Einsparpotential von Biosimilars wird nicht ausgeschöpft
Dennoch bleibt der Marktanteil der Biosimilare hinter den Erwartungen zurück. Bleibt das Einsparpotential von Biosimilaren ungenutzt? Im Rahmen eines Expertenmeetings diskutierten Vertreter aus Kassenärztlicher Vereinigung, gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen,
Apothekenverbänden, dem Hausärzteverband und der Firma ROVI die Frage, worauf die teilweise großen regionalen Unterschiede (2) im Einsatz von biosimilaren Heparinen wie Enoxaparin BECAT® in der Arzneimittelversorgung zurückzuführen sind.
Verordnungsautonomie hohes Gut für Ärzte
Dr. Jörg Hermann, Vorstandsvorsitzender der kassenärztlichen Vereinigung Bremen, kritisierte dieses Vorgehen und erklärte, dass die Verordnungsautonomie ein hohes Gut für Ärzte bedeutet. Der Arzt entscheidet sich für ein bestimmtes Präparat oder einen bestimmten Hersteller, wobei er natürlich bei der Verordnung auch Gesetzesvorgaben, wirtschaftliche Gründe und oder Quoten-Vorgaben der KVen berücksichtigt. Die Regressangst kann für Vertragsärzte ein existenzielles Problem darstellen. Dies betrifft besonders teure Biopharmazeutika und macht einen Austausch eines verordneten günstigeren Biosimilars gegen den Originator in der Apotheke bei den Ärzten äußerst unbeliebt.
Einsparpotential
Laut Dr. Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig- Holstein e.V., können Regresse auch auf Apotheker zukommen, denn sie können bei einem nicht mit dem Arzt abgestimmten Austausch auf „Null“ retaxiert werden und somit ihren Ertrag und Wareneinsatz verlieren. Dr. Friedrich sagte: „Es gibt keine Gründe für die Austauschbarkeit von klaren Verordnungen von Biosimilars in der Apotheke, aber Gründe für die Medikamentenwahl durch den Arzt“. Stellt der Arzt eine unklare Wirkstoffverordnung aus, muss der Apotheker Rücksprache halten. Allerdings befürworten manche Krankenkassen eine Austauschbarkeit auch von Biopharmazeutika in der Apotheke und erhoffen sich dadurch in Zukunft ein enormes Einsparpotential.
Verordnungszahlen für Enoxaparine im Zuge der Pandemie nicht angestiegen
Apothekerin Dr. Edda Würdemann, ehemalige Leiterin des Arzneimittelreferats der Techniker Krankenkasse in Hamburg, unterstrich in der Diskussion die Verwunderung von Prof. Dingermann, dass die Verordnungszahlen für Enoxaparine im Zuge der Pandemie nicht angestiegen sind, obwohl Fachgesellschaften wie die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) (4) und die Deutsche Gesellschaft für Angiologie (DGA) (5) empfehlen, dass bei Patienten mit gesicherter SARS-CoV-2-Infektion die Indikation zur medikamentösen Thromboseprophylaxe mit niedermolekularen Heparinen fortlaufend geprüft und großzügig gestellt werden sollte – unabhängig davon, ob der Patient stationär oder ambulant geführt wird.
Substanzieller Beitrag zur Kostendämpfung
Dr. Würdemann hinterfragte die Gründe und vermutete, möglicherweise sei die Notwendigkeit einer medikamentösen Thromboseprophylaxe mit niedermolekularen Heparinen bei Risikopatienten noch nicht flächendeckend zu niedergelassenen Ärzten durchgedrungen. Die Experten waren sich einig, dass hochwertig produzierte Biosimilars einen substanziellen Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen darstellen, dass ihr Potenzial jedoch nach wie vor nicht genügend ausgereizt wird.
Quelle: Rovi
Literatur:
(1) Lauertaxe Stand 15.10.2020
(2) IQVIA data, Juni 2020
(3) Insight Health data, Stand Juli 2020
(4) Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e.V. (GTH). http://gth-online.org/wpcontent/
uploads/2020/04/Aktualisierte-GTH-Empfehlungen-COVID-19-1.pdf. Zugriff 16.10.2020
(5) Deutsche Gesellschaft für Angiologie -Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA). https://www.dgagefaessmedizin.
de/fileadmin/content/PDFs/Stellungnahmen/DGA-Stellungnahme_zu_COVID-19-Infektion_und_VTE-Risiko_.pdf. Zugriff
16.10.2020
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