Ein weiteres innovatives Konzept in der Behandlung von MDS-Patienten mit geringem Ansprechen auf Erythropoetin stellt der „First-in-Class“-Telomerase-Inhibitor Imetelstat dar, welcher sich die erhöhte Telomerase-Aktivität beim MDS zunutze macht. Die laufende Phase-II/III-Studie IMerge untersucht den Effekt von Imetelstat auf die Transfusionsbedürftigkeit, wozu beim ASH neue Daten der Phase-II präsentiert wurden (9). „Unter Imetelstat zeigten 48 % der Patienten eine mehr als achtwöchige Transfusionsfreiheit mit einer medianen Dauer von 20 Monaten und fast ein Drittel der Patienten war sogar über ein Jahr transfusionsfrei. Dabei war die Substanz relativ gut verträglich, es traten vor allem reversible Thrombo- und Neutropenien auf. Interessanterweise wurde auch bei einigen Patienten eine Remission beobachtet, was eine krankheitsmodifizierende Aktivität der Substanz suggeriert.“, erläuterte Schroeder. „Insgesamt sind das vielversprechende Daten und wir sind gespannt auf die Ergebnisse des Phase-III-Teils der Studie, in dem die Effektivität von Imetelstat Placebo-kontrolliert untersucht werden wird.“
Pevonedistat für MDS-Patienten mit hohem Risiko
Schließlich stellte Schroeder auch neue Daten für das MDS mit höherem Risiko vor (IPSS-R risk > 3). Die randomisierte globale multizentrische Phase-II-Studie NCT02610777 untersuchte die Kombination Pevonedistat plus Azacitidin im Vergleich zu Azacitidin-Monotherapie bei 67 Hochrisiko-MDS-Patienten, sowie CML- und AML-Patienten (10). Pevonedistat inhibiert das NEDD8-aktivierende Enzym und führt über eine Unterbrechung des Zellzyklus zur Apoptose der Tumorzellen. Der initiale primäre Endpunkt der Studie war das ereignisfreie Überleben (EFS), allerdings wurde sie im Verlauf auch für die Untersuchung des Gesamtüberlebens (OS) gepowert. Die Kombination Pevonedistat plus Azacitidin zeigte ein signifikant überlegenes EFS (20,2 vs. 14,8 Monate, p = 0,045) über alle Patientengruppen und konnte insbesondere bei Hochrisiko-MDS-Patienten überzeugen (n=26; HR 0,47; 95 % KI: 0,19 – 1,18). „Aufgrund der geringen Fallzahl zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben. Dennoch ist die Studie ein positives Signal, insbesondere da auch ein höheres und deutlich länger anhaltendes Ansprechen unter der Pevonedistat-haltigen Therapie beobachtet wurde. Gleichzeitig zeigten sich eine geringere Rate therapiebedingter Nebenwirkungen und eine vermehrte Unabhängigkeit von Transfusionen unter Pevonedistat. „Daher wäre eine Re-Evaluation der Studie mit einer größeren Fallzahl sicherlich interessant“, schlussfolgerte Schroeder.
Gemeinsame Sponsoren
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Celgene GmbH ein Unternehmen von Bristol Myers Squibb, GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG und Novartis Pharma GmbH
Eva Ortner
Quelle: Virtueller Münchener Fachpresse-Workshop der POMME-med GmbH und der DP-Medsystems AG am 16. Dezember 2020
Literatur:
(1) DiNardo CD et al., Blood 2019; 133 (1): 7–17
(2) Sallman DA et al., ASH 2020, abstract #330
(3) Röllig C et al., ASH 2020, abstract #458
(4) Dohner H et al., J Clin Oncol 2020; 38: 7513
(5) Roboz GJ et al., ASH 2020, abstract #214
(6) Paulson R, Nat Med 2014, 20, 334–335
(7) Fenaux P et al., N Engl J Med 2020; 382:140-51
(8) Oliva EN et al., ASH 2020, abstract #1611
(9) Platzbecker U et al., ASH 2020, abstract #658
(10) Malcovati L et al., Blood 2020; 136(2): 157-170.
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"ASH 2020: Akute myeloische Leukämie und Myelodysplastisches Syndrom"
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