Pankreatische neuroendokrine Tumoren: Erstlinientherapie mit Streptozocin
Streptozocin als Standardchemotherapie bei pNET empfohlen
Die Autoren der S2k-Leitlinie Neuroendokrine Tumore empfehlen die Kombination aus Streptozocin und 5-Fluorouracil als Standardchemotherapie bei fortgeschrittenen, nicht kurativ resektablen pNET im Stadium G1 oder G2 und/oder mittlerer bzw. hoher Tumorlast, Symptomen oder Wachstumsdynamik (1). Das Zytostatikum kann in 2 unterschiedlichen Dosierungsschemata angewendet werden: Im 6-Wochen-Schema wird Streptozocin in einer Dosierung von 500 mg/m2/Tag an 5 aufeinanderfolgenden Tagen alle 6 Wochen appliziert, so lange, bis der maximale Nutzen oder eine behandlungslimitierende Toxizität eintritt. In diesem Schema wird keine Dosissteigerung empfohlen. Im 3-Wochen-Schema wird Streptozocin im ersten Zyklus ebenfalls in einer Dosierung von 500 mg/m2/Tag an 5 aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht. In den folgenden 3 wöchentlichen Zyklen erfolgt eine Dosissteigerung auf 1.000 mg/m2/Tag (5).
Therapiedauer von wenigstens 6 Monaten
In der chemotherapeutischen Behandlung metastasierter pNET sollte eine Therapiezeit von mindestens 6 Monaten angestrebt werden. Bei einer längeren Behandlung gibt es Hinweise auf eine längere Ansprechdauer (3). Die optimale Therapiedauer ist grundsätzlich abhängig vom Therapieziel und der Toleranz gegenüber der Chemotherapie (3). „Da die Chemotherapie zeitlich begrenzt appliziert wird, ermöglicht dieses Verfahren den Patienten therapiefreie Intervalle – ein Vorteil gegenüber den zielgerichteten Therapien, die in der Regel fortlaufend bis zum Therapieversagen oral eingenommen werden“, betont Prof. Dr. Marianne Pavel, Vorsitzende der European Neuroendocrine Tumor Society und Leiterin Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Erlangen.
Eine aktuelle Publikation zum Einsatz der Kombination aus Streptozocin und 5-Fluorouracil als Erhaltungstherapie bei neuroendokrinen Pankreastumoren zeigt: Der Wechsel zu einem verlängerten Zyklusprotokoll mit einer Zykluslänge von 3 Monaten als Erhaltungstherapie nach initialen Standardzyklen kann zu einer langfristigen Stabilisierung der Erkrankung bei gleichzeitiger guter Akzeptanz der betroffenen Patienten führen (4).
Derzeit laufende Studien mit Streptozocin
Aktuell existiert eine große Bandbreite alternativer Behandlungsoptionen für Patienten mit fortgeschrittenen pNET. Im Rahmen der randomisierten, offenen, prospektiven, multizentrischen Phase-III-Studie SEQTOR wird untersucht, welche Sequenz einer Streptozocin-basierten Chemotherapie und des mTOR-Inhibitors Everolimus bei Patienten mit gut differenzierten, fortgeschrittenen pNET bessere Resultate im sekundären progressionsfreien Überleben liefert (6). Die Ergebnisse der Studie werden derzeit ausgewertet.
Der Effekt von Streptozocin auf die Nierenfunktion wird derzeit in der französischen multizentrischen Beobachtungsstudie Streptotox untersucht. Eingeschlossen wurden Patienten mit gut differenzierten, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NETs). Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass die Nierenfunktion während der Behandlung mit Streptozocin stabil blieb (7).
Quelle: Riemser
Literatur:
(1) Klinischer Überblick. Streptozocin Keocyt. Modul 2.5: 24-6.
(2) Weatherstone K et al. Target Oncol 2012; 7: 161-8.
(3) S2k-Leitlinie Neuroendokrine Tumore. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-026l_S2k_Neuroendokrine_Tumore_2018-07.pdf, letzter Abruf: 29. Januar 2020.
(4) Schrader J et al. Endocrine 2019; 65: 460-7.
(5) Fachinformation Zanosar® 1 g, Stand: August 2018.
(6)Clinicaltrials.gov, NCT02246127.
(7) Mitry E et al. ASCO 2017; Abstract e15155.
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