JOURNAL ONKOLOGIE – Artikel
26. Juni 2020 Seite 3/4
Neoepitopspezifische Immuntherapie
Mit der Anzahl von tumorspezifischen somatischen Mutationen nimmt linear auch die Anzahl möglicher Neoepitope zu. Die Checkpoint-Inhibition wirkt unspezifisch und entfesselt in extrakraniellen soliden Tumoren v.a. in das Tumorgewebe infiltrierte und durch das lokale Mikromilieu supprimierte T-Zellen, somit auch die neoepitopspezifischen Zellen. Die Blut-Hirn-Schranke ist im Kontext von Glioblastomen, wenn überhaupt, jedoch nur eingeschränkt für die rekombinanten Antikörper permeabel. Somit ist hier der Wirkmechanismus hauptsächlich auf die Entfesselung peripherer T-Zellen zurückzuführen. Nicht auszuschließen ist die vereinzelte Transmigration von T-Zellen, die den CI gebunden haben, in das Hirnparenchym und den Tumorkern. Die Anzahl an entfesselten neo-epitopspezifischen T-Zellen ist in diesem Konzept aber als extrem selten anzunehmen. Hierbei können neoepitopspezifische Immuntherapien in Kombination mit CIs insbesondere bei hypermutierten Glioblastomen Abhilfe schaffen (Abb. 2).
Anwendung bei Glioblastomen mit hoher Mutationslast
Zwei multizentrische bzw. multinationale Glioblastomkonsortien haben kürzlich 2 Phase-I-Studien zur Durchführbarkeit und Verträglichkeit von personalisierten neoepitopspezifischen Multipeptidvakzinen durchgeführt (3, 19). Diese Studien haben gezeigt, dass selbst bei nicht hypermutierten Glioblastomen mit einer Anzahl von 30-50 nicht-synonymen Mutationen die Generierung und Applikation von personalisierten neoepitopspezifischen Multipeptidvakzinierungen möglich sind. Zudem konnte gezeigt werden, dass T-Zellen, die durch die Vakzine aktiviert wurden, im peripheren Blut polyfunktional blieben und teilweise in das Tumormikromilieu infiltrierten. Als logische Konsequenz dieser Erkenntnisse werden derzeit 2 Phase-I-Studien zur Peptidvakzinierung in Kombination mit CIs durchgeführt (NCT03893903, NCT03750071). Aufgrund der erhöhten Abundanz von Neoepitopen sollten diese kombinierten personalisierten Immuntherapien insbesondere in hypermutierten oder ultra-hypermutierten Glioblastomen klinische Anwendung finden.
Neben peptidbasierten neoepitopspezifischen Immuntherapien befinden sich zelluläre TZR-transgene personalisierte Plattformen in der Entwicklung. Vorteilhaft bei der TZR-transgenen Immuntherapie ist die Umgehung der endogenen, bei Krebspatienten häufig reprimierten Induzierbarkeit einer T-Zell-Antwort. Neben regulatorischen Herausforderungen bei der Herstellung von zellulären Produkten gilt es derzeit, die Plattformen durch technologischen Fortschritt so weiterzuentwickeln, dass sie in das zeitlich limitierte Therapiefenster von Glioblastom-Patienten implementiert werden können.
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"Glioblastom: Immuntherapie bei hoher Mutationslast und klinische Relevanz von Methylierungssubtypen"
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