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Medizin
Adenoviren binden gezielt an Strukturen auf Tumorzellen
Aus der Gruppe der Adenoviren sind mehr als 50 Typen bekannt, die Erkrankungen beim Menschen verursachen. Ein Adenovirus besteht aus einem DNA-Doppelstrang, der in ein ikosaedrisches Kapsid, eine hochsymmetrische Proteinkapsel, eingeschlossen ist. In der Kapsel sind längliche Faserproteine als Anhänge verankert. Nur 3 der Adenovirustypen sind sowohl mit einem langen als auch einem kurzen Faserprotein ausgestattet. Einen davon, den Typ 52, und dort vor allem das kurze Faserprotein, hat das Wissenschaftlerteam in der neuen Studie näher untersucht. „Das kürzere Faserprotein verbreitert sich nach außen in eine knopfartige Struktur“, sagt Thilo Stehle. „Wir haben festgestellt, dass dieser Knopf lange Ketten der Polysialinsäure erkennt.“ Solche Zuckerstrukturen sitzen auf bestimmten Transportproteinen in der Außenhülle mancher Zellen. „Adenovirus 52 kann die Polysialinsäure als Rezeptor nutzen und sich so an die Zelle anheften“, erklärt der Wissenschaftler. „Das wurde zuvor noch nicht beobachtet, und über die molekulare Erkennung von Polysialinsäuren ist überhaupt sehr wenig bekannt.“
Besondere Eigenschaften
Wie das Virus sich anheftet, hat das Wissenschaftlerteam mithilfe von Röntgenkristallografie, Kernspinresonanzspektroskopie, einer Simulation der molekularen Vorgänge und gezielten Mutationen der Knöpfe am kurzen Faserprotein untersucht. „Die spezifische Bindung zwischen den Knöpfen und der Polysialinsäure auf der Wirtszelle kommt auf einem ungewöhnlichen Weg durch vorübergehende elektrostatische Wechselwirkungen zustande“, erklärt Stehle. „Solche Bindungsdetails geben uns Einblick in die Evolution verschiedener menschlicher Krankheitserreger unter den Adenoviren.“
Interessant sind die Fähigkeiten der Krankheitserreger auch bei Erkrankungen, mit denen sie ursächlich nichts zu tun haben. Zwar finden sich Polysialinsäuren auf gesunden Zellen bei der plastischen Entwicklung des Nervensystems. Doch sie wurden auch auf besonders aggressiven Tumoren im Gehirn und in der Lunge entdeckt. „Diese Krebsarten sprechen meist schlecht auf gängige Behandlungsmethoden an“, sagt Stehle. Daher böten gentechnisch bearbeitete Adenoviren, die sich spezifisch an die Krebszellen heften und diese infizieren, einen Ansatz, Gene gezielt in das Tumorgewebe einzuschleusen und für dessen Auflösung zu sorgen.
Besondere Eigenschaften
Wie das Virus sich anheftet, hat das Wissenschaftlerteam mithilfe von Röntgenkristallografie, Kernspinresonanzspektroskopie, einer Simulation der molekularen Vorgänge und gezielten Mutationen der Knöpfe am kurzen Faserprotein untersucht. „Die spezifische Bindung zwischen den Knöpfen und der Polysialinsäure auf der Wirtszelle kommt auf einem ungewöhnlichen Weg durch vorübergehende elektrostatische Wechselwirkungen zustande“, erklärt Stehle. „Solche Bindungsdetails geben uns Einblick in die Evolution verschiedener menschlicher Krankheitserreger unter den Adenoviren.“
Interessant sind die Fähigkeiten der Krankheitserreger auch bei Erkrankungen, mit denen sie ursächlich nichts zu tun haben. Zwar finden sich Polysialinsäuren auf gesunden Zellen bei der plastischen Entwicklung des Nervensystems. Doch sie wurden auch auf besonders aggressiven Tumoren im Gehirn und in der Lunge entdeckt. „Diese Krebsarten sprechen meist schlecht auf gängige Behandlungsmethoden an“, sagt Stehle. Daher böten gentechnisch bearbeitete Adenoviren, die sich spezifisch an die Krebszellen heften und diese infizieren, einen Ansatz, Gene gezielt in das Tumorgewebe einzuschleusen und für dessen Auflösung zu sorgen.
Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen
Literatur:
Annasara Lenman, A. Manuel Liaci, Yan Liu et al.
Polysialic acid is a cellular receptor for human adenovirus 52.
Proc Natl Acad Sci U S A. 2018 Apr 19. pii: 201716900. doi: 10.1073/pnas.1716900115
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29674446
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