Psychoonkologische Versorgung im Akutkrankenhaus – inhaltliche und strukturelle Ziele und Herausforderungen
C.M. Wetzel, O. Ortmann, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität Regensburg.
23. April 2010
Jede somatische Erkrankung steht in Wechselwirkung mit psychischen und sozialen Faktoren. Um eine umfassende Versorgung von Patienten im Akutkrankenhaus zu gewährleisten, ist das Angebot psychosozialer Unterstützung unabdingbar. Im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells stellt dies nicht lediglich aus ethischer, sondern auch aus wissenschaftlicher verhaltensmedizinischer Perspektive eine Notwendigkeit dar. Das biopsychosoziale Modell ist das etablierteste Konzept zur Erklärung von Gesundheit und Krankheit [1,2]. Es berücksichtigt drei Ebenen: 1) die somatische Störung in Form des organischen Befunds, 2) die Störung des Erlebens und Verhaltens, die sich in Aspekten wie beispielweise Befindlichkeit, Mitverantwortung oder Compliance des Patienten zeigt, und 3) die Ebene des sozialen Umfelds. Veränderungen auf einer dieser Ebenen kann jede der anderen Systemebenen beeinflussen. Das Modell bezieht sich sowohl auf die Ätiopathogenese als auch auf den Verlauf von Erkrankungen. Krankheit ist nicht als Zustand, sondern als multifaktoriell bedingter, dynamischer Prozess zu verstehen. Die Psychoonkologie ist ein Fachgebiet der medizinischen Psychologie, das sich im Speziellen mit psychosozialen Aspekten von Krebserkrankungen befasst. Die psychologische Betreuung von Krebspatienten gehört heute zum Standard der interdisziplinären onkologischen Behandlung, sowohl in Deutschland als auch international. Die Psychoonkologie besteht somit als eigenständiges Fach innerhalb der Onkologie. Im Zuge der Zertifizierung von Organkrebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) konnte dieses Fachgebiet in Deutschland noch besser in die Versorgung integriert werden. Die Aufgaben der Psychoonkologie umfassen Forschung und Versorgung, die über die biomedizinische Ebene der onkologischen Behandlung hinausgehen. Schwerpunkte stellen dabei Beratung, Früherkennung, Prävention und Behandlung psychischer Belastungen und Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung dar. Entsprechend bedeutsam ist die psychoonkologische Diagnostik als Voraussetzung für eine gezielte und effektive Intervention. Die inhaltliche Komplexität dieser spezialisierten, interdisziplinären und zugleich jungen Disziplin erfordert die Weiterentwicklung von inhaltlichen und strukturellen psychoonkologischen Konzepten, die eine angemessene Versorgung ermöglichen.
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