. Auf den Einsatz von Foscarnet konnte in der Kohorte komplett verzichtet werden, in der Kontrollgruppe war es bei 7 von 80 Patienten zum Einsatz gekommen. Das 1-Jahres-Überleben betrug in der Kontrollgruppe 72%, unter Letermovir waren es 84% (HR=0,75; 95%-KI: 0,43-1,30; p<0,306).
Paradigmenwechsel zu Prophylaxe von CMV-seropositiven Patienten
Dr. Rafael Duarte, Madrid, Spanien, beschrieb den Status quo der CMV-Prophylaxe in der europäischen Praxis: Die Empfehlung der Leitlinien würden bei Weitem nicht überall umgesetzt – auch wenn Letermovir inzwischen in vielen Ländern verfügbar sei. Als Mitautor der zulassungsrelevanten Studie bezeichnete er die Substanz als „Game Changer“ und zeigte sich von der Wirksamkeit überzeugt: Letermovir hat einen neuartigen Wirkansatz, die Substanz hemmt den viralen DNA-Terminase-Komplex, der für die Spaltung und Verpackung viraler Nachkommen-DNA erforderlich ist. In der Phase-III-Studie konnte Letermovir in einer komplexen Population von Patienten im Zeitverlauf von 100 Tagen nach alloSCT eine CMV-Reaktivierung zu einer klinisch bedeutsamen CMV-Infektion wirksam verhindern. Die beobachteten Toxizitäten waren gering, sodass die Substanz bereits vor der Transplantation eingesetzt werden kann. Es wurden keine vermehrten myelo- oder nephrotoxischen Nebenwirkungen beobachtet, die Gesamtsterblichkeit war bei den mit Letermovir behandelten Patienten geringer als in der Placebo-Gruppe (2). Eine Post-hoc-Analyse beschreibt, dass Letermovir die Sterblichkeit der Patienten verringern könnte, indem es klinisch signifikante CMV-Infektionen bei diesen Transplantationspatienten verhindert oder aber auch verzögert (3).Real-world-Daten aus Heidelberg bestätigen Wirksamkeit
Im MSD-Symposium des virtuellen EBMT-Kongresses beschrieb Prof. Dr. Michael Schmitt, Heidelberg, die Viruslast als Risikofaktor für die Mortalität der Patienten nach alloSCT. Die in den Studien beobachtete Wirksamkeit von Letermovir konnte inzwischen mit Beobachtungen einer Real-world-Kohorte von Heidelberger Patienten bestätigt werden. Die beim Kongress präsentierten Daten wurden inzwischen auch veröffentlicht (4).Die Ergebnisse der Heidelberger Kohorte von 80 CMV-seropositiven Patienten, die zwischen März 2018 und März 2019 transplantiert wurden, verglich man mit Daten einer Gruppe von Patienten aus der Zeit vor der Zulassung von Letermovir. Die Patienten wurden über 100 Tage nach der Transplantation beobachtet. Primärer Endpunkt war eine klinisch signifikante CMV-Infektion, eine CMV-Reaktivierung, die eine präemptive Therapie nötig machte. Mit 14% solcher Fälle (11 Patienten) war die Rate unter Letermovir geringer als in der Vergleichsgruppe mit 41% (33 Patienten, HR=0,29; p<0,001). Bei den Letermovir-Patienten wurde eine Reduktion des Bedarfs an Valganciclovir um etwa die Hälfte verzeichnet. Auf den Einsatz von Foscarnet konnte in der Kohorte komplett verzichtet werden, in der Kontrollgruppe war es bei 7 von 80 Patienten zum Einsatz gekommen. Das 1-Jahres-Überleben betrug in der Kontrollgruppe 72%, unter Letermovir waren es 84% (HR=0,75; 95%-KI: 0,43-1,30; p<0,306).
Fazit
Diese Real-world-Daten bestätigen die Effektivität und Sicherheit von Letermovir und zeigen, dass damit der Einsatz anderer Substanzen wie Valganciclovir und Foscarnet verringert werden kann. Die Therapie ermöglicht eine Reduktion der Mortalität, wobei hier größere Patientengruppen mit längerer Beobachtungszeit noch weitere Daten liefern sollten.Martina Freyer
Quelle: „CMV prophylaxis in transplantation – From implementation to follow up“, 46th Annual Meeting of the EBMT, 30.08.2020; Veranstalter: MSD
Literatur:
(1) Ljungman P et al. Lancet Infect Dis 2019; 19(8):e260-e272.
(2) Marty FM et al. N Engl J Med 2017;377(25): 2433-44.
(3) Ljungman P et al. Clin Infect Dis 2020; 70(8):1525-33.
(4) Derigs P et al. Ann Hematol 2020. doi: 10.1007/s00277-020-04362-2. Epub ahead of print.
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