26. Juni 2020 Nivolumab: NIS HANNA bestätigt Erstlinien-Einsatz nach Platin auch im klinischen Alltag
Rezidiviertes oder metastasiertes SCCHN
Anhaltender Überlebensvorteil
In der Zulassungsstudie CheckMate 141 zeigte sich mit Nivolumab erstmals ein signifikant längeres medianes Gesamtüberleben (mOS) der R/M SCCHN-Patienten gegenüber einer Monotherapie nach Wahl des Prüfarztes (Methotrexat, Docetaxel oder Cetuximab; Investigator’s Choice: IC) (7). Der PD-1-Inhibitor ermöglichte einem Teil der SCCHN-Patienten ein Langzeitüberleben von über 2 Jahren. Die Überlebensrate betrug nach 2 Jahren 17,0% (95%-KI: 12,4-22,0) unter Nivolumab vs. 6,0% (95%-KI: 2,7-11,3) unter IC, was beinahe einer Verdreifachung entspricht (1). Mit einem um 32% verringerten Sterberisiko nach 2 Jahren (HR=0,68; 95%-KI: 0,54-0,86) konnten die Patienten deutlich von Nivolumab profitieren (1).OS-Vorteil unabhängig vom PD-L1-Status
Die Patienten konnten unabhängig vom PD-L1-Status von der Nivolumab-Therapie profitieren. Das mOS betrug bei Patienten mit PD-L1-TC ≥ 1% 8,2 Monate unter Nivolumab vs. 4,7 Monate unter IC (HR=0,55; 95%-KI: 0,39-0,78). Doch auch bei Patienten mit PD-L1-TC < 1% verlängerte Nivolumab das mOS gegenüber IC (6,5 vs. 5,5 Monate (HR=0,73; 95%-KI: 0,49-1,09)) (1). Das 2-Jahres-OS war bei Patienten mit positiver (≥ 1%) und negativer (< 1%) PD-L1-Expression unter Nivolumab vergleichbar (18,5% und 20,7%) (1). Da die Zulassung für Nivolumab einen PD-L1-unabhängigen Einsatz zulässt, kann die Therapieentscheidung unabhängig vom PD-L1-Status getroffen werden. Eine PD-L1-Testung ist vor Therapiebeginn nicht erforderlich.Erstlinien-Therapie nach platinbasierter RCT
Eine weitere Subgruppenanalyse der CheckMate 141 zeigte, dass Patienten, die im lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium Nivolumab direkt nach Versagen einer platinbasierten RCT erhielten, bereits sehr früh von der Immuncheckpoint-Blockade profitieren konnten (3, 6). In dieser Patientengruppe verringerte Nivolumab das Sterberisiko um 46% gegenüber IC (HR=0,54; 95%-KI: 0,33-0,89). Das mOS verdoppelte sich von 3,3 Monaten (95%-KI: 2,1-6,4) unter IC auf 7,7 Monate (95%-KI: 3,1-13,8) unter Nivolumab. Die 2-Jahres-OS-Rate lag in dieser Subgruppe bei 21,6% vs. 3,8% (3, 6).NIS HANNA – Bestätigung der Wirksamkeit im klinischen Alltag
Eine Interimsanalyse der prospektiven, multizentrischen, einarmigen NIS HANNA, die am ASCO 2020 präsentiert wurde, zeigt, dass die Erfahrungen mit Nivolumab auch im klinischen Alltag bei unselektierten Patienten (n=351) mit R/M SCCHN gemäß der Zulassung bestätigt wurden (4). In dieser in Deutschland in verschiedenen Zentren durchgeführten NIS erhielt ein Drittel der Patienten Nivolumab bereits als Erstlinientherapie nach einer platinbasierten RCT. Des Weiteren wurden auch Patienten mit Hirnmetastasen oder einem schlechteren Allgemeinzustand (ECOG-Performance-Status (PS) ≥ 2) sowie Platin-sensitive Patienten, die nicht Teil der Studienpopulation der Zulassungsstudie CheckMate 141 waren, eingeschlossen. Die Patienten waren in der NIS HANNA im Schnitt auch älter (63 vs. 59 Jahre), verglichen mit der CheckMate 141 (4).Die Subgruppenanalyse der Erstlinienpatienten nach einer platinbasierten RCT ergab eine 12-Monats-OS-Rate von 47% unter Nivolumab. Nach 18 Monaten lag das OS noch bei 36%. Das mOS betrug 10,4 Monate (95%-KI: 7,9-NE) (4) (Abb. 1). Diese Ergebnisse bestätigen die Daten der Studie CheckMate 141 (3). Der Einsatz von Nivolumab in der Erstlinie nach platinbasierter RCT wurde somit im klinischen Alltag bekräftigt und bestätigt die Erfahrungen, die in den letzten Jahren erlangt werden konnten (4).
In der Subgruppe der Platin-refraktären Patienten (n=197; 56,1%) betrug das 12-Monats-OS 37% und das mOS 8,8 Monate (95%-KI: 6,3-10,6). Diese Subgruppe entspricht der Patientenpopulation der CheckMate 141-Studie, in der ähnliche Ergebnisse erzielt wurden (12-Monats-OS: 34%; mOS: 7,7 Monate (95%-KI: 5,7-8,8)) (4, 7). Bei Platin-sensitiven Patienten (n=150; 42,7%), die nicht in die CheckMate 141 eingeschlossen waren, betrug das 12-Monats-OS 50% und das mOS 12,2 Monate (95%-KI: 8,8-15,6) (4). Diese Daten aus der NIS HANNA ergänzen somit die Daten aus der Zulassungsstudie. Patienten mit einem späten Progress nach einer platinbasierten Therapie können von dem Einsatz von Nivolumab noch besser profitieren.
In einer weiteren Subgruppenanalyse wurde das OS in Abhängigkeit vom ECOG-PS und Alter der Patienten untersucht. Hier zeigt sich, dass auch Patienten mit ECOG-PS ≥ 2 oder in höherem Alter von der Therapie profitieren können. Diese beschriebenen Patientengruppen sind im Behandlungsalltag stark vertreten, in Zulassungsstudien aber unterrepräsentiert oder gänzlich ausgeschlossen. Daher schließen die Ergebnisse der NIS HANNA bedeutende Erkenntnislücken.
Die Therapie mit Nivolumab war gut verträglich und konsistent mit dem Sicherheitsprofil der Zulassungsstudie. Entsprechend wurden in der NIS HANNA bei 29% der Patienten Nebenwirkungen (AEs) dokumentiert. Unerwünschte Ereignisse der Grade 3/4 traten bei 10,2 % der Patienten auf. Grad 5 behandlungsbedingte AEs traten bei 3 Patienten auf.
Fazit
Beim R/M SCCHN wird der Einsatz des PD-1-Inhibitors mit der längsten klinischen Erfahrung nach Zulassung in Deutschland durch die Real-World-Daten der NIS HANNA unterstützt. Trotz eines unselektionierten Patientenkollektivs konnten die positiven Ergebnisse mit Nivolumab aus der Zulassungsstudie bestätigt werden. Dies spricht für den Einsatz von Nivolumab bereits in der Erstlinientherapie nach einer platinbasierten RCT – unabhängig vom Zeitpunkt des Progresses und unabhängig vom PD-L1-Status.Mit freundlicher Unterstützung der Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA
Andrea Warpakowski
Literatur:
(1) Ferris RL et al. Oral Oncology 2018;81:45-51.
(2) Ferris RL et al. ASTRO Head & Neck Symposium 2018; Poster LBA 10.
(3) Gillison ML et al. Oncologist 2018;23(9):1079-82.
(4) Dietz A et al. J Clin Oncol 38: 2020 (suppl; abstr 6532).
(5) Fachinformation Opdivo®. Aktueller Stand.
(6) Bristol-Myers Squibb. Data on file, wird auf Anfrage gerne zur Verfügung gestellt.
(7) Ferris RL et al. N Engl J Med 2016;375(19):1856-67.
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