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Metastasen

Susanne Morisch

Metastasen
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Was bedeutet es, wenn Krebs metastasiert ist? Woher kommen eigentlich Metastasen, und kann man mit ihnen überleben? Hier lesen Sie alles über die Ursache und Entstehung von Metastasen, welche Arten und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
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Was sind Metastasen?

Entwickelt ein Patient oder eine Patientin eine Krebserkrankung, kann es im Zuge der bösartigen Erkrankung zur Metastasierung kommen. Eine Metastase, auch Tochtergeschwulst (Filiae), ist eine Absiedlung maligner Tumorzellen aus dem Primärtumor bei Krebs. Filiae sind räumlich vom Primärtumor getrennt. Haben sich Tochtergeschwülste gebildet, ist die Erkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Häufig bilden sich Filiae in Lunge, Leber, Knochen oder Gehirn der Patientin oder des Patienten. Der Befall jedes anderen Organs ist aber ebenso möglich. Den Patientinnen und Patienten stehen Therapien und Behandlungen zur Verfügung: Operation, Bestrahlung und Chemotherapie.

Wie entstehen Metastasen?

Abgesehen von Blutzellen, bewegen sich gesunde Zellen innerhalb bestimmter Grenzen im Körper. Krebszellen überschreiten diese Grenzen. Sie dringen in andere Gewebebereiche ein und breiten sich aus. Einige Zellen lösen sich aus dem Zellverband und werden über die Blutbahn oder die Lymphknoten zu anderen Organen transportiert. Dort vermehren sie sich und bilden Tochtergeschwülste des Ursprungstumors. Tumorzellen sind sehr wandlungsfähig. Sie verändern sich schnell. Bietet die Veränderung der Zelle einen Vorteil – zum Beispiel, dass sie auch ohne ihre Nachbarn überleben kann – kann das zur Metastasierung führen. Veränderungen von Krebszellen werden aber bis heute von der Medizin nicht vollständig verstanden. Wann im Verlauf einer Krebserkrankung Zellen metastasieren, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und wie genau die Abläufe sind, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Einfluss auf den Prozess der Metastasierung nehmen die Krebszellen selbst, das Immunsystem und das umgebende Gewebe.

Dieser Prozess kann unabhängig von der Tumorart – Karzinom, Ewing-Sarkom, Malignes Melanom, sonstige maligne Tumoren, sonstige maligne Tumorerkrankungen usw. – in Gang gesetzt werden. Entscheidet ist, dass zirkulierende Tumorzellen entstanden sind.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Metastasen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Krebs metastasiert, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten sind:
  • biologische Eigenschaften des Tumors,
  • Ort des Primärtumors,
  • Vaskularisation der Tumorumgebung und des Tumors,
  • physikalischer Einfluss (z.B. Druck auf den Tumor).

Welche Arten von Metastasen gibt es?

Metastasen lassen sich in 5 Kategorien einteilen. Diese sind:

  1. Räumlicher Abstand zum Primärtumor
  2. Weg der Metastasierung
  3. Ort der Metastasen
  4. Größe
  5. Verteilung.

Diese werden auch für die TNM-Klassifikation herangezogen, mit der der Tumor vor der Therapie eingeteilt wird. Größe und Eindringtiefe des Tumors (T), Lymphknotenbefall (N), Metastasen (M).

1. Räumlicher Abstand zum Primärtumor

Bilden sich Metastasen in der Nähe des ursprünglichen Tumors, spricht man von lokalen Metastasen. Metastasen in den primären Lymphknotenstationen im Abflussgebiet des Tumors werden als regionale oder regionäre Metastasen bezeichnet. Wurden Stationen der Lymphknoten übersprungen, liegen Skip-Metastasen vor. Haben sich die Metastasen in einem weiter entfernten Gewebe gebildet, bezeichnet man sie als Fernmetastasen.

 
 

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2. Weg der Metastasierung

Um sich auszubreiten, gibt es für die bösartigen Tumorzellen verschiedene Wege, über:

  • die Blutbahn = hämatogene Metastasierung
  • die Lymphbahn = lymphogene Metastasierung
  • die Körperhöhle = intrakavitäre Metastasen
  • anatomische Gangsysteme = kanalikuläre Metastasierung
  • medizinische Eingriffe = iatrogene Metastasierung

3. Ort der Metastasen

Obgleich Metastasen überall im ganzen Körper entstehen können, gibt es doch Organe und Gewebe, die häufiger betroffen sind. Diese sind: Leber, Knochen und Gehirn. Bestimmte Indikationen sind mit Metastasen in bestimmten Bereichen assoziiert. Lebermetastasen treten zum Beispiel gehäuft bei Betroffenen mit Mammakarzinom (Brustkrebs) oder Prostatakarzinom auf.

4. Größe der Metastasen

Man unterscheidet zwischen Mikrometastasen und Makrometastasen. Eine Mikrometastase ist sehr klein. Sie ist nur mit speziellen Verfahren nachweisbar. Die Maktrometastase ist klinisch manifest. Sie ist sicht- und darstellbar.

5. Verteilung der Metastasen

  • Singuläre Metastase: Es liegt nur eine einzige Metastase in einem bestimmten Organ vor. Gleichzeitig sind weitere Metastasen in anderen Organsystemen entstanden.
  • Oligometastasierung: In 1 bis 2 Organsystemen finden sich 3 bis 5 Metastasen.
  • Solitärmetastasierung: Im gesamten Körper befindet sich nur eine einzelne Metastase.
  • Karzinose: In ganzen Organen oder Körperregionen liegt eine diffuse Metastasierung vor.

Lebermetastasen, Knochenmetastasen, Hirnmetastasen

Obgleich Filiae überall im Körper entstehen können, gibt es dennoch Organe, die häufiger von Tochtergeschwülsten befallen werden als andere: Leber, Knochen und Gehirn.

Lebermetastasen: Tumorzellen in der Leber

Haben sich die Tumorzellen über die Blut- oder Lymphbahn im Körper verteilt und in der Leber angesiedelt, spricht man von Lebermetastasen. Sie können kurz nach der Entwicklung des ursprünglichen Tumors auftreten, aber auch erst Monate oder Jahre später.
Die Leber ist das größte Organ im menschlichen Körper. Sie befindet sich unterhalb der rechten Lunge und ist in 2 Lappen unterteilt (den rechten und den linken). Die Leber besteht aus Zellen, die Hepatozyten genannt werden.
Die Leber hat mehrere wichtige Funktionen:

  • Aufnahme und der Abbau von Nährstoffen,
  • die Produktion von Galle,
  • die Filterung und Entfernung giftiger Substanzen aus dem Blut und
  • die Produktion von Proteinen, die helfen, Blutungen aus einer Schnittwunde oder Verletzung zu stoppen.
     
     

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Da diese Funktionen durch die Tochtergeschwülste gestört sind, sind Lebermetastasen sehr gefährlich. Die meisten Lebermetastasen beginnen als Krebs im Dickdarm oder Mastdarm. Bis zu 70% der Menschen mit Dickdarmkrebs entwickeln schließlich Lebermetastasen. Dies liegt zum Teil daran, dass die Blutversorgung aus dem Darm über die Pfortader direkt mit der Leber verbunden ist.
Obwohl viel seltener, können Lebermetastasen auch als Brustkrebs, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs und Hautkrebs beginnen.

Knochenmetastasen: Tumorzellen im Knochen

Knochenmetastasen entstehen, wenn sich Krebszellen von ihrem Ursprungsort auf einen Knochen ausbreiten. Fast alle Krebsarten können in die Knochen streuen. Einige Krebsarten sind jedoch besonders anfällig für eine Ausbreitung in den Knochen, darunter Brustkrebs und Prostatakrebs.

Knochenmetastasen können in jedem Knochen auftreten, am häufigsten jedoch in der Wirbelsäule, im Becken und im Oberschenkel. Knochenmetastasen können das erste Anzeichen dafür sein, dass Sie Krebs haben, oder sie können auch erst Jahre nach einer Krebsbehandlung auftreten.

Knochenmetastasen können Schmerzen und Knochenbrüche verursachen. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, kann Krebs, der sich auf die Knochen ausgebreitet hat, nicht geheilt werden. Behandlungen können helfen, Schmerzen und andere Symptome von Knochenmetastasen zu lindern.

Hirnmetastasen: Tumorzellen im Gehirn

Hirnmetastasen entstehen, wenn sich Krebszellen von ihrem Ursprungsort ins Gehirn ausbreiten. Jeder Krebs kann sich im Gehirn ausbreiten, aber die Krebsarten, die am ehesten Hirnmetastasen verursachen, sind Lungenkrebs, Brustkrebs, Dickdarmkrebs, Nierenkrebs und Melanome.

Beginnen die Tochtergeschwülste im Gehirn der Patientin oder des Patienten zu wachsen, üben sie Druck auf das umliegende Hirngewebe aus und verändern dessen Funktion. Dies verursacht Anzeichen und Symptome wie Kopfschmerzen, Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisverlust und epileptische Anfälle.

Die Behandlung von Menschen, deren Krebs sich auf das Gehirn ausgebreitet hat, kann eine Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie oder eine Kombination von Behandlungen umfassen. In bestimmten Situationen können auch andere Behandlungen empfohlen werden. Die Behandlung konzentriert sich häufig auf die Linderung von Schmerzen und Symptomen, die durch die Krebserkrankung verursacht werden.

Therapie bei Metastasen

Wie wird eine Metastasierung diagnostiziert?

Krebs kann Symptome wie Schmerzen oder Kurzatmigkeit verursachen. Manchmal veranlassen diese Symptome die Ärztin oder den Arzt die notwendigen Untersuchungen durchzuführen, um die Metastasen zu finden. Hierfür stehen verschiedene bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computer- und Kernspintomographie und PET (Positronen-Emissions-Tomographie) zur Verfügung.

Wie behandeln Ärzte Metastasen?

Die Behandlung hängt ab von:

  • dem ursprünglichen Krebs
  • wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat und wo er sich befindet (Lokalisation)
  • Alter und Gesundheitszustand der Betroffenen
  • persönlichen Behandlungswünschen der Patientinnen und Patienten.

Forschende erfahren immer mehr darüber, wie sich Metastasen auf molekularer und genetischer Ebene vom Ursprungstumor unterscheiden können. Aus diesem Grund unterscheidet sich die Behandlung von Metastasen oft von der Behandlung des ursprünglichen Tumors.

 
 

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Die Behandlung kann eine Chemotherapie oder eine Hormontherapie umfassen. Bei einigen Krebsarten kommen auch operative Eingriffe und Strahlentherapie in Frage. Die Ärztinnen und Ärzte können eine Behandlungsart ausprobieren und dann zu einer anderen wechseln, wenn die erste Behandlung nicht mehr wirkt. Oder die Betroffenen erhalten eine Kombination von Behandlungen, z.B. eine operative Entfernung in Kombination mit einer Strahlentherapie.

Arten der Behandlung bei Metastasen

Die wichtigsten Arten der Behandlung von Metastasen sind:

  • Behandlungen, die den gesamten Körper betreffen. Dies wird als systemische Therapie bezeichnet. Sie umfasst eine Chemotherapie und andere Medikamente, wie z.B. zielgerichtete Therapien, Hormontherapien und Immuntherapien.
  • Behandlung des vom Krebs befallenen Bereichs. Dies wird als lokale Therapie bezeichnet. Dazu gehören Operationen, Strahlentherapie und einige andere Behandlungen.

Sind Metastasen heilbar?

In einigen Fällen kann metastasierender Krebs geheilt werden, aber in den meisten Fällen wird der Krebs durch die Behandlung nicht geheilt. Das Wachstum des Krebses kann jedoch verlangsamt und die Symptome gelindert werden. Bei bestimmten Krebsarten ist es möglich, noch viele Monate oder Jahre zu leben, selbst wenn sich bereits Metastasen gebildet haben.

Wie gut eine Behandlung wirkt, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Art des Krebses
  • Ort des Tumors
  • die Größe und die Ausbreitung des Tumors,
  • Wachstumsgeschwindigkeit,
  • spezifische Behandlung
  • Ansprechen des Krebs auf die Behandlung.

Es ist möglich, dass die Erkrankung chronisch wird, was ein Überleben von mehreren Monaten oder sogar Jahren bedeuten kann.

Red. journalonko.de

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