R/M SCCHN: Überzeugendes Gesamtüberleben unter Nivolumab auch in der Versorgungsroutine bei breitem Patientenkollektiv bestätigt
Chance auf Langzeitüberleben über alle PD-L1-Expressionslevel
Zulassungsrelevant war die weltweit durchgeführte Phase-III-Studie CheckMate 141. Sie schloss 361 Patienten mit R/M SCCHN unabhängig vom HPV- und PD-L1-Status ein, die binnen 6 Monaten nach platinbasierter Therapie eine Tumorprogression erlitten hatten (1-3). Die Patienten erhielten entweder Nivolumab 3 mg/kg Körpergewicht i.v. alle 2 Wochen (n=240) oder eine Vergleichs-Monotherapie nach Investigator‘s Choice (IC; Methotrexat, Docetaxel oder Cetuximab; n=121) – jeweils bis zur Tumorprogression oder dem Eintritt nicht tolerierbarer Toxizität.Unter Nivolumab war das mediane Gesamtüberleben (mOS) der Patienten gegenüber IC signifikant verlängert (7,5 vs. 5,1 Monate) (3). Der Überlebensvorteil unter Nivolumab gegenüber IC war einer Subgruppenanalyse zufolge über alle PD-L1-Expressionslevel (TC, Tumorzellscore) hinweg nachweisbar: bei Patienten mit PD-L1-TC ≥ 1% (mOS: 8,2 vs. 4,7 Monate; HR=0,55; 95%-KI: 0,39-0,78) ebenso wie bei Patienten mit PD-L1-TC < 1% (mOS: 6,5 vs. 5,5 Monate; HR=0,73; 95%-KI: 0,49-1,09) (3). Patienten mit PD-L1-TC ≥ 50% profitierten dabei in besonderem Maße (mOS: 7,8 vs. 4,2 Monate; HR=0,34; 95%-KI: 0,16-0,72) (Abb. 1) (3, 8).
Real-World-Daten bestätigen Einsatz in der Erstlinie
Zulassungsstudien bilden den klinischen Alltag nur bedingt ab, weil sie aufgrund strenger Einschlusskriterien ein vorselektioniertes Patientenkollektiv evaluieren. Prospektiv erhobene Real-World-Daten aus NIS, die ein breiteres Patientenkollektiv repräsentieren, stellen daher eine wichtige Ergänzung dar und können Datenlücken zu Patientensubgruppen schließen, die in Zulassungsstudien nicht erfasst wurden.Um neue Erkenntnisse über die Effektivität und Verträglichkeit von Nivolumab in der realen Versorgungssituation bei Patienten mit R/M SCCHN zu gewinnen, wurde die prospektive, einarmige NIS HANNA aufgelegt. Bei der aktuellen Interimsanalyse (Datenschnitt: März 2020) waren 385 erwachsene, nicht vorselektionierte Patienten mit R/M SCCHN eingeschlossen, die während oder nach Versagen einer platinbasierten Therapie in 56 deutschen Zentren unter Alltagsbedingungen Nivolumab gemäß der Zulassung erhielten. Rund ein Drittel befand sich in der Erstlinie nach platinbasierter RCT (4). Anders als in CheckMate 141 gehörten zur untersuchten Patientenpopulation auch weniger fitte Patienten (ECOG-Performance-Status (PS) ≥ 2), Platin-sensitive Patienten sowie Patienten mit Hirnmetastasen. Insgesamt hatten die Patienten im NIS-Kollektiv im Vergleich zum CheckMate 141-Kollektiv einen schlechteren Allgemeinzustand (ECOG-PS ≥ 2: 29,0% vs. 0,4%) und waren im Median älter (63 vs. 59 Jahre).
Für Patienten, die Nivolumab in der NIS HANNA als Erstlinie erhielten (n=107), lag das mOS bei 10,4 Monaten (95%-KI: 7,9-NE), bei einem 12-Monats-OS von 47% und einem 18-Monats-OS von 36%. Diese Ergebnisse sind konsis-tent mit den Daten der CheckMate 141-Studie (2) und unterstreichen die Erkenntnis, dass Patienten mit R/M SCCHN, die Nivolumab in der Erstlinie nach platinbasierter RCT erhalten, auch im klinischen Alltag von einem guten OS profitieren können. Für ältere Patienten ab 70 Jahren wurde mit einem mOS von 11,0 Monaten ebenfalls ein gutes Ergebnis erzielt (4).
Vorteil auch für Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand
Eine weitere Subgruppenanalyse evaluierte das OS in Abhängigkeit vom Allgemeinzustand der Patienten. Der Analyse zufolge profitierten auch Patienten mit ECOG-PS ≥ 2 von der Therapie, wenn auch nicht in gleichem Maße wie Patienten in besserem Allgemeinzustand. Patienten mit ECOG-PS 0 erreichten ein bemerkenswertes mOS von 20,2 Monaten (95%-KI: 15,3-NE; 12-Monats-OS: 69%; 18-Monats-OS: 62%), während das mOS bei Patienten mit ECOG-PS 1 9,5 Monate (95%-KI: 8,1-14,1; 12-Monats-OS: 41%; 18-Monats-OS: 29%) und mit ECOG-PS ≥ 2 immer noch 7,3 Monate betrug (95%-KI: 4,0-10,3; 12-Monats-OS: 30%; 18-Monats-OS: 15%) (Abb. 2) (4). Die Erkenntnis, dass auch weniger fitte Patienten einen OS-Vorteil durch Nivolumab haben, ist für die Routineversorgung bedeutsam, da diese Patienten im klinischen Alltag eine relevante Gruppe darstellen, in Zulassungsstudien aber kaum oder gar nicht repräsentiert sind.Nivolumab erwies sich in der NIS HANNA als gut verträglich (4) – konsistent mit dem Sicherheitsprofil der Zulassungsstudie (9). 29,3% der Patienten entwickelten Nebenwirkungen aller Grade, 10,2% der Grade 3/4 (4). Die Analyse der Lebensqualität (QoL) mit den Fragenbögen EQ-5D VAS und FACT H+N ergab bei einem Follow-up von 18 Monaten eine weitgehende Stabilität der QoL-Parameter (10).
Fazit
Nivolumab ist der erste immunonkologische Wirkstoff, der bei Patienten mit R/M SCCHN nach platinbasierter adjuvanter oder primärer Therapie einen langanhaltenden Überlebensvorteil bei guter Verträglichkeit gegenüber der Vergleichstherapie über alle PD-L1-Expressionslevel hinweg gezeigt hat. Real-World-Daten der NIS HANNA bestätigen trotz der unselektionierten Patientenklientel mit ungünstigeren Basischarakteristika die Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten der Zulassungsstudie. Patienten mit R/M SCCHN, die im klinischen Alltag Nivolumab erhalten, können somit bereits ab der Erstlinie nach Platin von einem der Zulassungsstudie vergleichbaren OS-Vorteil bei guter Verträglichkeit und stabiler Lebensqualität profitieren, auch bei höherem Alter oder schlechterem Allgemeinzustand.Das ePoster zeigt die komplette Interimsanalyse – inklusive aller Subgruppenanalysen zu Platin-sensitiven, unfitten oder älteren Patienten. Lassen Sie sich von Prof. Dr. Andreas Dietz, Leipzig, durch die wichtigsten Ergebnisse der NIS HANNA führen. Das Video finden Sie unter www.med4u.org/18884.
Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann
Mit freundlicher Unterstützung der Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA
* Gemäß MCBS-Richtlinien 2 kann ein Wert der Kategorie 5 nur erzielt werden, wenn optimale Ergebnisse im Gesamtüberleben durch eine reduzierte Toxizität oder eine erhöhte Lebensqualität verstärkt werden (7).
(1) Fachinformation Opdivo®, aktueller Stand.
(2) Gillison ML et al. Oncologist 2018;23(9):1079-82.
(3) Ferris RL et al. Oral Oncol 2018;81:45-51.
(4) Dietz A et al. J Clin Oncol 2020;38(suppl):abstr 6532+Poster.
(5) Brana I et al. Ann Oncol 2012;23(Suppl 10):x178-185.
(6) Krebs in Deutschland für 2015/2016. 12. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2019.
(7) ESMO-MCBS Scorecards. Verfügbar unter: https://www.esmo.org/guidelines/esmo-mcbs/esmo-mcbs-scorecards?page=19. Abgerufen am: 05.02.2021.
(8) Bristol-Myers Squibb. Data on file, wird auf Anfrage gerne zur Verfügung gestellt.
(9) Ferris RL et al. N Engl J Med 2016;375(19):1856-67.
(10) Hahn D et al. Oncol Res Treat 2020;43(suppl 4):abstr 136+Präsentation.
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