NSCLC: Höhere Ansprechraten und besseres Nutzen-Risikoprofil mit nab-Paclitaxel
Erstlinientherapie des fortgeschrittenen NSCLC
Basis für die Zulassung von nab-Paclitaxel in Kombination mit Carboplatin für die Erstlinientherapie von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ist die Phase-III-Studie von Socinski et al. (1). Sie konnte für die Kombination aus nab-Paclitaxel/Carboplatin (nab-Pac) im Vergleich zu lösungsmittelbasiertem Paclitaxel/Carboplatin eine signifikant höhere Ansprechrate und ein verbessertes Nutzen/Risiko-Profil in der Erstlinientherapie von Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC nachweisen.
Standard in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen NSCLC ist eine platinbasierte Doublette. Am häufigsten wird ein Platinsalz zusammen mit lösungsmittelbasiertem Paclitaxel (solvent-based Paclitaxel = sb-Pac) eingesetzt.
In der Phase-III-Studie von Socinski et al. erzielte die Kombination aus nab-Pac (100 mg/m2 wöchentlich) plus Carboplatin (AUC6 q3w) nach unabhängiger Begutachtung im Gesamtkollektiv eine signifikant höhere Ansprechrate als sb-Pac (200 mg/m2 q3w) und Carboplatin (AUC6 q3w) mit 33% vs. 25% (p=0,005). Damit hat die Studie ihren primären Endpunkt erreicht.
Das progressionsfreie Überleben (PFS) verbesserte sich im Gesamtkollektiv numerisch um ca. 10% mit nab-Pac (median 6,3 vs. 5,8 Monate, HR=0,902; p=0,214), ebenso das Gesamtüberleben (OS median 12,1 vs. 11,2 Monate, HR=0,922; p=0,271).
Etwa 15% der in die Studie eingeschlossenen Patienten waren 70 Jahre oder älter. Für diese Gruppe mit nab-Pac konnte auch ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben im Vergleich zu konventionellem Paclitaxel nachgewiesen werden mit im Median 19,9 Monaten im Vergleich zu 10,4 Monaten mit sb-Pac (HR=0,583) (2).
In einer vor Kurzem im British Journal of Cancer publizierten weiteren Subgruppenanalyse (3) konnte ebenso für die Patientengruppe, die 60 Jahre oder älter war (n=546) mit nab-Pac (n=265) im Vergleich zu sb-Pac (n=281) ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben nachgewiesen werden (13,8 Monate vs. 11,0 Monate, HR=0,76; p=0,009). Auch die Ansprechrate war bei diesen Patienten in der nab-Pac-Gruppe signifikant höher als in der sb-Pac-Gruppe mit 34% vs. 25,6% (p=0,03).
Trotz der höheren kumulativen Dosis war nab-Pac im Vergleich zu sb-Pac besser verträglich und konnte ohne Prämedikation appliziert werden.
So waren unter nab-Pac signifikant weniger Neuropathien ≥ Grad 3 aufgetreten und die Neuropathien von ≥ Grad 3 waren nach Therapie mit nab-Paclitaxel deutlich früher abgeklungen als in der Gruppe, die sb-Pac erhalten hatte (38 vs. 104 Tage). Ebenso waren weniger Neutropenie, Arthralgie und Myalgie mit nab-Pac beobachtet worden als mit sb-Pac. Weniger Thrombozytopenie und Anämie wurden unter sb-Pac berichtet.
Damit weist nab-Pac in der Intent-to-treat-Population unabhängig von der Histologie ein insgesamt besseres Nutzen-Risiko-Profil auf als sb-Pac. In einer weiteren Subgruppenanalyse (4) erwies sich auch für NSCLC-Patienten mit einer Plattenepithelkarzinomhistologie, für die ein sehr hoher medizinischer Bedarf an neuen Therapien besteht, nab-Pac als eine sehr vielversprechende Option: Die Ansprechrate der mit nab-Pac behandelten Patienten lag bei 41% im Vergleich zu 24% in der sb-Pac-Gruppe (p<0,001).
Das günstige Nutzen-Risiko-Profil von nab-Pac im Vergleich zu sb-Pac, das sich in allen histologischen Subgruppen und insbesondere bei den älteren Patienten zeigte, bedeutet einen wichtigen Fortschritt für die Therapie von Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC. nab-Paclitaxel sollte als Erstlinientherapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC in Betracht gezogen werden, schlussfolgerten die Autoren (4).
(1) Socinski MA et al. JCO 2012; 30: 2055-2062.
(2) Socinski MA et al. Ann Oncol 24:314-321, 2013.
(3) Langer CJ et al. Br J Cancer (2015), 1-10 doi: 10.1038/bjc.2015.181
(4) Socinski MA et al. Ann Oncol 2013; 24: 2390-2396.