Oberflächliches Harnblasenkarzinom: BCG als Standardtherapie?
Andreas Böhle, Bad Schwartau.
08. April 2006
In der Urologie ist das Harnblasenkarzinom nach dem Prostatakarzinom der zweithäufigst anzutreffende Tumor (2). Die Mehrzahl der Patienten, ca. 70-80%, haben bei Diagnosestellung oberflächliche Tumoren der Stadien pTa, pT1 und CIS. In Abhängigkeit vom Tumorstadium und Differenzierungsgrad rezidivieren jedoch ca. 70% nach ausschließlicher transurethraler Resektion, bis zu 25% der Patienten erleiden einen Progress im Sinne eines höheren Tumorstadiums bzw. schlechteren Differenzierungsgrads im Rezidiv(3). Die korrigierte 5 Jahres-Überlebensrate für Patienten mit pTa Tumoren beträgt 95%, für das Tumorstadium pT1 G1-2 81% und für das Tumorstadium pT1 G3-4 64% (4). Tritt ein Rezidiv auf , verschlechtert sich die Prognose bei pTa Tumoren auf 77,7%, bei pT1 G1-2 Tumoren auf 78,6% und bei pT1 G3-4 Tumoren auf 38,7%. Darüber hinaus sind der Differenzierungsgrad und die Multifokalität des Primärtumors von prognostischer Bedeutung: während hochdifferenzierte Tumoren nur in 0-6% eine Invasion der Lamina propria und damit eine Progression aufwiesen, zeigten 22-52% der mittelgradig differenzierten Tumoren und 5-82% der niedrig differenzierten Tumoren im Verlauf nach transurethraler Resektion ein invasives Wachstum. Primär multifokale Tumore, mehr als 2 Tumore bei Erstdiagnose, ein begleitendes Carcinoma in Situ und eine Tumorgröße von >5 cm beeinflussen die Prognose ebenfalls im Sinne einer Verschlechterung (5). Weitere wichtige Prognoseparameter für das oberflächliche Urothelkarzinom unabhängig von Tumorstadium und Differenzierungsgrad wurden von Kurth und Mitarbeitern der EORTC ermittelt. Neben dem Behandlungsjahr und der Erfahrung des behandelnden Arztes wurde insbesondere der Status des Patienten nach 3 Monaten unabhängig von einer adjuvanten Behandlung als prognostisch ungünstig herausgestellt (6). Aus den genannten Daten zur Rezidiv- und Progressionswahrscheinlichkeit oberflächlicher Tumore ergibt sich die Notwendigkeit einer adjuvanten Therapie. Lediglich primäre monofokale Tumore im Stadium pTa G1 bedürfen auf Grund der niedrigen Rezidiv- und Progressionswahrscheinlichkeit keiner adjuvanten Therapie, bei allen anderen oberflächlichen Tumoren wird eine intravesikale Rezidivprophylaxe empfohlen (7). In Deutschland kommen die intravesikale Zytostatika- sowie die intravesikale BCG-Instillation zur Rezidivprophylaxe zum Einsatz. Nachfolgend soll der wissenschaftliche Hintergrund der BCG-Therapie, die praktische Durchführung der Behandlung, die Nebenwirkungen der Therapie sowie der Stellenwert der Behandlung im Vergleich zu anderen Therapieverfahren dargestellt werden.
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