Freitag, 19. April 2024
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Rektumkarzinom

Dr. rer. nat. Marion Adam

Rektumkarzinom
© SciePro - stock.adobe.com
Mastdarmkrebs, auch Rektumkarzinom oder Enddarmkrebs genannt, entsteht im Mastdarm, dem letzten Abschnitt des Dickdarms (1). Zusammen mit dem eigentlichen Dickdarmkrebs, dem Kolonkarzinom, werden diese Tumoren unter dem Begriff kolorektales Karzinom (CRC, colorectal cancer) zusammengefasst. In Deutschland erkranken jährlich etwa 18.000 Menschen neu an einem Rektumkarzinom.
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Was ist ein Rektumkarzinom?

Das kolorektale Karzinom (CRC) ist eine der 3 häufigsten Krebserkrankungen der westlichen Welt. Etwa 30% der kolorektalen Karzinome sind im Enddarm (Rektum) lokalisiert. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Frauen bei 73 Jahren und bei Männern bei 69 Jahren. Die Inzidenz bei Patient:innen unter 50 Jahren nimmt zu (1, 2).
Mastdarm- und Dickdarmkrebs unterscheiden sich in der Behandlung, da der Enddarm in einem engen Raum liegt, der kaum von anderen Organen und Strukturen getrennt ist. Diese Enge macht die chirurgische Entfernung dieses Tumors oft sehr schwierig.
Die Langzeitüberlebensrate von Patient:innen mit Rektumkarzinom war selbst nach umfassender Behandlung niedrig. Dank der Fortschritte in der Diagnose und Behandlung in den letzten Jahrzehnten haben sich die Überlebensraten deutlich verbessert.

Was sind die Ursachen eines Rektumkarzinoms?

Faktoren, die das Darmkrebs-Risiko erhöhen (1, 3):
 
  • Alter: Darmkrebs kann in jedem Alter diagnostiziert werden, aber ältere Patient:innen (>50 Jahre) haben ein erhöhtes Risiko
  • persönliche Vorgeschichte: nach vorheriger Erkrankung an Mastdarmkrebs, Dickdarmkrebs oder adenomatösen Polypen ist das Risiko für einen weiteren Darmkrebs erhöht.
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
  • Erbkrankheiten, z. B. Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) und das Lynch-Syndrom (hereditäres nichtpolypöses kolorektales Karzinom)
  • genetische Veranlagung: Darmkrebs in der Familie
  • Ernährung: wenig Gemüse und viel rotes Fleisch
  • Bewegungsmangel
  • Diabetes: Patient:innen mit schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs.
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • Strahlentherapie bei Darmkrebs. Eine auf den Bauchraum gerichtete Strahlentherapie zur Behandlung früherer Krebserkrankungen.

Wie breitet sich Mastdarmkrebs aus?

Bei einem metastasierter Enddarmkrebs im Stadium IV können sich Metastasen über den Enddarm hinaus überall im Körper ausbreiten. Besonders häufig treten Metastasen in der Leber, der Lunge, dem Gehirn oder der Bauchhöhle auf.

Was sind die Anzeichen und Symptome eines Rektumkarzinoms?

Im frühen Stadium nehmen Patient:innen erste Anzeichen und Symptome der Erkrankung oftmals nicht wahr (1-3).

Darmkrebs-Patient:innen leiden häufig an folgenden Beschwerden:
 
  • Veränderung der Stuhlgewohnheiten wie Durchfall, Verstopfung oder häufiger Stuhlgang
  • dunkelbraunes oder hellrotes Blut im Stuhl
  • bandförmige Stuhlgänge
  • Gefühl, dass der Darm nicht vollständig entleert wird
  • Schmerzen im Unterleib
  • ungeklärter Gewichtsverlust
  • Schwäche oder Müdigkeit

Wie wird das Rektumkarzinom diagnostiziert?

Rektumkarzinome können im Rahmen der Darmkrebs-Früherkennung entdeckt werden (1, 3). Zur Sicherung der Diagnose werden u. a. folgende Verfahren eingesetzt:
 
  • Digital-rektale Untersuchung zur Beurteilung der Schließmuskelfunktion: Befindet sich der Tumor im unteren (möglicherweise mittleren) Rektumdrittel, ermöglicht die digital-rektale Untersuchung die Beurteilung der Sphinkter- oder Vaginalbeteiligung.
  • Starre Rektoskopie (Mastdarmspiegelung): Zur genauen Lokalisation der Höhe der Läsion sollte eine starre Rektoskopie durchgeführt werden, da die flexible Endoskopie für diesen Zweck nicht präzise genug ist.
  • Vollständige Koloskopie (Darmspiegelung): um weitere Tumoren auszuschließen
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Für die Planung der Therapie sind besonders wichtige Merkmale: die Infiltrationstiefe in das perirektale Fettgewebe, die Beziehung des Tumors zur mesorektalen Faszie und die extramurale vaskuläre Infiltration.
  • Suche nach Metastasen: Nach der deutschen Leitlinie für die klinische Praxis sind eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens und eine Röntgenaufnahme des Thorax ausreichend (1). Ergeben diese Untersuchungen auffällige oder unklare Befunde, sollen sie durch eine Computertomographie (CT) und/oder Kernspintomographie ergänzt werden.
  • Tumormarker sind häufig unspezifisch und werden daher vor allem zur Verlaufskontrolle eingesetzt. Beim Rektumkarzinom sollte der CEA-Serumspiegel vor Beginn der Therapie bestimmt werden.

Welche Behandlung bei Rektumkarzinom?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Patient:innen mit Rektumkarzinom zu behandeln (1-3). Die Entscheidung für eine Therapie beim Rektumkarzinom ist komplex. Metastasen, Alter der Patient:innen und mögliche begleitende Erkrankungen spielen eine Rolle. Die Art der Therapie hängt zudem vom Stadium, in dem sich der Tumor befindet, ab. Patient:innen sollten daher die Teilnahme an einer klinischen Studie in Erwägung ziehen.

Folgenden Therapien werden angewendet:
 
  • Operation z.B. Polypektomie, lokale Exzision, Resektion, Radiofrequenzablation, Kryochirurgie, Beckenexenteration, totale mesorektale Exzision (TME)
  • Strahlentherapie
  • Chemotherapie: systemische oder regionale Chemotherapie
  • aktive Überwachung: digitale rektale Untersuchung, MRT, Endoskopie, Sigmoidoskopie, CT-Untersuchung, Test auf karzinoembryonales Antigen (CEA).
  • gezielte Therapie: monoklonale Antikörper, Angiogenese-Hemmer, Proteinkinase-Inhibitoren
  • Immuntherapie: Immuncheckpoint-Inhibitoren wie z.B. CTL-4 und PD-1
  • Totale neoadjuvante Therapie (TNT): Nach den aktuellen Empfehlungen sollte die TNT für Patient:innen mit lokalem Rektumkarzinom im fortgeschrittenem Stadium eingesetzt werden. Insbesondere für Tumoren in ungünstigen Tumorstadien und/oder bei Organerhalt, sollte die TNT erwogen werden. Hierunter wird die Erweiterung der neoadjuvanten Therapie um eine Chemotherapie verstanden. Diese kann nach bzw. vor der Radio- oder Radiochemotherapie verabreicht werden.
  • Follow-up
Perioperativ
Neoadjuvante Therapie: Eine Strahlen- und/oder Chemotherapie kann vor der Operation durchgeführt werden, um den Tumor zu verkleinern, die Entfernung des Tumors zu erleichtern und die Darmkontrolle nach der Operation zu verbessern.

Postoperativ
Adjuvante Chemotherapie: Einige Patient:innen können nach der Operation eine Strahlen- und/oder Chemotherapie erhalten, um verbliebene Krebszellen abzutöten und um das Risiko eines Wiederauftretens des Krebses zu verringern.

Ist ein Rektumkarzinom heilbar?

Das Rektumkarzinom kann heilbar sein, insbesondere wenn es durch Früherkennungsmethoden wie die Koloskopie frühzeitig erkannt wird.

Redaktion journalonko.de

Literatur:

1. Rektumkarzinom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html. Zuletzt abgerufen am 14.06.2023.
2. AWMF: S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-007OLl_S3_Kolorektales-Karzinom-KRK_2019-01.pdf
3. Rectal cancer. https://www.cancer.gov/types/colorectal/patient/rectal-treatment-pdq#_135. Zuletzt abgerufen am 14.06.2023.

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