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Keimzelltumor des Hodens

Hodenkrebs (Hodenkarzinom)

Palma Pelaj

Hodenkrebs (Hodenkarzinom)
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Im Jahr 2017 wurde bei rund 4.059 Männern in Deutschland Hodenkrebs diagnostiziert. Mit einem Anteil von 1,6% an allen Krebserkrankungen bei Männern gehört diese zu den selteneren Krebsarten. Im Gegensatz zu fast allen anderen Krebsarten treten die meisten Fälle vergleichsweise früh, im Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf. Bei jungen Männern ist der Keimzelltumor des Hodens der häufigste bösartige Tumor. Das mittlere Alter bei der Diagnose der Krankheit liegt dementsprechend bei 37 Jahren. Nach einem stetigen Anstieg über Jahrzehnte, der auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten war, ist die altersstandardisierte Inzidenzrate in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Bei etwa 90% der Hodentumoren wird die Diagnose im Stadium I oder II gestellt. Histologisch gesehen handelt es sich bei Hodenkrebs überwiegend um Keimzelltumoren, von denen etwa 2 Drittel Seminome sind. Bei etwa einem von 6 Fällen handelt es sich um ein bösartiges Teratom (Unterscheidung: gutartiges Teratome oder bösartiges Teratom) oder um eine Mischung aus beiden Arten.
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Was ist Hodenkrebs?

Die Hoden (Testes) befinden sich im Hodensack, einem losen Hautsack unterhalb des Penis und produzieren männliche Sexualhormone und Spermien für die Fortpflanzung. Wächst im Bereich des Hodens ein bösartiger Tumor, handelt es sich um Hodenkrebs. Dieser Krebs sorgt erst in fortgeschrittenem Stadium für Symptome, daher ist eine Früherkennung durch Abtasen entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Hodenkrebs ist gut behandelbar, selbst wenn der Krebs sich über den Hoden hinaus ausgebreitet hat. Je nach Art und Stadium des Hodenkrebses kann eine von mehreren Behandlungsoptionen oder eine Kombination davon eingesetzt werden.

Welche Arten von Hodenkrebs gibt es?

Grundsätzlich sind Hodentumoren nach dem Gewebe, aus dem sie wachsen, benannt. 95% aller Hodenkarzinome sind Keimzelltumoren. Keimzellen sind für die Spermienproduktion zuständig. Die restlichen 5% bilden sich aus dem Stütz- und Bindegewebe und werden als Leydigzelltumoren oder Seritolizelltumoren bezeichnet.

Es gibt 2 Hauptuntertypen von Keimzellen-Hodenkrebs.

Diese sind:

  • Seminome: Sie sind in den letzten 20 Jahren häufiger geworden und machen heute 40-45% der Hodenkrebsfälle aus. Die Prognose ist bei diesem Untertyp des Keimzelltumors besser, da er weniger zu Metastasierung neigt.
  • Nicht-Seminome: Sie machen den größten Teil der restlichen Fälle aus und umfassen Teratome, embryonale Tumoren, Choriokarzinome und Dottersacktumoren.

Beide Arten sprechen in der Regel gut auf eine Chemotherapie an.

 
 

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Was ist die Ursache für die Entstehung von Hodenkrebs?

Die Ursache für die Entstehung des Keimzelltumors der Hoden ist noch nicht abschließend geklärt. Die Ursache für die Entstehung dieses Krebes wird weiterhin erforscht. Bisweilen geht die Forschung davon aus, dass angeborene Entwicklungsstörungen vorwiegend verantwortlich für die Entstehung von Hodenkarzinomen sind. 

Neben der genetischen Disposition gibt es aber auch weitere Faktoren, die die Entstehung von Hodenkrebs begünstigen können.

Was sind Risikofaktoren für die Entstehung von Hodenkrebs?

Folgende Risikofaktoren können die Entstehung von Hodenkarzinomen begünstigen:

  • Vater oder Bruder, der an Hodenkrebs erkrankt ist
  • Hodenhochstand: einer oder beide Hoden wandern vor der Geburt nicht in den Hodensack
  • Keimzellneoplasie in situ (GCNIS), die meist bei einem Unfruchtbarkeitstest festgestellt wird
  • Ethnie: weiße Männer ohne hispanische Abstammung sind häufiger von dieser Krebserkrankung betroffen

Was sind die Symptome von Hodenkrebs?

Die folgenden Symptome können Anzeichen für einen Hodentumor sein:

  • Klumpen oder eine Vergrößerung in einem der Hoden
  • schmerzlose Verhärtung
  • Gefühl der Schwere im Hodensack
  • dumpfer Schmerz im Unterleib oder in der Leiste
  • plötzliche Ansammlung von Flüssigkeit im Hodensack
  • Schmerzen oder Unbehagen in einem betroffenen Hoden oder im Hodensack
  • Vergrößerung oder Empfindlichkeit der Brüste
  • Rückenschmerzen

Besonders Männer, die einen oder mehrere Risikofaktoren für Hodentumoren aufweisen, sollten in regelmäßigen Abständen ihre Hoden abtasten, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu bemerken und untersuchen zu lassen.

 
 

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Wie wird Hodenkrebs diagnostiziert?

Hodenkrebs wird in der Regel diagnostiziert, nachdem der Patient einen Knoten oder eine andere Veränderung an einem Hoden bemerkt hat. Zunächst wird eine Anamnese und eine allgemeine körperliche Untersuchung durchgeführt. Bei Verdacht auf eine Anomalie wird in der Regel eine Ultraschalluntersuchung angeordnet. Zeigt der Ultraschall Anzeichen von Krebs, wird der Hoden operativ entfernt und unter dem Mikroskop untersucht, um festzustellen, ob Krebs vorliegt. Ist das der Fall wird das Stadium der Erkrankung genauer bestimmt. Der Hodentumor wird erst diagnostiziert, nachdem das Gewebe entfernt und untersucht wurde. Biopsien, bei denen mit einer Nadel oder einem anderen medizinischen Instrument eine kleine Menge Gewebe entnommen wird, werden nicht an Hoden durchgeführt, da das Eindringen in den Bereich des Tumors die Therapie eines eventuell entdeckten Krebses erschweren kann.

Zu den Tests, die bei der Diagnose von Hodenkrebs eingesetzt werden, gehören:

  • körperliche Untersuchung und Anamnese
  • Ultraschalluntersuchung
  • Serum-Tumormarker-Test: Bei diesem Verfahren wird eine Blutprobe untersucht, um die Menge bestimmter Substanzen zu messen, die mit bestimmten Krebsarten in Verbindung stehen. Diese Stoffe werden als Tumormarker bezeichnet. Die Tumormarker, die bei Keimzelltumoren häufig erhöht sind, sind Alpha-Fetoprotein (AFP), humanes Choriongonadotropin (HCG oder beta-HCG) und Laktatdehydrongenase (LDH).
  • Inguinale Orchiektomie und Biopsie: Bei diesem Verfahren wird der gesamte Hoden durch einen Einschnitt in der Leiste entfernt. Eine Gewebeprobe des Hodens wird dann auf Krebszellen untersucht.
  • CT-Scans und Röntgenaufnahmen: Ein CT-Scan (Computertomografie) ist eine medizinische Untersuchung, bei der mit Hilfe von Röntgenstrahlen Bilder aus dem Körperinneren erstellt werden. Wenn eine Krebserkrankung diagnostiziert oder vermutet wird, wird ein CT-Scan (auch CAT-Scan genannt) durchgeführt, um festzustellen, ob an anderer Stelle im Körper Metastasen zu sehen sind. Bei Hodentumoren wird ein CT-Scan des Bauches und des Beckens durchgeführt. Bilder des Brustkorbs werden entweder mit einem CT-Scan oder einem normalen Röntgenbild aufgenommen.

Was sind die Stadien von Hodenkrebs?

Nachdem das Hodenkrebsgewebe entnommen wurde, wird es genau untersucht, um das Stadium der Erkrankung zu bestimmen.

Es wird grob zwischen folgenden Stadien unterschieden:

  • Stadium I: Tumor nur im Hoden, noch keine Metastasen. Genauer wird zwischen Stadium IA, IB und IS unterschieden.
  • Stadium II: Dieses Stadium besteht aus Stadium IIA, IIB und IIC und bezieht sich auf Patienten, deren Krebs sich ausschließlich auf die Lymphknoten im hinteren Teil des Bauches ausgebreitet hat. Wenn Patienten mit Krebs in den befallenen Lymphknoten mäßig oder stark erhöhte Tumormarker haben, befinden sie sich im Stadium III und nicht im Stadium II.
  • Stadium III: Dieses Stadium wird in Stadium IIIA, Stadium IIIB und Stadium IIIC unterteilt und wird nach einer Leisten-Orchiektomie (Entfernung eines Hodens durch einen Einschnitt in der Leiste) bestimmt.
     
     

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Wie wird Hodenkrebs behandelt?

Die 3 wichtigsten Möglichkeiten für die Therapie von Hodenkrebs sind:

Chirurgische Behandlung bei Hodenkrebs

Diese Behandlung kann die Entfernung des Hodens (Orchiektomie) und die Entfernung der zugehörigen Lymphknoten (Lymphknotendissektion) umfassen. In der Regel wird die Orchiektomie sowohl bei Seminomen als auch bei Nicht-Seminomen durchgeführt. Die Lymphknotenentfernung wird vor allem bei Nicht-Seminomen angewandt. In bestimmten Situationen kann auch eine Operation zur Entfernung von Metastasen in der Lunge oder der Leber durchgeführt werden, wenn diese nach einer Chemotherapie nicht verschwunden sind. Wird die Krebserkrankung früh erkrannt, reicht diese Therapie in der Regel bereits zur Heilung aus.

Strahlentherapie bei Hodenkrebs

Bei dieser Behandlung werden hochdosierte Röntgenstrahlen eingesetzt, um Krebszellen abzutöten. Die Bestrahlung kann bei Patienten mit Seminomen nach der Operation eingesetzt werden, um zu verhindern, dass der Tumor zurückkehrt. In der Regel ist die Bestrahlung auf die Behandlung von Seminomen beschränkt.

Chemotherapie bei Hodenkrebs

Bei dieser Behandlung werden Medikamente wie Cisplatin, Bleomycin und Etoposid eingesetzt, um Krebszellen abzutöten. Die Chemotherapie hat die Überlebensrate von Menschen mit Seminomen und Nicht-Seminomen verbessert. Sie kann sowohl vor als auch nach der Operation eingesetzt werden.

Weitere Informationen zur Therapie dieses Krebses entnehmen Sie der S3-Leitlinie.

Wie kann Hodenkrebs vorgebeugt werden?

Da der Hodentumor erst in fortgeschrittenem Stadium zu Symptomen führt, ist eine frühzeitige Erkennung des Tumors von großer Bedeutung für den Erfolg der Therapie. Um einen Hodentumor im frühesten Stadium zu erkennen, wird empfohlen, eine selbstständige, regelmäßige Tastuntersuchungen durchzuführen. Vor allem Patienten mit erhöhtem Risiko für die Entstehung eines Hodentumors sollten diese Untersuchung regelmäßig durchführen. 80% der Hodentumoren werden von Patienten selbst erkannt, die bereits im Frühstadium der Erkrankung eine Veränderung bemerken. Auch junge Männer sollten bereits ab dem 14. Lebenjahr regelmäßig einen sogenannten „Hodencheck“ durchführen. Wichtig ist, dass es sich bei einer Veränderung auch um eine gutartige handeln kann und nicht automatisch von Krebs ausgegangen werden sollte.

 
 

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Redaktion journalonko.de

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